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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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gab – wobei er wohl behaupten würde, nur verhindern zu wollen, dass Ivy sich mithilfe des Tauchboots absetzte.
    Trotzdem, diese Tauchanzüge waren Todesfallen. Die Liebe machte jeden zum Schwachkopf. »Einen goldenen Sou, dass du am Ende ihn rettest«, sagte sie.
    »Ich wäre dumm, wenn ich da gegenhalten würde.« Ivys graue, handschuhlose Finger krallten sich um den Rand des Schanzkleids, als sie sich vorbeugte und große Augen machte. »Was macht dieser Mann da denn mit dem Botenjungen?«
    Yasmeen sah zur Kaianlage, über dessen Bohlen der Tragschrauber schwebte. Der Botenjunge strampelte aus voller Kraft mit den Beinen, die langen Drehflügel verschwammen schier. Darunter stand Archimedes und hielt den Schrauber an der Querstange unter dem Pilotensitz fest. Er begann zu laufen und schob den Tragschrauber aufs Hafenbecken zu. Die Schöße seines nicht zugeknöpften Mantels flatterten wie Flügel, und eine orangefarbene Weste kam zum Vorschein.
    »Ach, ihr blauen Himmel!«, rief Ivy aus, als Mann und Schrauber über den Rand des Kais stürzten und wild in der Luft pendelten. Archimedes’ Stiefel klatschten ins Wasser, bevor die Maschine gerade zog und an Höhe gewann. Archimedes stieß einen Jubelschrei aus, und sein wohlbekanntes tiefes Gelächter hallte über den Hafen.
    Yasmeen musste ebenfalls lachen. Er konnte einfach nicht den leichten Weg nehmen, oder?
    Die Schmiedin schaute jetzt nicht mehr besorgt, sondern beobachtete das Näherkommen des Schraubers mit einem Gesichtsausdruck, der zugleich geistesabwesend und überaus konzentriert wirkte. »Bei einem solchen Wind würde ich nie in so ein Ding steigen. Aber sehen Sie, wie sein Gewicht es stabilisiert? Weil er so tief hängt. Ich müsste mir etwas einfallen lassen, damit man landen kann, auch wenn unten ein so schwerer Gegenstand dranhängt – oder die Konstruktion so machen, dass man gar nicht erst landet. Für ein Luftschiff vielleicht. Und bei so viel Gewicht mit zwei Mann für die Drehflügel. Der Botenjunge schwitzt ja jetzt schon. Und bei den heiligen Sternen, diese Hosen sind vielleicht was.«
    »Genau wie Archimedes Fox«, sagte Yasmeen.
    »Der Abenteurer?« Ivy sah sie fragend an. Nach einem Moment des Unglaubens wurde ihr Blick weicher, und sie sah wieder zu dem Mann, der unter dem Tragschrauber hing. »In London haben bei uns im Haus die Mädchen, die lesen konnten, den anderen seine Geschichten immer vorgelesen. Wenn eine neue Ausgabe der Gazette herauskam, haben wir unsere Pennys zusammengelegt, obwohl das manchmal bedeutete, auf eine Mahlzeit zu verzichten. Aber das war es wert. Ganz egal, wie schrecklich die Gefahr war, er ist immer entkommen. Jedes einzelne Mal. Selbst wenn es unmöglich schien.« Die Erinnerung ließ sie schmunzeln. »Wir haben den Geschichten so oft gelauscht, ich könnte heute noch ganze Kapitel aufsagen.«
    Das ging Yasmeen genauso. Vielleicht fiel es ihr darum schwer, an ihrem Zorn festzuhalten – nicht wegen seines schlanken Körpers oder charmanten Grinsens, sondern weil Archimedes Fox ihr gewissermaßen seit beinahe einer Dekade ein treuer Begleiter war.
    Und nun brachte er sie zum Lachen, als sie wenig Grund dazu hatte.
    »Ich hab gehört, dass das jemand anders ist«, sagte Ivy leise.
    Natürlich hatte sie das gehört. Mad Machen konnte es ja nicht besser gewusst haben, jedenfalls nicht gleich am Anfang. »Ist schon komisch, was man auf See so hört. Vor ungefähr zehn Jahren habe ich einmal eine Geschichte über einen Waffenschmuggler gehört, der einen lusitanischen Söldner angeworben hatte, seine Fracht von Reval nach Kopenhagen zu fliegen, und dann von ihm betrogen wurde. Santos Silva hieß der Söldner – je von ihm gehört?«
    »Nein.«
    »Das liegt daran, dass Silva und seine Männer den Schmuggler mit der Waffe bedrohten und ihm versprachen, ihn am Leben zu lassen, wenn er ihnen die Waffenkiste überließ. Was sie natürlich nicht getan hätten, darum ist der Schmuggler hinter die Kiste in Deckung gesprungen und hat Silvas sämtliche Männer erschossen, nur zwei Seeleute und den Koch nicht – der hat mir die Geschichte erzählt. Aber ein Schmuggler, der acht Männer tötet und dann mit ihren Leichen über die Ostsee schippert, damit seine verbliebenen Geschäftspartner wissen, dass sie sich besser nicht mit ihm anlegen, klingt nicht gerade nach einem Mann, der lauthals lacht, weil er unter einem Tragschrauber hängend quer über ein Hafenbecken fliegt, oder?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, stimmte

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