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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Männer waren alle gleich! Dennoch schien er angemessen beeindruckt von der Maschine – wie es sich für einen Mann gehörte. »Ich will dir, wenn alles gut geht, die Kopie deiner Skizze schenken. Je nachdem, was die Person, von der du das Original zurückstehlen musst, für ein Mensch ist, wärst du gut beraten, einige Distanz zwischen euch beide zu bringen, bevor sie Gelegenheit hat zu bemerken, dass es verschwunden ist.«
    Er fuhr zu ihr herum. » Sie? «
    Er wusste es, das sah Yasmeen sofort. Sein Gesichtsausdruck erinnerte an einen Mann, der ein Bataillon Kriegsmaschinen auf sich zukommen sieht, während sich von hinten eine Horde Zombies nähert. Bei all seiner leichtfertigen Art, bei all seinem Charme war sich dieser Mann dennoch zutiefst der Gefahren bewusst, die das Leben für einen bereithielt.
    »Sicher kann ich mir nicht sein«, sagte Yasmeen. Obendrein fand sie es befremdend, dass die Elitewache ein solches Stück stehlen sollte – die Elitewache stahl nicht, nur bei absoluter Notwendigkeit. Aber wer konnte sagen, was jemand anders für notwendig erachtete? »Miracle Mattson hatte jedenfalls durch Franz Kessler von der Skizze erfahren. Hast du gehört, was mit ihm passiert ist?«
    »Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten. Das warst nicht du? In ihrem Expressbrief sagte Zenobia, dass du zu ihm wolltest.«
    »Ich bin erst in Port Fallow angekommen, als er schon tot war. Aber dort war eine Frau und hat das Haus beobachtet. Ich hatte keinen Grund zu der Annahme, dass sie irgendetwas von der Skizze wusste – erst als einer von Mad Machens Männern erzählt hat, dass du dich in einer Kiste versteckt und ihm einen Sou gegeben hast, damit er sich nach einer Frau in einem Umhang umschaut. Hattest du dich wirklich versteckt?«
    »Hättest du das nicht getan?«
    »Wenn ich gedacht hätte, dass sie hinter mir her ist. Also hast du gewusst, was das für eine Frau ist. Woher?« Kaum jemand aus der Neuen Welt erkannte eine gan tsetseg .
    »Ich habe Temür Aghas Wache gesehen.«
    Temür Agha . Fünfzehn Jahre zuvor hatte der General den Aufstand in Konstantinopel erstickt, indem er die Stadt dem Erdboden gleichmachte. Von königlichem Blut, ebenso listig wie gnadenlos, war er im ganzen Reich gefürchtet – selbst in den Herrscherhäusern von Xanadu. Nicht einmal der Khan hatte seine Ermordung gewagt, sondern ihn stattdessen zum Gouverneur der marokkanischen Besatzungsgebiete ernannt und an den äußersten Rand des Reiches entsandt.
    Selbst das hatte bedeutet, eine Beleidigung zu riskieren: Beamte und dargas wurden zur Bestrafung in die außerasiatischen Gebiete versetzt, nicht zur Belohnung. Temür hatte sich nicht revanchiert, aber von Beginn seiner Amtszeit als Gouverneur an hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass er eine gewaltige Streitmacht in Marokko zusammenzog und bald versuchen würde, gegen das Reich zu marschieren. Zehn Jahre waren vergangen, und er hatte es noch immer nicht getan – doch hätte Yasmeen nicht dagegen gewettet, dass er es am Ende doch noch tat.
    Abgesehen davon war es ihr egal. Sie blieb Marokko nach Möglichkeit eben fern. So klug war Archimedes anscheinend nicht gewesen. Und die Vorstellung, dass er sich vor der Frau versteckt hatte, amüsierte Yasmeen; offensichtlich hatte ihm jemand erzählt, wozu die Elitewachen in der Lage waren, ohne zu erwähnen, dass sie keine tollwütigen Mörder waren, die jedem die Kehle durchschnitten, der ihnen in die Quere kam. Der Wache waren nur Treue und Pflichtgefühl noch heiliger als Selbstbeherrschung und Mitgefühl. Wenn die Frau ihn dort gefunden hätte, wie er sich gegen eine Kiste kauerte, dann hätte sie ihm wahrscheinlich eine Decke oder eine Münze geschenkt.
    Es sei denn, Archimedes hatte Grund zu der Annahme, dass die Frau hinter ihm hergewesen war.
    Yasmeen erstarrte, den Zigarillo knapp vor den Lippen. »Deine Schulden«, sagte sie. »Die hast du bei Temür Agha?«
    »Ja.«
    Ihr Magen zog sich zu einem harten Knoten zusammen. »Und diese Frau gehörte seiner Wache an?«
    »Das weiß ich nicht. Ich konnte sie nicht gut genug sehen. Ich wollte das Risiko nicht eingehen.«
    Dazu musste man auch wahrlich ein Schwachkopf sein. »Ich hatte einen guten Blick auf sie. Wie sah diese Wache von Temür Agha damals denn aus?«
    »Langes schwarzes Haar, hier zu Zöpfen geflochten.« Er führte seine Zeigefinger in der Stirnmitte zusammen und strich mit ihnen über den Ohren nach hinten. »Schön. Im Gesicht dunkel wie Teakholz, aber die Hände

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