Brooklyn
ihm so bald wie möglich klarmachen, dass er sich diesbezüglich keine Hoffnungen zu machen brauchte; aber das war kaum der richtige Augenblick dafür.
»Es ist sicher nicht leicht, wieder zu Hause zu sein«, sagte er. »Andererseits ist es für deine Mutter bestimmt schön.«
Sie drehte sich um und lächelte ihm traurig zu. Sie wechselten kein weiteres Wort, bis sie den Strand erreicht und George und Nancy eingeholt hatten.
Wie sich herausstellte, hatte Jim weder ein Handtuch noch seine Badehose dabei. Das Wasser sei wahrscheinlich ohnehin zukalt, sagte er. Eilis sah Nancy an und bedachte Jim dann, für Nancy klar und deutlich zu sehen, mit einem vernichtenden Blick. Während Jim Schuhe und Socken auszog und sich die Hosenbeine hochkrempelte und hinunter zum Wasser ging, zogen sich die übrigen drei um. Noch vor wenigen Jahren, dachte Eilis, hätte sie sich während der ganzen Fahrt Sorgen darüber gemacht, ob ihr Badeanzug auch modisch genug war, ob sie selbst auf dem Strand unansehnlich und unbeholfen aussehen oder was George und Jim von ihr halten würden. Jetzt aber, wo sie noch von der Überfahrt und von ihren Ausflügen mit Tony nach Coney Island her braungebrannt war, verspürte sie eine ungewohnte Selbstsicherheit, als sie den Strand hinunterging, vorbei an Jim, der ein bisschen herumplanschte, ohne ein Wort zu ihm zu sagen, hinauswatete und dann, als sich die erste hohe Welle näherte, hineintauchte und jenseits davon wieder herausschwamm.
Sie wusste, dass er ihr zusah, und bei dem Gedanken, dass sie ihn im Vorbeigehen hätte nassspritzen sollen, musste sie lächeln. Für einen Moment erschien ihr dieser Einfall wie etwas, was sie Rose erzählen und was Rose amüsieren würde, aber dann wurde ihr mit einem fast körperlich schmerzhaften Gefühl des Bedauerns bewusst, dass Rose tot war und dass es Dinge wie das hier gab, ganz gewöhnliche Dinge, die sie nie erfahren, die für sie keine Rolle mehr spielen würden.
Später machten sich Nancy und George in Richtung Ballyconnigar auf, und Eilis und Jim bildeten die Nachhut. Jim fing an, ihr Fragen über Amerika zu stellen. Er sagte, er habe zwei Onkel in New York, und er habe sie sich früher immer von Hochhäusern umgeben vorgestellt, bis er erfahren habe, dass sie dreihundertfünfzig Kilometer von New York City entfernt wohnten. Gemeint war im Staat New York, sagte er, und das Dorf, in dem einer von ihnen lebte, war noch kleiner als Bunclody. Als sie ihm erzählte, dass ein Priester, der mit ihrer Schwester befreundet gewesen war, sie dazu ermutigt hatte auszuwandern und ihr dort geholfen hatte,fragte er nach dessen Namen. Als sie »Father Flood« sagte, war sie für einen Moment erstaunt, als Jim Farrell erklärte, seine Eltern würden ihn gut kennen; sein Vater, sagte er, sei zusammen mit ihm auf das St. Peter’s College gegangen.
Später fuhren sie nach Wexford und aßen im Talbot Hotel, wo die Hochzeitsfeier stattfinden würde, zu Abend. Wieder in Enniscorthy, lud Jim sie alle ins Pub seines Vaters ein, wo sie vor dem Heimgehen noch etwas trinken könnten. Seine Mutter, die hinter dem Tresen bediente, wusste schon von ihrem Ausflug und begrüßte Eilis mit einer überschwenglichen Herzlichkeit, die Eilis fast als irritierend empfand. Bevor sie sich trennten, vereinbarten sie, dass sie den Ausflug am darauffolgenden Sonntag wiederholen würden. George erwähnte die Möglichkeit, von Curracloe aus zum Tanzen nach Courtown zu fahren.
Eilis hatte keinen Hausschlüssel, also musste sie klopfen; sie hoffte, dass ihre Mutter noch nicht schlief. Sie hörte, wie sie langsam zur Tür kam, und sagte sich, dass sie in der Küche gewesen sein musste. Ihre Mutter brauchte einige Zeit, um die verschiedenen Schlösser zu öffnen und Riegel aufzuschieben.
»Da bist du ja«, sagte ihre Mutter und lächelte. »Ich werde dir einen Schlüssel besorgen müssen.«
»Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt.«
»Nein, als du aus dem Haus gegangen bist, habe ich mir gedacht, dass du spät zurückkommen würdest, aber so spät ist es gar nicht, es ist ja noch ein bisschen hell am Himmel.«
Ihre Mutter schloss die Tür und führte sie in die Küche.
»Jetzt erzähl«, sagte sie, »hast du dich auch gut amüsiert?«
»Es war nett, Mama, und wir sind zum Abendessen nach Wexford gefahren.«
»Und ich hoffe, Jim Farrell war nicht zu ungezogen?«
»Er hat sich anständig benommen.«
»Also, die große Neuigkeit ist die, dass die Verwaltung von Davis’s Mills nach dir
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