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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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behauptete Yasmeen, dann hätte ihre Reaktion auch aus Lachen bestanden. Aber sie lachte nicht. Stattdessen betrachtete sie ihn mit derselben kühlen Belustigung, die sie auch vor ihrer Crew gezeigt hatte – einer Belustigung, die besagte, dass hier alles ganz genauso ablief, wie sie erwartet hatte. Und in einer Hinsicht tat es das ja auch: Wenn er die Skizze verkaufte, strich sie noch immer Geld in einer Größenordnung ein, die nicht zu fassen war. Vielleicht nicht fünftausend, aber selbst zweitausend Livre entsprachen mehr Portionen Nachtisch, als man je essen konnte.
    Augenscheinlich ging es überhaupt nicht ums Geld. Wenn er sich die Fälschung hätte unterjubeln lassen, hätte sie nicht gelacht, weil sie mit dem Vermögen davongekommen wäre – sie hätte gelacht, weil sie mit der Skizze davongekommen wäre … und weil er dumm dagestanden hätte. Stattdessen hatte er jeden ihrer Schritte vereitelt.
    Ihm ging auf, dass er hier dicht am Rand des Unverzeihlichen herumstrich. Sein Captain besaß ein Herz aus Stahl, aber er hatte es geschafft, ihren Stolz zu verletzen.
    Gott stehe mir bei, wenn dieser Sklavenreif ab ist!
    »Zenobia hat nach wie vor die Absicht, diese Serie zu schreiben«, sagte er. »Ganz England verehrt Mina Wentworth. Alle wollen ständig noch mehr Abenteuergeschichten über Frauen, die Kraken mit Luftschiffen jagen, und meine Schwester ist gänzlich praktisch veranlagt. Ich bin der Romantiker.«
    »Der Dummkopf.«
    »Ich bin ein Mann von Verstand und Beherrschtheit.« Um es zu beweisen, ging er zum Tisch und nahm den gewölbten Deckel vom Tablett. Gott, da konnte man ja in Tränen ausbrechen! Spieße mit gewürzten Lammfleischwürfeln lagen auf einem Bett aus lockerem gelbem Reis. Der Dampf trug den Duft von Safran und Knoblauch mit sich. Archimedes betete, dass er noch lange genug lebte, um ein paar Bissen davon zu essen. Fürs Erste pflückte er nur eine saftige Weintraube von der Rebe neben der Platte. Er drehte sich zu Yasmeen um und näherte sich ihr mit langsamen Schritten. »Mein Verstand sagt mir, dass nichts mir größeres Vergnügen bereiten könnte, als Sie mit Weintrauben zu füttern und Ihnen den süßen Saft von den Lippen zu lecken. Ein vernünftiger Mann braucht nur einen Blick auf Ihre feingliedrigen Hände zu werfen, um zu wissen, dass sich in den Kratzern auf seinem Rücken der Himmel finden ließe – und darin, Sie am nächsten Morgen mit einem Kuss auf den Mund zu wecken … und anschließend würde ich Sie überall sonst küssen.«
    Sie sah ihn an, während er sich ihr näherte, und eine Glut brannte sich durch die kühle Belustigung. »Das nennen Sie ›Verstand‹?«
    » Und Beherrschtheit. Denn zugleich weiß ich, dass jeder Versuch, Sie jetzt zu küssen, meinen Tod bedeuten würde.« Auf Armeslänge entfernt blieb er stehen, warf sich die Weintraube in den Mund und triumphierte, als sie lachte. »Tun Sie nicht so, als wäre ich der einzige Dummkopf hier in diesem Raum, Captain. Die Kajüte meines Vaters hat der Liebe und der Geselligkeit ins Gesicht gespuckt. Ihre lädt zu beidem ein. Und er hat sich ganz gewiss kein Papageienpärchen gehalten.«
    »Diese Kajüte lädt lediglich zu meiner eigenen Bequemlichkeit ein. Die Vögel erinnern mich an den Unterschied zwischen Gefangenschaft und Freiheit – und eines Tages könnte dieser Käfig meine Freiheit bedeuten.« Sie neigte den Kopf zur Seite und studierte seine Miene; ihr Blick liebkoste sein Gesicht wie die flache Seite eines Rasiermessers. »Lieben Sie mich, Archimedes?«
    Die Berechnung in ihrem Blick war nicht misszuverstehen. Für den Fall, dass er sie liebte, dachte sie schon jetzt darüber nach, wie sich diese Emotion gegen ihn verwenden ließ. Gott, was für eine Frau! Akzeptierte nie eine Niederlage und machte sich jedes Mittel zunutze, das nötig war, um zu gewinnen.
    Sobald er sich in sie verliebte, tanzte er am Abgrund nicht mehr nur entlang. Es war so unausweichlich wie der Tod … aber noch hatte er sich sein Grab nicht geschaufelt.
    »Noch nicht«, sagte er. »Zuerst einmal brauche ich Ermutigung.«
    »Ermutigung von mir?« Als er nickte, lachte sie. »Dann sind wir beide in Sicherheit – und Sie sollten erleichtert sein. Zwei Männer haben gesagt, dass sie mich lieben. Sie haben sicher gehört, was aus ihnen geworden ist.«
    Hatte er. Der eine hatte mit aufgeschlitztem Bauch geendet, der andere nackt ausgezogen außen an ihrem Schiff gehangen und seiner Heimatstadt den nackten Hintern zeigen

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