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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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– sonst entgeht dir das Abendessen.«
    Yasmeen hätte sich das Abendessen durchaus gern entgehen lassen; dabei hatte sie es stets genossen, die Mahlzeiten mit ihren Passagieren zu teilen – und in der Gesellschaft von Hassan und Archimedes zu essen, war ebenso angenehm. Für den Fall, dass sie länger hätte Captain der Ceres bleiben wollen, hätte sie die strengen Stühle durch Kissen um einen niedrigen Tisch herum ausgetauscht, aber so würde es für die zwei, drei Wochen, die sie vorhatte an Bord zu bleiben, auch gehen.
    Das leise Donnern der Triebwerke war im gesamten Achterbereich hör- und spürbar, die Konversation plätscherte amüsant dahin, und für eine kleine Weile war es beinahe so, als wäre Yasmeen wieder genau dort, wo sie hingehörte. Auf seine ihm eigene Weise hatte Guillouet sie auf ihren Platz verwiesen.
    Aber diese Lady war nicht die ihre, und so war sie nicht ganz dort, wo sie hingehörte – perfekt war allein, dass Archimedes den Tisch mit ihr teilte.
    Heute Nacht würden sie das Bett miteinander teilen.
    Sie konnte nicht aufhören, es sich auszumalen. Nicht, wenn er so dicht bei ihr saß, so schnell ein Grinsen oder eine geistreiche Antwort parat hatte. Nicht, wenn er seinen Wein hinunterschluckte und sie den Blick nicht von der starken Säule seiner Kehle abwenden konnte und sich erinnerte, wie er roch, wie er schmeckte. Die Art, wie er mit der Gabel umging, sein kräftiges Haar, sein Stoppelkinn – jede Einzelheit brachte ihr in Erinnerung, wie es war, ihn zu berühren, berührt zu werden, geliebt zu werden.
    »Sie sind still geworden, Captain«, sagte Hassan.
    Aus lauter Begierde nach meinem Mann. Dass es einmal so kommen würde, hätte sie sich nie träumen lassen, und dennoch genoss sie jeden einzelnen köstlichen Moment davon.
    Doch log sie natürlich und erwähnte eine andere Angelegenheit, die nicht für angenehmes Plaudern während des Essens getaugt hätte, aber beim Wein akzeptabel war. »Ich musste daran denken, was Bigor gesagt hat, kurz bevor er gesprungen ist. Hatte al-Amazigh neben den Marsouins noch weitere französische Kontakte?«
    »Ja.« Hassan nippte von seinem nun giftfreien Tee. »Eine Zeit lang hat er erwogen, Verbündete mit ins Boot zu holen, die dabei helfen sollten, Temür zu stürzen und den Übergang von einem Hordengebiet zu einem unabhängigen Staat abzumildern. Aber ich argumentierte dagegen. Ich konnte mir allzu deutlich vorstellen, dass wir dann vielleicht nur die eine Besatzungsmacht gegen die andere ausgetauscht hätten, zumal die Franzosen dafür einige eigene Stadtviertel haben wollten, um ihre Bürger dort anzusiedeln.«
    »Um wieder einen Fuß in der Alten Welt zu haben«, sagte Archimedes. »Nach den Gebietsverlusten im Krieg gegen die Libéré hatte sich ihre Lage spürbar verschlechtert.«
    »Ja. Schließlich verwarf Kareem diese Idee und pflichtete mir bei, dass die Veränderung von unserem eigenen Volk ausgehen muss.«
    »Und was hatte es mit den beiden französischen Offizieren auf sich, mit denen ich ihn in Port Fallow gesehen habe?«, fragte Archimedes.
    »Wir müssen dennoch Freunde in der Neuen Welt finden«, sagte Hassan. »Um für sichere Handelswege und angemessene Zölle zu sorgen und dafür, dass unser Volk unbehelligt reisen kann. Wir haben uns mit einer großen Anzahl von Männern getroffen, die viele verschiedene Uniformen getragen haben.«
    »Und doch wollte al-Amazigh Sie töten«, sagte Yasmeen. »Vielleicht ist er zu seiner ursprünglichen Position zurückgekehrt und wollte sich Ihrer Opposition entledigen.«
    Hassan nickte nachdenklich. »Vielleicht. Aber wenn er sich die Franzosen in dem Glauben nach Rabat holt, dass sich damit irgendetwas erreichen lässt, dann hat er Temür Agha schwer unterschätzt.«
    »Sie könnten die Stadt belagern und vom Handel abschneiden.« So hätte Yasmeen es jedenfalls getan, wenn sie die Stadt würde angreifen wollen. Rabat war isoliert; ein Meer auf der einen Seite, eine Wüste und Zombies auf der anderen. Die Einwohner hingen von Warenlieferungen der Horde und anderer Quellen ab. »Sie könnten versuchen, Temür durch Aushungern zu bezwingen – oder abwarten, bis das hungernde Volk ihn selbst stürzt.«
    »Mit was denn belagern? Mit Segelschiffen auf dem Wasser und Schlachtschiffen in der Luft?« Hassan machte ein amüsiertes Gesicht. »Wolfram hat nur einen Teil von Temürs Kriegsmaschinen zerstört. Die anderen sind in der Wüste versteckt, damit sie nicht bedrohlich über der Stadt

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