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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wiedersehen!« Larius konnte nicht anders, er mußte seiner Verachtung endlich Luft machen.
    »O doch, das werde ich.«
    Sie würde mir den Eimer kaufen; danach hatte er wahrscheinlich recht.
     
    Die Petronius-Brut spielte unten im Hof mit Myrtenzweigen und Schlamm. Sie kehrten uns den Rücken zu, zum Zeichen dafür, daß sie in ihrer phantasievollen Tätigkeit nicht gestört werden wollten. Die Kätzchen sprangen um sie herum. Anscheinend paßte niemand auf die Kinder auf. Wir machten einen Spaziergang hinunter zum Meer. Das Kindermädchen Ollia lag am Strand, und neben ihr stellte der Fischerjunge seine glänzenden Brustmuskeln zu Schau. Er hielt Monologe, wie Gigolos es gern tun; Ollia starrte aufs Meer hinaus und lauschte gebannt. Ein sehnsüchtiger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
    Ich nickte dem Mädchen grimmig zu. »Petronius?«
    »Ist spazierengegangen.«
    Ihr Fischerjunge war nicht älter als mein Neffe; er trug die Art Schnurrbart, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann – einen spärlichen schwarzen Köderwurm, der wie angenäht über seinem ausdruckslosen Mund hing.
    Larius trottete neben mir her. »Wir sollten Ollia retten.«
    »Laß ihr doch ihren Spaß!«
    Mein Neffe maulte; dann ließ er mich zu meiner Überraschung einfach stehen. Ich spürte mein Alter, als ich sah, wie er zurückschlenderte und sich neben dem Paar in den Sand kauerte. Die beiden Knaben funkelten sich an, während Ollia weiter aufs Meer hinausstarrte, eine übergewichtige, gefühlsduselige Schlampe, überwältigt von ihrem ersten Erfolg auf gesellschaftlichem Parkett.
     
    Ich kehrte diesem kläglichen Tableau den Rücken und marschierte weiter den Strand entlang. Ich dachte an Pertinax und Barnabas. Und an Crispus. Warum wurde ich seit einer Weile das Gefühl nicht los, daß Crispus und Barnabas mich an der Nase herumführten und ich mit meinen Ermittlungen ständig haarscharf an der Wahrheit vorbeischrammte …? Dann dachte ich an andere Dinge, die für meine Arbeit nicht von Bedeutung waren.
    Gereizt wich ich den ersten Flutwellen aus und spielte Ball mit einer weggeworfenen Eierkiste, bis ich mir langsam vorkam wie Odysseus in der Höhle des Polyphem: Ein einzelnes riesengroßes Auge beobachtete mich haßerfüllt.
    Es war auf eine Schiffsplanke gemalt. Rot und schwarz, mit der schamlosen Verlängerung ägyptischer Götterbilder. Vermutlich gab es ein Pendant dazu am stolzen Bug des Schiffes, aber da dieses seitlich zur Küste lag, hätte ich schon einen zahmen Delphin gebraucht, um das nachprüfen zu können. Der Segler war in sicherer Entfernung vor Anker gegangen, kein neugieriger Urlauber würde den Besitzer belästigen. Die Jacht roch nach jenem unverschämten Wohlstand, der sich gern vor möglichst großem Publikum zur Schau stellt und dabei beteuert, wie wichtig ihm die Wahrung der Intimsphäre sei. Im übrigen hätte diese Art Luxusspielzeug nicht an die schäbigen Strohpuffer am Pier von Oplontis gepaßt.
    Wer immer diese nautische Schönheit gebaut hatte, wollte damit ein Fanal setzen. Geld schrie es aus allen Luken. Eine verhältnismäßig kurze Reihe von ockerroten Rudern lagen jetzt mustergültig ausgerichtet in Ruhestellung, dunkle Segel, ein Hauptmast für die Rahtakelung und noch ein zweiter fürs Focksegel und schmerzhaft vorbildlich gezurrte Leinen. Irgendwie war es dem Baumeister gelungen, den schlanken Kiel eines Kriegsschiffes mit ausreichend Kabinen- und Deckraum zu kombinieren, um dem Finanzier dieses sündhaft teuren Kleinods auch angemessenen Raum an Bord zu gewährleisten.
    Als die Abendbrise, die vom offenen Meer hereinkam, auffrischte und die Jacht in eine sanfte Schaukelbewegung versetzte, schoß die Vergoldung am Heck und am Kopfputz der Göttin vom Masttopp Blitze herüber. Ein schnelles kleines Beiboot, die minutiöse Kopie, driftete im Windschatten des schnittigen Seglers – genau die gleichen Steuerpaddel, die gleichen Segel, wenn auch im Spielzeugformat, ja sogar das gleiche aufgemalte Auge. Während ich mir noch den Hals ausrenkte, wurde das Boot eingeholt, und nach etlichem geschäftigen Hin und Her sah ich es, elegant und sportsmäßig gerudert, auf den Strand zusteuern.
    Ermuntert durch diesen glücklichen Zufall, schlenderte ich hinüber zum Landungssteg und hoffte auf eine Gelegenheit, mich mit den Ankömmlingen bekannt zu machen, die, so verriet mir mein Instinkt, nur zu Crispus’ Menage gehören konnten.
     
    An Bord waren zwei Männer: ein hagerer, aufgeweckter Matrose, der

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