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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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sich gern irgendetwas ausdenken.«
    »Auch gut. Eine mysteriöse Vergangenheit wird Lady Lynx umso faszinierender machen«, überlegte Zenobia. »Ich könnte den Hintergrund in Teilen liefern, in kleinen Bröckchen.«
    »Wie Sie wollen.« Yasmeen stand auf. »Dann lasse ich Ihnen regelmäßig Berichte zukommen.«
    Zenobias Gesicht bekam etwas Angespanntes, und sie stand auf. »Wohin wollen Sie von Fladstrand aus? Haben Sie im Moment einen Auftrag?«
    »Nein. Heute geht es weiter nach Port Fallow. Mattson ist nur hierhergekommen, weil ein Kunsthändler über die Skizze geplaudert hat. Ich muss mich einmal mit ihm unterhalten.«
    Anschließend würde sie nach England fliegen und den Eisernen Herzog bitten, die Skizze sicher in seiner Londoner Festung aufzubewahren, bis sie einen Käufer gefunden hatte. Wenn sich das mit der Skizze herumsprach, durfte sie es nicht länger riskieren, damit durch die Weltgeschichte zu gondeln.
    Zenobia sah zu Mattsons Leiche hinüber. »In meinem Haus ist jemand getötet worden; das werde ich wohl erklären müssen. Begleiten Sie mich zu einem Gespräch mit dem Friedensrichter? Um diese Uhrzeit nimmt er immer in der Dornigen Rose sein Frühstück ein. Sie können ihm die Sache darlegen, und anschließend gebe ich Ihrer Besatzung einen aus.«
    Damit sich herumsprach, dass Yasmeen zur Obrigkeit lief, nachdem Miracle Mattson sie bedroht hatte? Dass sie sich einem Friedensrichter gegenüber erklärte? Aber auf gar keinen Fall.
    »Er glaubt auch ohne mein Zutun, dass ich Mattson erschossen habe. Aber wenn Sie möchten, lasse ich die Schauspielerin zu ihm bringen. Sie ist jetzt auf meiner Lady, und wir können sie bringen, wohin immer Sie möchten – ob nun zur Dornigen Rose oder zu einer Horde Zombies in Paris.«
    Zenobia lächelte. »Der Friedensrichter wird genügen, danke! Darf ich vielleicht mitkommen? Aus Recherchegründen.«
    Yasmeen hatte nichts dagegen. Sie nickte, dann wartete sie draußen, bis Zenobia ihren Mantel geholt hatte. Die eiskalte Luft kroch in ihre Kleidung. Sie steckte sich einen Zigarillo an, sog warmen Rauch in die Lunge, und das leichte Zittern ließ nach.
    Einige wenige Nachbarn hatten sich nach draußen gewagt und gafften zur Lady Corsair hinauf. Als Zenobia schließlich nach draußen kam, winkte sie ihnen zu und wünschte einen guten Morgen, und Yasmeen konnte sich nicht entscheiden, ob die Leute ihr aus Verblüffung oder aus Erleichterung ein so lautstarkes »Guten Morgen!« entgegenschmetterten. Ihr wurden allmählich die Zehen kalt, also griff sie nach der Strickleiter.
    »Captain?« Als Yasmeen sich umwandte, wich Zenobia ihrem Blick aus. Sie schien den Vorgang des Handschuheanziehens entweder als faszinierend oder als über die Maßen schwierig zu empfinden. »Ich dachte, wir könnten vielleicht zu Fuß gehen.«
    »Ich hab gedacht, Sie wollen sich meine Lady einmal ansehen. Wegen der Wirklichkeitsnähe.« Und weil die Dampfkessel die Kabinen beheizten und das Deck unter ihren Füßen warm hielten.
    »Ich habe sie schon gesehen.« Zenobia warf einen Blick nach oben. »Als sie meinem Vater gehört hat.«
    Verdammt! Yasmeen hatte nicht vor zu fragen, was geschehen war. Sie hatte genug von Emmerich Gunther-Baptistes Grausamkeiten miterlebt, um eine ungefähre Vorstellung zu haben.
    »Dann gehen wir zu Fuß.«
    Sie signalisierte Rousseau, ihnen in der Luft zu folgen, dann machte sie sich auf den Weg zu den Kneipen an der Bucht. Zenobias Stiefelabsätze knallten auf dem Kopfsteinpflaster, als sie mit Yasmeens großen Schritten mithielt. Lauter ging es kaum. Yasmeens weiche Ledersohlen waren zwar nicht annähernd so warm, aber wenigstens leise – sie kündigten ihre Ankunft nicht aus Hunderten von Metern Entfernung an.
    »Ich kann mich nicht erinnern, ob ich Ihnen für unsere Rettung gedankt habe.« Zenobias Wangen waren bereits von der Kälte gerötet. »Das war wirklich ein Meisterschuss. Ich habe nicht einmal gesehen, wie Sie Ihre Waffe gezogen oder gezielt haben.«
    Genau darum ging es ja. »Hätte Mattson es gesehen, wären Sie jetzt tot.«
    »Dann sind Sie infiziert? Ich habe gehört, die Bugs machen einen stärker und schneller.«
    Infiziert mit den Naniten der Horde, den Millionen winziger Maschinen, die in ihrem Körper lebten wie fleißige kleine Ameisen. Obwohl Yasmeens Naniten nicht ganz den beiden Arten ähnelten, mit denen Zenobia wahrscheinlich vertraut war – die »Bugs«, mit deren Hilfe die Horde unzählige Menschen im Griff hielt, sowie die

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