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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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widerspiegelte, aber Zenobia wirkte weit nüchterner und praktischer veranlagt, als ihr Bruder gewesen war.
    »Wie viel in Archimedes kam von Wolfram, und wie viel waren Sie?«
    Zenobia steckte ihre Notizen ein. »Alles Wolfram. Aber das war leicht, weil ich ihn gut kannte. Lady Lynx wird mehr von mir in sich tragen.«
    Weil sie Yasmeen nicht so gut kannte. Wohl wahr. »Dann wird sie Französin sein? Preußin?«
    »Oh nein! Engländerin wahrscheinlich, wie ich es auch schon bei Archimedes gehalten habe.«
    Sie hatte das schon entschieden? »Warum dann die Befragung zu meinem Hintergrund?«
    »Aus persönlicher Neugierde, wie ich schon sagte – und um die Figur besser erschaffen zu können. Aber das mit der Engländerin ist für das Publikum, müssen Sie wissen. Die Neue Welt ist fasziniert von der Besatzungszeit und den Menschen, die unter der Knute der Horde gelebt haben, und die Engländer sehen sich gern selbst als Helden – und ich verkaufe so ringsherum mehr Bücher.«
    Was für Yasmeen ebenfalls mehr Geld bedeutete. Doch die Erwähnung von Helden bereitete ihr Sorgen. Sie hatte sich sorgfältig den Ruf aufgebaut, gut auf ihre Lady und ihre Besatzung aufzupassen; sie würde nicht zulassen, dass er mit einem Federstrich ruiniert wurde. »Aber niemand wird erfahren, dass ich das Vorbild für Ihre Heldin bin, oder?«
    »Nein. Man wird annehmen, dass sie auf dieser Kriminalpolizistin basiert, über die sämtliche Londoner Zeitungen geschrieben haben. Ich glaube, sie war auch einmal Ihre Passagierin?«
    Ach, Mina Wentworth. Ja, die Polizistin hatte einige Zeit auf der Lady Corsair verbracht. Yasmeen mochte sie sogar, obwohl die Frau dumm genug gewesen war, wegen eines Mannes weich zu werden – und dann auch noch wegen eines Mannes wie dem Eisernen Herzog. Er war ebenfalls Kapitän eines Schiffs und obendrein einer der wenigen Menschen, denen Yasmeen je das Steuer ihrer Lady anvertrauen würde, aber der Polizistin hatte er so plump und besitzergreifend nachgestellt wie jeder andere Mann auf der Welt.
    Yasmeen nickte. »Sie passt.«
    »Vielleicht gebe ich Lady Lynx einen Hintergrund, der mit dem Aufstand gegen die Horde verknüpft ist – ich könnte einige von Wolframs alten Briefen benutzen, um das zu zeigen, und die Geschichten würden von ihren heutigen Abenteuern handeln.« Sie ließ sich das durch den Kopf gehen. »Ja, das dürfte sehr gut funktionieren. Haben Sie irgendwann eine Rolle bei dem Aufstand gespielt, Captain?«
    Noch mehr Bröckchen? Diese Spur würde Zenobia bis ganz hinunter nach Konstantinopel führen – zu dem wenigen, was davon übrig geblieben war, nachdem die Horde den Aufstand dort niedergeschlagen hatte.
    »Ich bin nie daran beteiligt gewesen«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Aber ich hatte geschäftlich mit den Aufständischen zu tun. Ich werde Ihnen die Einzelheiten in meinen Briefen schildern.«
    »Vielen Dank! Wenn es irgendetwas gibt, das sie Ihrer Meinung nach nicht sein sollte, Captain, dann wäre es mir lieb, wenn Sie mir das jetzt gleich sagen könnten. Dass Ihnen gefallen wird, was ich schreibe, kann ich nicht versprechen, aber ich ziehe es vor, nichts … Unzutreffendes zu schreiben.«
    Oder mich vor den Kopf zu stoßen , dachte Yasmeen. Sie wusste das zu schätzen. »Lassen Sie sie nicht so schwachköpfig sein, ständig jemanden mit einer Pistole zu bedrohen! Lassen Sie sie die nur ziehen, wenn sie die Absicht hat, sie zu gebrauchen!«
    Zenobia errötete erneut. »Im Gegensatz zu Archimedes Fox?«
    In ihren Geschichten. »Ja. Man muss davon ausgehen , dass jemand vorhat, einen zu töten, während man entscheidet, ob man ihn erschießt oder nicht. Wenn die Waffe gezogen wird, sollte diese Entscheidung also schon gefallen sein.«
    »Ich verstehe.« Zenobia hatte ihre Notizen wieder hervorgeholt, ergänzte sie aber nicht. »Ist es das, was Wolfram getan hat – mit der Waffe herumgewedelt?«
    »Ja.«
    Sie schloss die Augen. »Dumm von ihm.«
    Das hatte Yasmeen oft gesagt, aber seine Schwester sollte auch den Rest erfahren. »Dumm, ja. Aber er war auch am Ende. Er kam mit einer Woche Verspätung zurück, und Venedig hatte ihm kaum Zeit gelassen, sich auszuruhen oder etwas zu essen.« Ein ganzer Monat in der zerstörten Stadt, mit zu vielen Zombies und zu wenig Verstecken. »Als er wieder zum Luftschiff heraufkletterte, befahl er meiner Besatzung, zum Elfenbeinmarkt zu fliegen. Ich lehnte ab und sagte, er solle sich erst einmal ausschlafen, anstatt irgendwelche Forderungen zu

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