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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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weiteren hohlen Schlag öffnete sich der Bauch des Tresors wie eine Zugbrücke, drehte sich auf einer inneren Stahlstange. Drinnen waren Münzbeutel sauber aufgestapelt. Yasmeen griff hinein, zog eine Aktenmappe aus Leder hervor und hielt sie ihm hin.
    »Ihre Skizze, Mr Fox.«
    Sie hatte die Skizze aus der Schutzhülle genommen und da hineingesteckt? Du lieber Gott! Er hatte sich nicht darauf verlassen, dass die Hülle wasserdicht war, aber er hatte das Papier auch nicht wieder der Luft und der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Hatte es Schaden genommen? Mit klopfendem Herzen öffnete er die Schlaufen und hob den Deckel an. Zwei Platten aus gehärtetem Glas schützten das empfindliche, vergilbte Papier. Die Tinte war zu Braun verblasst, aber die eleganten Linien des Gleiters und die unverwechselbare Spiegelschrift ließen keinen Zweifel an da Vincis Urheberschaft.
    Beziehungsweise daran, dass es sich um eine unglaublich gute Kopie seiner Arbeit handelte. Archimedes klappte die Mappe wieder zu. »Wo ist das Original?«
    Sie fuhr zornig auf. »Das was? «
    »Ich klappere doch keine zombieverseuchten Städte ab, um auf eine Kopie hereinzufallen, Captain.« Er warf die Mappe zurück in den Tresor. »Sie sollten die verkaufen. Die Gelehrten werden sich darum schlagen, einen Blick auf die Zeichnung werfen zu können, und etwas Besseres als eine Replik werden die meisten nie zu sehen bekommen.«
    Ihre Hand fiel zu dem Messer an ihrem Schenkel hinab. »Mr Fox –«
    »Ich hatte mich schon gefragt, warum Sie gleich einverstanden waren, sie mir auszuhändigen. Das ist eine sehr kluge List. Hätte Ihnen jemand ein Messer an die Kehle gehalten, hätten Sie ihm die Kopie geben können, und er hätte den Unterschied nicht gemerkt. Ich aber schon.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Selbst die Papageien verstummten, als würden sie die Anspannung spüren. Schließlich gab Yasmeen nach und schüttelte den Kopf.
    »Nun gut!« Als sie aufstand, drückte ihr Lächeln keine Entschuldigung aus. »Sie wissen, dass ich es versuchen musste.«
    Andernfalls wäre er enttäuscht gewesen. Wenn eine Skizze von da Vinci jemandem in die Hände fiel, der nicht auf sie aufpassen konnte, konnte das nur in einer Tragödie enden.
    Er neigte den Kopf und spähte in den Tresor. »Ist sie da drin versteckt?«
    »Tasten Sie doch darin herum, dann finden Sie es selbst heraus.«
    Selbst ohne den bösen Unterton, der ihn warnte, hätte er das nicht getan. »Schließt er sich auch über eine Zeitschaltuhr?«
    »Ja.«
    Raffiniert und nützlich – solche Geräte waren ihm am liebsten. Neugierig sah er zu ihr hinauf. »Was hätten Sie getan, wenn ich mit der Fälschung gegangen wäre?«
    »Gelacht. Und anschließend das Original für mindestens fünfzehntausend verkauft und einen Teil behalten.«
    Nur einen Teil? Und doch hatte sie es so leichthin gesagt, dass es ernst gemeint klang. »Und das restliche Geld?«
    »Ich hätte Ihnen Ihre Zehntausend gegeben.« Sie quittierte seine Verblüffung mit ihrem kühlen Lächeln. »Wenn ich fünftausend Livre besitze, Mr Fox, dann sind zehntausend mehr völlig ohne Bedeutung. Das ist so, als hätte man zweihundert Portionen Nachtisch. Es ist egal, ob ich die Hälfte davon weggebe, weil ich nicht einmal die restlichen hundert aufessen kann.«
    Ein Kratzen an der Tür kam seiner Antwort zuvor. Er stand auf, als Ginger hereingeeilt kam. Sie ging zwischen den um den Tisch verteilten Sitzkissen hindurch und stellte ein mit einem Deckel versehenes Tablett darauf. Als sie sich aufrichtete, schoss ihr Blick von dem geöffneten Tresor zu Yasmeens Gesicht.
    »Gibt es sonst noch etwas, Captain?«
    »Nein. Bis ich dich rufe, möchte ich nicht gestört werden.« Als sich die Tür hinter dem Mädchen schloss, sah Yasmeen ihn an. »Sie wird bestürzt sein, wenn sie hört, dass Sie nicht auf die Fälschung hereingefallen sind. Aber wenn die Kopien von Gelehrten gekauft werden, muntert sie das schon wieder auf.«
    » Sie hat die angefertigt?« Unglaublich! »Wo haben Sie dieses Mädchen her?«
    »Aus Oyapock.« Das war die Hauptstadt der Libéré an der Küste des südamerikanischen Kontinents. »Aber wenn Sie den Rest hören wollen, werden Sie sich den ersten Band der Abenteuer von Lady Lynx kaufen müssen.«
    Archimedes hätte beinahe gelacht, aber derselbe Instinkt, der ihn oft davor bewahrte, in einen Raum voller Zombies zu spazieren, ließ nun keinen Laut über seine Lippen kommen. Wenn er die Fälschung angenommen hätte, so

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