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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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in der Nähe, wo eine ebenso schöne wie tapfere Jungfrau lebte, Khojen. Sie ergriff ihren Speer und erschlug die Räuber, deren Blut die Erde tränkte wie ein Gewitterregen. Barsu Bolod sah Khojen an und entbrannte in Liebe und wusste, dass sie ihm zur Seite stehen würde, wenn er Khan sein würde, und falls er je vor seiner Zeit fiel, würde sie ihrer beider Volk mit der Wildheit eines Tigers verteidigen. Er nahm sie mit zurück nach Xanadu und stellte sie der weisen Königin vor, die sah, dass Khojens Seele ein Spiegelbild ihrer eigenen war. Die beiden wurden vermählt, und in ihrem Glück stimmten sie dem weisen Ratschlag der Königin zu, das Reich zu bereisen, damit das Volk sie beide kannte.«
    Sie machte eine Pause. Nicht um sich die Lippen zu befeuchten, stellte Archimedes mit Erstaunen fest, sondern weil sie von ihren Gefühlen übermannt wurde. Ihre Augen glitzerten, und sie schluckte. Vielleicht lag es nur am Opium – doch was immer sie über ihr stählernes Herz gesagt hatte, es brannte von tiefem Gefühl.
    Wie es wohl wäre, von ihr geliebt zu werden? Gott, er würde alles dafür geben, das zu wissen!
    »Sie reisten zu den Ländern von Goryeo und lasen die Schriften im Holz. Sie schritten durch die Blumentempel von Khmer. Sie badeten im heiligen Fluss und ließen mit Öl gefüllte Lampen auf seinen Wassern schwimmen. Sie streckten sich auf den höchsten Berggipfeln nach dem ewigen Himmel. Sie durchquerten die Wüsten und umrundeten dreimal das Haus Gottes.
    Überall wurden sie willkommen geheißen und mit Geschenken überhäuft. Doch obwohl die Dame Khojen Edelsteine und Gold bekam, Schätze ohne Zahl, war ihr der persische Wüstenluchs, den sie geschenkt bekam, am teuersten. Die Luchsin mit den Pinselohren und dem goldenen Fell saß stets auf ihrem Schoß, sie schnurrte, wenn die Dame Khojen über ihre glatten Flanken strich, und wollte sich von niemandem außer ihr und Barsu Bolod streicheln lassen. Wie die Dame Khojen war sie eine grimmige Jägerin und verteidigte ihre Herrin gegen alle, die sich ihr nähern wollten. Doch während sie reisten, wurde die weise Königin eine greise Königin. Ihr Herz und ihr Augenlicht ließen nach. Als das glückliche Paar Nachricht von Manduchais Gebrechlichkeit bekam, kehrte es quer durchs Reich zurück, reich an Erlebnissen und Geschichten, mit Weisheit und Güte im Herzen. Doch die Erben Ögedeis brachten ihre Reiseroute in Erfahrung, und als die beiden in einem getreuen Haus Rast machten, wurden sie von den verräterischen Hunden überfallen.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen, rannen ihre Wangen hinab. Ihr brach nicht die Stimme, ihr stockte nicht der Atem. Nergüi, die ihr gegenübersaß, weinte leise. Sie kannte diese Geschichte, begriff Archimedes. Vielleicht kannte man sie überall in der Horde.
    »Krieger, die sie waren, kämpften sie, doch Barsu Bolod fiel. Die Dame Khojen, Seelenspiegel seiner Mutter, warf sich über ihn in den Weg eines Schwertes, das seinem Herzen gegolten hatte, doch rettete diese Tat sie beide nicht. Aneinandergespießt taten sie ihren letzten Atemzug, und die Erben Ögedeis holten mit den Messern aus, um die Leichen zu schänden. Die Luchsin jedoch, die am Blutgeruch erkannte, dass ihre Herrin gefallen war, ließ nicht zu, dass sie das einst so glückliche Paar anrührten. Sie verteidigte die Toten mit Zähnen und Klauen. Als Freunde der Königin das Haus erreichten, sahen sie, dass die Luchsin alle Angreifer des geliebten Sohnes und seiner wilden Frau getötet hatte. Als Manduchai die Weise das vernahm, wusste sie, dass das Tier dem Khan und dem Reich stets ein Freund sein würde, und befahl ihren Zauberern, eine Frau zu schaffen, die niemals in ihrer Wachsamkeit nachlassen würde, eine Frau mit Zähnen und Klauen, eine Frau so schön wie eine Blume und so stark wie Stahl, mit dem treuen Herzen der Luchsin. So geschah es – und von diesem Tag an haben die gan tsetseg dem wahren Haus des königlichen Blutes gedient.«
    Stille senkte sich herab. Das Feuer knisterte. Yasmeen starrte in die Flammen, ihre Pupillen erweitert, die Wangen nass. Nach einer scheinbar endlosen Zeit war von Nergüi ein Schnarchen zu hören. Terbish lag mit dem Rücken zu ihnen – er schlief oder war still.
    Yasmeen sah Archimedes an und sagte leise auf Französisch: »Abgesehen von mir. Ich diene niemandem als mir selbst.«
    »Und der Name ›Lady Lynx‹ passt besser, als Zenobia geahnt hat.«
    Lächelnd legte sie sich zu ihm. »Ja.«
    Er dachte an das

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