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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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müssen, als sie in den kastilischen Hafen eingefahren war. »Sie zu lieben, wäre es wert.«
    Ihr Lachen schien einen bitteren Unterton anzunehmen. Vielleicht hatte schon einmal ein Mann diese Worte zu ihr gesagt?
    Vielleicht auch nicht.
    Unglücklicherweise fehlte ihm die Zeit zu beweisen, dass er es ernst meinte. »Unsere Stunde ist beinahe um. Ich brauche die Skizze.«
    »Ich habe sie nicht an Bord –«
    »Benutzen Sie den Schlüssel an Ihrer Taille.« Die Härte, die in ihre Augen trat, war bedauerlich, aber daran ließ sich nichts ändern. »Das hier war einmal die Kajüte meines Vaters – und meine Schwester hat mich an die Geheimkammer hinter dem Kleiderschrank erinnert.«
    Archimedes zog es vor, sich nicht an die Kammer zu erinnern. Ihr Vater hatte sie dort eingesperrt, wenn sie etwas Ungehöriges gesagt hatten – oder überhaupt den Mund aufgemacht hatten.
    »Verflucht noch eins!« Sie drehte sich mit einem frustrierten Knurren zum Kleiderschrank um und schob die Finger unter die Schärpe um ihrer Taille, zog den silbernen Schlüssel hervor. »Sie und Ihre Schwester. Listige Füchse alle beide. Sie haben Ihren Namen gut gewählt.«
    »Wir haben eine Münze geworfen. Entweder das oder ›Archimedes Stallion‹. Ein prächtiger Hengst wäre doch auch passend gewesen. Nur hat Zenobia gewonnen.«
    »Und doch sagt sie weiterhin Wolfram zu Ihnen.«
    »Für sie ist Archimedes Fox eine Figur – oder eine Tarnung, in die ich schlüpfe.«
    »Und Sie? Denken Sie von sich selbst noch immer als Wolfram?«
    »Nur wenn ich etwas Dummes getan habe oder kurz davor stehe zu sterben.«
    »Und wer sind Sie jetzt gerade?«
    »Der Mann, der gedenkt, sich in Sie zu verlieben.«
    »Also Wolfram.«
    »Nein«, sagte er, und der Ernst in seiner Stimme musste sie verblüfft haben. Sie hielt inne und drehte sich zu ihm um. »Bei Ihnen bin ich stets Archimedes.«
    Ihre Lippen teilten sich, aber sie antwortete zunächst nicht – vielleicht konnte sie sich nicht entscheiden, wie die Antwort ausfallen sollte. Für einen langen Moment lag ihr Blick suchend auf seinem Gesicht.
    »Archimedes Fox«, überlegte sie. Ihre Mundwinkel bogen sich leicht nach oben. »Mit Eiern aus Eisen und einer silbernen Zunge. Ich bewundere beides an einem Mann.«
    Ihm blieb beinahe das Herz stehen. Dann begann es zu rasen, alle seine Muskeln spannten sich an – seine Instinkte brüllten ihn an zu fliehen. So leicht gab Captain Corsair niemals nach. Er war in Schwierigkeiten.
    »Sie sind gefährlich nahe am Rand einer Ermutigung«, warnte er sie.
    »Ich vergaß, Ihren Dickschädel zu erwähnen.«
    Sie griff hinter den Kleiderschrank, betätigte einen verborgenen Hebel und trat zurück. Der große Schrank schwang auf wie eine Tür und enthüllte das kleine Schlüsselloch in der Wand dahinter.
    »Mein Vater musste den Schrank immer beiseiteschieben.« Und ihn dann wieder zurückschieben, bis er geruhte, sie herauszulassen.
    »Und an den Kratzern in den Bodenbrettern konnte ich sehen, wo die Geheimkammer ist. Darum habe ich das Ganze verbessert. Jetzt lässt sich der Schrank auch von der Kammer aus bewegen, sodass mich niemand darin einsperren kann.«
    Archimedes war zu keiner Antwort in der Lage.
    »Drinnen waren auch Kratzer.« Sie sah nicht zu ihm hin, als sie den Schlüssel in das Schloss steckte. »Überall um das Schloss herum und auch an ein paar Stellen an den Wänden. Striche, wie um Tage abzuzählen. Und der Name Geraldine, mit dem ein derber kleiner Vers unterschrieben war.«
    Ihr Vater hatte seine Schwester dafür verprügelt. »Sie ist schon immer eine Schriftstellerin gewesen.«
    »Und was sind Sie schon immer gewesen?«
    »Ein Glückspilz.«
    »So sieht es wohl aus. Immerhin sind Sie nicht mehr da drin.«
    »Ach, er hat uns jedes Mal rechtzeitig für die Sonntagspredigt herausgelassen. Was ehrlich gesagt grausamer war, als weiterhin eingesperrt zu bleiben.«
    »Da ich einige dieser Predigten gehört habe, muss ich zustimmen.« Sie öffnete die glatten Türen und trat in den dunklen Raum dahinter. Einen Moment lang fragte Archimedes sich, ob er sich wohl Sorgen machen musste, dass sie darin Waffen verstaut hatte – aber das hatte sie natürlich. Und es spielte kaum eine Rolle, sie war schließlich die ganze Zeit über bewaffnet gewesen.
    Als sie wieder hervorkam, erkannte er sofort den umgebauten Gleiter in ihren Händen. Seinen Gleiter, der sich zu einem stabilen Ranzen verwandeln ließ, der dazu gedacht war, empfindliche Artefakte aus Papier

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