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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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spät – obwohl, wenn sie weiter so kreischte, erschoss Yasmeen sie vielleicht einfach nur, damit sie still war.
    Yasmeen steckte ihre Waffe wieder in die Schärpe und durchquerte den Raum, um Mattson mit der Schuhspitze am Schenkel anzustoßen. Tot. Sie kannte etliche Leute, die auch ohne Gehirn gut zurechtzukommen schienen, aber ihn hier hatte ihre Kugel eindeutig erledigt. Unter seinem Kopf bildete sich eine Blutlache.
    »Eine höllische Sauerei.« Yasmeen schob ihre Messerklinge zwischen Zenobias Handgelenke und durchtrennte die Fesseln. Dann nahm sie sich den Knebel vor. »Falls Sie sich übergeben müssen, dann am besten auf ihn. Gibt weniger zu putzen.«
    »Danke«, krächzte Zenobia. Ihre Mundwinkel waren wund. »Aber das muss ich nicht.«
    Dann sah sie hinunter auf Matts Gesicht, beugte sich vor und tat es doch.

2
    Yasmeen fand die an Händen und Füßen gefesselten Dienstmädchen oben in einem der Schlafzimmer. Sie durchtrennte die Seile, nahm ihren Dank entgegen und überließ sie, als Zenobia einen Moment später ins Zimmer geeilt kam, ihrer tränenvollen Morgentoilette.
    Unten hatte die Schauspielerin endlich aufgehört zu kreischen. Yasmeen führte sie nach draußen und gab Rousseau ein Zeichen. Er schickte zwei Leute herunter, die die Frau hinauf aufs Schiff begleiteten, während Yasmeen in den Salon zurückkehrte. Ihr Schiffsmädchen Ginger brachte ihren Lieblingspfefferminztee von der Lady Corsair herunter und richtete aus, dass Rousseau die Schauspielerin in der Passagierkabine eingeschlossen hatte. Das genügte vorläufig. Yasmeen würde die Entscheidung, was mit ihr geschehen sollte, Zenobia überlassen.
    Als Zenobia nach unten kam, blieb sie stehen und betrachtete den toten Mattson einen Moment lang. Mit vorgeschobenem Kinn trat sie über ihn hinweg und schenkte sich eine Tasse Tee ein; dann setzte sie sich Yasmeen gegenüber.
    »Sie sind gekommen, um mir zu sagen, dass Wolfram tot ist.«
    »Ja.« Yasmeen musterte ihre Gesichtszüge. Sie sah Resignation. Traurigkeit. Aber keine Bestürzung. »Es überrascht Sie nicht.«
    »Ich hätte vor zwei Monaten von ihm hören sollen. In der dritten Woche musste ich mir eingestehen, dass kein Brief unterwegs war. Also hatte ich ein wenig Zeit, mich an die Vorstellung zu gewöhnen, dass er nicht mehr zurückkommt.« Sie nippte an ihrem Tee, dann sah sie Yasmeen direkt an. »Wolfram gehört nicht zu Ihrer Besatzung. Weshalb also sind Sie wirklich gekommen?«
    »Er befand sich auf meinem Schiff. Er gehörte nicht meiner Crew an, aber ich war für ihn verantwortlich.« Yasmeen konnte nur staunen, wie gefasst die Frau war. Wie kam es, dass ihr selbst die innere Ruhe abging, die seine Schwester allem Anschein nach hatte? Sie griff in ihre Hosentasche und zog ihr Etui mit Zigarillos und ihr Feuerzeug hervor. »Stört es Sie, wenn ich …?«
    »Ja«, sagte Zenobia freiheraus. »Es stinkt.«
    »Wenn Sie auch einen rauchen, dann merken Sie es nicht so.« Als Zenobia den angebotenen Zigarillo nur mit einem verächtlichen Blick bedachte, lächelte Yasmeen. Sie schob ihn wieder in die silberne Dose. »Ich habe seine persönlichen Sachen und seinen Geldbeutel – abzüglich der fünf Livre, die er mir für die Fahrt schuldig war.«
    Fünf Livre waren eine Menge Geld, aber Zenobia zuckte nicht mit der Wimper. »Ich nehme sie. Und die Zeichnung von da Vinci?«
    »Es wäre sehr dumm von Ihnen, sie behalten zu wollen.«
    »Wie mir heute anschaulich demonstriert wurde.«
    Eine trockene Feststellung, aber ihr war anzusehen, dass sie begriff. »Mattson war nur der Erste.«
    »Ja.« Zenobia nahm noch einen Schluck, bevor sie zu einer Entscheidung kam. »Dann verkaufen Sie sie.«
    Ein Hochgefühl durchfuhr Yasmeen. Sie verbarg es und nickte nur. »Das werde ich.«
    Ein winziges Lächeln umspielte die Lippen der Frau. »Soweit ich weiß, stehen dem Kapitän eines Luftschiffs auf gefährlicher Fahrt fünfundzwanzig Prozent des Bergungsguts zu.«
    Yasmeen begegnete ihrem festen Blick. »Für diesen Auftrag nehme ich fünfzig Prozent.«
    Zenobia musterte sie, als würde sie die Chancen erwägen, zu einem anderen Abschluss zu kommen. Schließlich trank sie noch etwas Tee und sagte: »Ich denke mir, fünfzig Prozent eines absurd großen Vermögens sind noch immer eine wahnwitzige Menge Geld.«
    Kluge Frau. Das war Zenobia, wie Yasmeen sie sich vorgestellt hatte. Sie war nicht enttäuscht. »Ich werde Ihnen Ihre Hälfte zukommen lassen, wenn der Handel zum Abschluss gebracht

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