Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Leben zurückgepumpt. Hinterher war ich heilfroh, lange stilliegen und meine gequetschte Luftröhre und mein durchgewalktes Fleisch schonen zu dürfen.
    »Glauben Sie, er wird durchkommen?« hörte ich Larius fragen; es klang eher neugierig als besorgt.
    »Ist anzunehmen.«
    Ich gab ein Stöhnen von mir. Petronius wußte, daß er ab jetzt ungeniert auf meine Kosten Witze machen konnte. Seine stählerne Faust trommelte auf meiner Schulter herum.
    »Er war doch in der Armee. Warum kann er nicht schwimmen?« Das war wieder Larius.
    »Oh … ja, weißt du, in der Woche, als wir in der Grundausbildung Wassersport durchnahmen, da hatte Marcus Strafdienst.«
    »Was hatte er denn angestellt?«
    »Nichts Ernstes. Wir hatten einen hochgestochenen stellvertretenden Tribun, der sich einbildete, Marcus hätte mit seinem Mädchen poussiert.«
    »Und? Hatte er?« fragte Larius endlich.
    »Aber nein! Damals war er für so was noch viel zu schüchtern!« Gelogen. Aber Petronius hielt nichts davon, die Jugend vorzeitig zu verderben.
    Ich rollte mich auf die Seite und linste aus geschwollenen Lidern zur Isis , doch sie war verschwunden.
    Die tiefstehende Abendsonne durchdrang die blutgesprenkelte Salzmarinade auf meiner Haut und mißhandelte gnadenlos meine Schultern und Beine. Ich lag mit dem Gesicht im Sand und dachte über den Tod durch Ertrinken und andere aufmunternde Dinge nach.
    Wie aus weiter Ferne hörte ich Petros drei kleine Töchter vor Vergnügen kreischen, während sie furchtlos im tückischen Meer Fangen spielten.
    »Hör mal«, fragte Petronius feixend meinen Neffen, »wie kommt es eigentlich, daß du immer zur Stelle bist, wenn dieser Esel sein Leben aufs Spiel setzt?«
    Larius schnaubte sich die Nase. Er ließ sich Zeit mit der Antwort, aber als er sprach, spürte ich, daß ihm dieses Geständnis ungeheuren Spaß machte.
    »Ich habe seiner Mutter versprochen, auf ihn aufzupassen«, sagte er.

XXXVIII
    Am nächsten Tag entschieden meine Freunde, es sei höchste Zeit, mir das Schwimmen beizubringen.
    Möglicherweise war es keine gute Idee, jemandem Unterricht zu erteilen, der noch derart unter Schock stand, daß er schon bei dem Gedanken daran, Meerwasser in die Lungen zu kriegen, erstarrte. Aber sie meinten es so ernst, daß ich kein Spielverderber sein wollte.
    Es war hoffnungslos. Petronius konnte mich ja auch kaum am Zipfel meiner Tunika hochhalten, wie er das mit seinen Kindern machte, und als Larius aus Weinschläuchen Schwimmflügel machen wollte, ließen diese sich nicht aufblasen.
    Immerhin, keiner lachte. Und niemand zankte mit mir, als ich fluchtartig aus dem Wasser stieg und mich in einen schattigen Winkel verkroch.
    Ich blieb für mich und warf mürrisch mit Kieseln nach einem Einsiedlerkrebs. Ich zielte absichtlich daneben.

XXXIX
    Als Helena kam, waren wir beim Essen.
    Die Kinder hatten wir bei Ollia gelassen – bis auf Tadia, die Bekanntschaft mit einer Qualle gemacht hatte und immer noch so herzerweichend wimmerte (das arme Würmchen hatte sich auf die Qualle draufgesetzt), daß sie zum Trost ins Restaurant mitkommen durfte. Larius leistete Ollia Gesellschaft; wir hörten im Weggehen, wie sie über lyrische Dichtkunst diskutierten.
    Wir aßen in einem Weingarten, wo auch Meeresfrüchte auf der Karte standen. Petronius hatte Silvia zuliebe die Küche inspiziert; ich will nicht behaupten, daß die Wirtin ihn gleich mit offenen Armen empfing, aber er hatte das Talent, sich Zutritt zu Orten zu verschaffen, um die weisere Männer einen Bogen gemacht hätten, und hernach auf ewig als Freund der Geschäftsleitung behandelt zu werden.
    Helena hatte uns gesehen und war aus ihrer Sänfte gestiegen, bevor ich ihr behilflich sein konnte. Ich hörte, wie sie den Dienern erlaubte, sich einen Krug Wein zu genehmigen. Die Träger starrten mich an, aber ich hatte die halb schlafende Tadia auf dem Arm und machte wohl einen harmlosen Eindruck.
    »Persönliche Lieferung, Durchlaucht?«
    »Ja … ich habe auf einmal irrsinnigen Tatendrang …« Helena Justina klang atemlos, doch das mochte von der Anstrengung kommen, sich samt dem neuen Eimer meiner Mutter aus der engen Sänfte zu befreien. »Wenn ich jetzt zu Hause wäre, würde ich richtig loslegen; zum Beispiel in der Speisekammer, wo die Fässer mit den eingelegten Fischen stehen, Frühjahrsputz machen. Aber im Hause des Gastgebers wäre es unhöflich anzudeuten, daß vielleicht die Küchenamphoren leck sind …« Sie war in schlichtes Grau gekleidet, aber ihre Augen

Weitere Kostenlose Bücher