Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
Vom Netzwerk:
Befehl, als sie den Kurs nach Rabat bestimmte. Die Triebwerke hatte sie jedoch nicht zünden lassen. Die Ceres schwebte noch immer über dem Hafen von Brindisi, als der Großteil der Crew in die Messe ging, und Yasmeen trug den Vashons auf, Bigor hinauf an Deck zu bringen.
    Mit auf den Rücken gebundenen Händen, seiner gebrochenen Nase, die er einem Faustschlag von Archimedes verdankte, und seiner in Unordnung geratenen Kleidung machte der Seesoldat keinen adretten und korrekten Eindruck mehr, doch hielt er noch immer die Schultern gestrafft und den Kopf erhoben.
    Die Vashons stießen ihn beim Lastenaufzug auf die Knie, und so kniete er dort mit ausdruckslosem Gesicht – ohne Widerstand zu leisten und ohne einen Fluchtversuch zu unternehmen, weshalb Archimedes sich fragte, ob entweder sein Verstand zerrüttet oder sein Stolz ungebrochen war.
    »Decks räumen, bitte«, sagte Yasmeen.
    Die diensthabenden Männer gehorchten prompt. Archimedes gehörte nicht zur Crew – und er hatte auch nicht vor, sie mit dem Soldaten allein zu lassen. Er stellte sich hinter sie, um ihr notfalls beispringen zu können.
    Als der letzte Schiffer unter Deck verschwunden war, sagte sie: »Mr Bigor. Sie sind sich darüber im Klaren, dass dies hier nichts damit zu tun hat, dass Sie heute Captain Guillouets Befehle ausgeführt haben.«
    Er nickte knapp.
    »Wenn Sie sich nicht vor zwei Monaten auf mein Schiff geschlichen, meine Crew ermordet und mein Gold gestohlen haben, dann sagen Sie es bitte jetzt!«
    Sie wartete darauf, begriff Archimedes. Obwohl sie ihre Crew nun rächen konnte, wollte sie nicht, dass Bigor es gewesen war. Vielleicht aus Respekt ihm gegenüber – es fiel leicht, eine solche ruhige Kraft zu respektieren.
    »Ich habe es getan.«
    Falls Yasmeen enttäuscht war, so zeigte sie es nicht. Stattdessen verhärtete sie sich. »Auf Befehl von al-Amazigh?«
    »Es war ein Auftrag.«
    »Das ist etwas anderes als auf Befehl?«
    Ein Nicken. »Befehle erteilen mir nur meine Vorgesetzten. Jemand, der einfach nur Geld besitzt, ist nicht mein Vorgesetzter.«
    »Also besteht auch keine Treuepflicht ihm gegenüber, weshalb Sie mir das nun sagen.«
    Wieder ein Nicken.
    Yasmeen näherte sich ihm, kauerte sich ein, zwei Meter entfernt hin. »Ich schlage Ihnen einen Handel vor, Mr Bigor. Sie erzählen mir, warum al-Amazigh möchte, dass Hassan stirbt, und ich schreibe Ihrer Frau und Ihren Kindern einen Brief, in dem die Ermordung einer gesamten Schiffsbesatzung unerwähnt bleibt; Morde, die nicht im Dienste Ihres Königs geschehen sind.«
    »Doch, durchaus, Captain Fox.« Der kräftige Seesoldat stand auf.
    Archimedes zog seinen Revolver. Yasmeen wollte ihn vielleicht nicht mit der Waffe bedrohen; er jedoch war bei Gott dazu bereit. »Einen Schritt näher, und ich drücke ab.«
    Der Mann stand einfach da und sah Yasmeen unverwandt an. »Meine Familie wird einen Brief erhalten, Captain, aber nicht von Ihnen. Einen Brief, aus dem hervorgeht, welche entscheidende Rolle ich dabei gespielt habe, dass die Franzosen wieder Fuß in der Alten Welt fassen. Das ist eine Ehre, die keiner Lüge bedarf – und diese Ehre ist es, mit der ich sterbe.«
    Ohne Vorwarnung warf Bigor sich nach hinten. Was zum Teufel? Archimedes machte einen Satz nach vorn, als der Seesoldat über die Reling kippte. Er gab keinen Laut von sich, als er hinunter ins Hafenbecken stürzte und die Fluten ihn verschluckten.
    Archimedes sah fassungslos nach hinten. Yasmeen hatte sich nicht gerührt; sie sah mit nachdenklicher Miene hinaus über die Schiffsseite. Ihre Finger tasteten nach ihrer Schärpe – nach ihrem Zigarilloetui, wie er wusste –, und erst als sie dort nichts fanden, schüttelte Yasmeen den Kopf und sah Archimedes an.
    »Es kommt mir immer schändlich vor, einen stolzen Menschen nicht so gehen zu lassen, wie er will«, sagte sie.
    »Du hast gewusst, dass er das tun würde?«
    »Ich habe es für möglich gehalten. Und ich bin es so leid, Leute zu erschießen.«
    »Vielleicht hättest du es trotzdem tun sollen.« Archimedes sah wieder nach unten. »Du weißt, was jetzt passieren wird, oder? Er wird zurückkehren, wenn wir es am wenigsten erwarten, und sich rächen.«
    Sie schnaubte. »Das passiert nur in der Archimedes-Fox-Serie. Seine Hände waren gefesselt.«
    »Ich bin aus Venedig zurückgekehrt.«
    »Bist du, ja.« Yasmeen spitzte die Lippen, ging zur Schiffsseite und sah nach unten. »Falls er wieder auftaucht, erschieß ihn ruhig. Aber warte nicht zu lange auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher