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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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worden sind.«
    »Ja.« Sie näherte sich ihm, ergriff mit beiden Händen seine Hand. »Und selbst hier in dieser Kajüte werde ich dich nicht küssen, während wir über einem Toten stehen. Ich werde dich nicht küssen, wenn Arbeit ansteht, die dringend erledigt werden muss. Dabei möchte ich nichts lieber, dabei brauche ich nichts dringlicher, als dich jetzt zu küssen.«
    »Und doch wirst du es nicht tun.«
    »Ich kann nicht.« Sie seufzte. »Und ich kann dir nicht befehlen, es genauso zu halten, weil du nicht zu meiner Crew gehörst – aber ich bitte dich darum.«
    »Dann soll es so sein.« Er drückte ihre Finger, während er ihr unverwandt in die Augen sah. »Und ich gehöre zwar nicht zur Crew, aber ich würde gern hinter dir stehen. Nicht über und nicht unter dir. Sondern dich unterstützen, solltest du es je brauchen.«
    Ihr ging das Herz über, und sie nickte. »Danke, Mr Fox!«
    »Gern geschehen, Captain.« Er stutzte. »Sind wir eigentlich noch verheiratet?«
    Sie lachte. Dazu bestand kein Grund mehr; ihre Fahrt nach Rabat machten sie nicht mehr im Auftrag von al-Amazigh. Doch die Wahrheit war, dass Yasmeen es genossen hatte. Was spielte es für eine Rolle, dass es keine amtlichen Bande der Ehe waren? Sie trug sie gern.
    »Ich glaube, wir kommen nicht darum herum«, sagte sie. »Ich wüsste auf der ganzen Welt keine Institution, die uns eine Scheidung zubilligen könnte.«
    »Wohl wahr.« Mit einem Grinsen beugte er sich über ihre Hand, drückte ihr einen Kuss auf die Handfläche und ließ sie los. »Dann kann uns jetzt wahrlich nichts mehr trennen, Captain Fox.«
    Wenig überraschend begegnete man ihr mit gemischten Gefühlen und zugerufenen Fragen, als sie nach oben ging und alle Mann an Deck rief. Obwohl einige bestürzt waren, als sie verkündete, dass sie Guillouet bei seinem Versuch, sie zu vergewaltigen, getötet hatte, sah sie keine Vorwürfe. Das gab ihr, mehr als alles andere, Hoffnung für diese Crew.
    Nahezu eine Stunde lang beschied sie knapp alle möglichen Fragen. Nach der Bezahlung: Ich werde unter euch aufteilen, was der Captain in seinem Tresor verwahrt hat, abzüglich der Kosten für die Ceres . Der Zahlmeister wird meine Abrechnung prüfen. Über ihren Bestimmungsort: Wir setzen unsere Expedition nach Rabat fort und bringen Mr Hassan nach Hause. Darüber, ob Frauen in die Crew mit aufgenommen werden würden: Ich werde hier sein, aber ich habe nicht vor, lange genug an Bord zu bleiben, um neue Leute anzuheuern. Wie lange sie bleiben würde? Wir kehren nach Port Fallow zurück; dort gehen Mr Fox und ich von Bord und übergeben das Schiff in die Hände der Crew.
    Letzteres verblüffte die Männer. Spekulationen, wer dann Captain werden würde, erhoben sich. Yasmeen hielt eine Hand in die Höhe. Als die Männer sich beruhigten, gab sie ihnen den einzigen Rat, den sie anzubieten hatte: »Wählt euch einen Captain, der weiß, dass er zuallererst dem Schiff und der Crew dient. Ihr werdet unter seinem Befehl stehen, also wählt jemanden, dem ihr zutraut, dass ihm bei jeder Entscheidung nicht nur seine, sondern auch eure Interessen am Herzen liegen – selbst wenn euch diese Entscheidungen vielleicht nicht schmecken.«
    Sie sah zu den Vashons. Ihr Gefühl sagte ihr, dass einer von ihnen der neue Captain werden würde – oder beide gemeinsam. Was sich ebenso gut als eine brillante Lösung wie auch als Katastrophe erweisen mochte. »Und falls Sie beide das unter sich ausmachen, dann behandelt sie nicht wie eine Hure, bei der man sich darum prügelt, wer als Erster darf.«
    Die beiden grinsten.
    Also wahrscheinlich eher als Katastrophe. »So, nun gilt es, sich um die Toten auf diesem Schiff zu kümmern, die anständig bestattet werden wollen, und um eine Kapitänskajüte, die dringend sauber gemacht werden muss. Schiffer, die gerade Dienst haben, gehen wieder auf ihre Posten; alle anderen melden sich für weitere Anweisungen beim Ersten Maat. In einer Stunde will ich alle oberen Dienstgrade mit ihren Büchern in meiner Kajüte sehen. Also legt euch ins Zeug!«
    Sie gingen auseinander; manche murrten leise … aber nicht so viele, wie Yasmeen erwartet hatte. Keine schlechte Crew, ganz und gar nicht.
    Sie hatte keine Ahnung, wie Guillouet es geschafft hatte, diese Leute derart gegen sich aufzubringen.
    Sie war unglaublich. Archimedes sah zu, wie Yasmeen das Schiff übernahm, und am frühen Nachmittag lief alles reibungslos. Selbst Engels, der verbitterte Navigator, unterstellte sich ihrem

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