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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Bigor und seinen Seesoldaten an Deck – nur Captain Guillouet. Also definitiv keine Meuterei, aber für manch einen waren es harte Tage gewesen. Neben dem Captain stand Hassan, etwas blass um die Nase, erschöpft. »Habt ihr etwas gefunden? Brauchen wir den Lastenaufzug?«
    Hinter ihr kam Archimedes herauf. »Die Leute beim Vorposten müssen sich alles geholt haben. Es ist nichts mehr da.«
    Der Alte stieß einen dröhnenden Seufzer aus und nickte. »Also fahren wir weiter nach Süden. Dort ist es wenigstens wärmer.« Er sah zu Captain Guillouet. »Wir fahren nach Italien.«
    Der Captain entfernte sich, um die nötigen Befehle zu geben, und Yasmeen blieb zurück und kam sich dümmer vor als je im Leben. Auf dem Stiefel der italienischen Halbinsel war es wärmer, aber um diese Jahreszeit und auf einem Luftschiff auch nur ein paar Grad. Vielleicht ging es Hassan dann besser.
    Nur hätte er sich überhaupt nicht schlecht fühlen dürfen. Alte Männer und Frauen spürten ihr Alter, wie Nergüi unten … Es sei denn, sie waren mit Naniten infiziert. Von einem gelegentlichen Fieberanfall abgesehen, wenn die Naniten einen Erreger abwehrten oder versuchten, eine schwere Verletzung zu heilen, erfreuten sich die Infizierten fast immer bester Gesundheit. In England hatten Tausende von Menschen im ganzen Leben noch nicht einmal einen Schnupfen gehabt, und Yasmeen hätte wetten können, dass es in Marokko auch nicht viel anders war.
    Wenn es sich hier aber um ein Gift handelte, dann war niemand anders davon betroffen. Die anderen Männer, die am Tisch des Captains gespeist hatten, zeigten keinerlei Anzeichen einer Erkrankung … und sie hätten die Symptome schneller entwickelt, denn sie waren nicht infiziert. Eine Sache jedoch hatte Hassan als Einziger zu sich genommen.
    »Hassan«, sagte sie leise. »Keinen Tee mehr. Nichts trinken ist besser als das.«
    Er runzelte die Stirn, dann begriff er. »Wer?«
    »Wir unterhalten uns in Ihrer –«
    Ein Stück hinter ihr an der Reling rief ein Besatzungsmitglied: »Zombie auf den Turmzinnen, Captain! Darf ich feuern?«
    Sie hielt die Luft an. Es gab in der Festung keine Zombies. Oh nein!
    »Nein!«, sagte Yasmeen scharf. »Nicht feuern!«
    Stille senkte sich über das Schiff. Guillouet starrte sie an. Zornesröte stieg in sein Gesicht.
    Ach, bei der Lady! Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht – hatte sich nicht im Griff gehabt. Nun den Mund aufzubekommen, war eine der schwersten Handlungen ihres Lebens. »Bitte verzeihen Sie, Captain, aber –«
    »Sie erteilen auf meinem Schiff Befehle? Feuern Sie, Mr Simon!«
    Als Yasmeen zu Simon sah, war Archimedes bereits blitzschnell herumgefahren. Er trat den Mann mit dem Fuß in die Kniekehle, als dieser gerade den Abzug durchdrückte. Der Lauf ruckte nach oben, die Kugel zischte an der Außenhaut vorbei.
    Yasmeen sah wieder zu Guillouet und breitete beschwichtigend die Hände aus. »Bitte verstehen Sie, Captain! Das ist kein Zombie. Es ist ein Junge.«
    Bestürzung zeigte sich auf seinem Gesicht. »Ein Junge ?«
    »Vom Vorposten.«
    »Ein Hordenbalg?« Aus Bestürzung wurde Ekel. »Und dann haben Sie meinen Mann daran gehindert, es abzuknallen?«
    Es. Zorn überkam sie. Archimedes schlang von hinten die Arme um sie, klemmte ihre Hände mit ein. Rasch sagte er: »Bitte verzeihen Sie, Captain! Ich bin sicher, das ist alles nur ein Missverständnis.«
    »Captain«, sagte Hassan leichthin. »Der Schuss könnte den Vorposten alarmiert haben.«
    Von Steuerbord kam ein Ruf. »Drüben gehen die Lichter an, Captain!«
    »Triebwerke zünden!«, rief Guillouet und trat vor. »Mr Fox. Sie werden Ihre Frau auf ihren Platz verweisen und dafür sorgen, dass sie den Mund hält, oder ich übernehme das für Sie.«
    Yasmeen spürte, wie Archimedes nickte.
    »Sie darf Ihre Kabine nicht mehr verlassen. Sie darf mit niemandem an Bord dieses Schiffes mehr reden. Wenn ihr Essen gebracht wird, dann wird sie sich von der Tür abwenden, damit meine Männer ihr nicht einmal mehr ins Gesicht sehen.«
    »Ordentlich durchprügeln werde ich sie auch«, sagte Archimedes.
    Guillouet fand das gar nicht lustig. »Offen gesagt wäre das gar nicht verkehrt, Mr Fox.«
    »Eine Kriegsmaschine, Captain!« Der Ruf pflanzte sich quer durch die Crew fort; panisch wurden die Segel gerefft und Befehle in Messingrohre gebrüllt. »Sie ist im Licht deutlich zu sehen! Eine dieser Tentakelmaschinen, die Luftschiffe vom Himmel reißen!«
    Der Captain sah Yasmeen ein letztes Mal an.

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