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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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zu der Geheimkammer – und baute darauf, dass Yasmeen ihm wenigstens das würde verzeihen können.
    Von dem Essen zu probieren, riskierte er nicht, so verlockend es auch aussah. Und falls er sich während der Fahrt mit der Ladeplattform zum Kai hinunter mit der Vorstellung vergnügte, einzig mit einem Sklavenreif bekleidet in Yasmeens Bett zu liegen und sie auf Kommando mit zarten Bissen zu füttern, so konnte ihm zumindest niemand von der Crew seine Gedanken ansehen.
    Das hatte sie wahrscheinlich nicht mit ihm vorgehabt. Nun denn. Sie würde sich bald genug auf seine Fährte setzen, und er freute sich schon auf die Jagd.
    Den Ranzen auf den Rücken geschnallt, sprang er von der Plattform auf den Holzkai. Trotz der frühen Morgenstunde waren noch immer ein paar Seeleute und Schiffer unterwegs, und die meisten von ihnen schwankten. Die einzige Person, die sich nicht bewegte, war eine Gestalt in einem Umhang am Westende des Kais.
    Der Herrgott beschütze mich! Archimedes wäre beinahe über die eigenen Füße gestolpert, als sein Herz einen Satz machte und seine Instinkte ihn drängten loszurennen; doch dann zwang er sich, einfach weiterzugehen, als wäre alles in Ordnung.
    Kalter Schweiß sammelte sich unten an seinem Rücken. Als Mann mit einer Vorliebe für die Gefahr wusste er ihren Reiz und die süße Erregung zu schätzen, aber selbst hundert Meter von dieser Frau entfernt zu stehen, hatte nichts mit der köstlichen Spannung zu tun, die er in Yasmeens Nähe spürte. Bei Captain Corsair bestand immerhin die Hoffnung auf einen Erfolg.
    Wenn die Frau am Ende des Kais ihn erspähte, bestand nicht die geringste Hoffnung mehr.
    Archimedes ging beinahe vierzig Meter weiter, bevor er sich beiläufig den Kistenstapeln zuwandte, die überall auf den hölzernen Kaianlagen zu finden waren. Sie hatten ihm schon einmal als Versteck gedient. Er kauerte sich neben einen Seemann, der seinen Rausch ausschlief und dessen Kleider nach Urin stanken – wenn er Glück hatte, nach seinem eigenen.
    Durch den Mund atmend schob Archimedes eine Kiste ein paar Zentimeter nach vorn, sodass er die Frau durch die schmale Lücke im Auge behalten konnte. Ihrer Körperhaltung nach zu urteilen, sah sie nicht in seine Richtung, aber sicher konnte er sich nicht sein. Auf diese Entfernung konnte er nicht einmal sicher sein, dass sie eine von Temür Agha ausgesandte Meuchelmörderin war – aber die Leibwache des Rebellen hatte genauso dagestanden wie jetzt diese Frau: ruhig und aufmerksam, als würde nichts ihrer Aufmerksamkeit entgehen.
    Archimedes hoffentlich schon.
    Minuten vergingen. Durch die unbequeme Hockstellung verkrampfte sich seine Oberschenkelmuskulatur, aber er hatte schon Schlimmeres länger ausgehalten. Die Frau bewegte sich nicht. Was beobachtete sie? Den Hafen vielleicht, die Schiffe unten, die Luftschiffe oben. Er sah zurück zur Lady Corsair . Wie bei den anderen Luftschiffen auch schimmerte ihr Ballon im Morgenlicht wie eine Perle, und die Decklampen glühten sanft.
    Oder vielleicht sah die Frau nur den Luftakrobaten zu.
    Er hatte sie gerade erst bemerkt, wie sie mit ihren Gleitern die Grecian Queen umkurvten. Zwei der vier brachen aus der Pfeilformation aus und stiegen in einer Spirale auf, bevor sie die Queen in einem langen, geschwungenen Sinkflug wieder umrundeten. Reichlich früh fürs Training, aber manche der Truppen, die die Nordsee bereisten, hüteten neue Manöver so sorgfältig wie Staatsgeheimnisse, um die gespannte Erwartung auf ihre Schau zu erhöhen.
    So geschickt diese Akrobaten auch waren, sie waren nichts im Vergleich mit den Spektakeln, die die Frau an Temür Aghas Hof gesehen hatte.
    Er sah zum Westende des Kais hinüber. Sie war nicht mehr da. Sein Herz machte einen Satz, aber er wagte es nicht, den Kopf oben über die Kisten zu stecken. Er wartete, steif vor Anspannung. Auf den Bohlen näherten sich Schritte. Nicht die Meuchelmörderin. Die würde er nicht hören.
    Ein Seemann kam herangewankt, mit zufrieden herausgestreckter Brust, was Archimedes sagte, dass er einige Zeit im Bordell oder im Bett eines Serviermädchens verbracht hatte.
    Archimedes räusperte sich, als der Seemann vorbeikam. »Haben Sie eine Frau in einer schwarzen Djellaba gesehen?« Als der Seemann ihn nur ansah, erklärte er: »Im Umhang eines Muselmanns?«
    Die Augen des Mannes leuchteten auf, als er begriff. »Ich hab sie gesehen. Hübsche kleine Krähe. Sie ist Richtung Nordkai gegangen.«
    Weg von ihnen. Gott sei Dank! Archimedes warf

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