Brooklyn
wenn sie zu ihm zurückkehrte, musste sie ihm die Arme um den Nacken legen, und er hob sie von unten hoch, so dass sich ihre Beine um ihn schlangen. Wenn er sieküsste und dann ihren Kopf festhielt und sie ansah, schien er sich wegen seiner Erektion überhaupt nicht zu genieren, sondern stolz darauf zu sein. Er war wie ein großer Junge, wenn er sie anlachte; sie ihrerseits empfand eine große Zärtlichkeit für ihn und küsste ihn innig, während er sie in den Armen hielt. Als der Tag zur Neige ging, waren sie fast die letzten, die noch im Wasser waren.
Als Eilis sich bei der Arbeit über die Hitze beklagte, sagte man ihr, das sei erst der Anfang, aber eines Tages teilte ihr Miss Fortini mit, Mr. Bartocci beabsichtige, die Klimaanlage einzuschalten, und bald würde das Kaufhaus bald von Kundinnen überfüllt sein, die Zuflucht vor der Hitze suchten. Ihre Aufgabe, sagte Miss Fortini, sei dann, dafür zu sorgen, dass sie auch alle etwas kauften.
Schon bald freute sich Eilis darauf, zur Arbeit zu gehen, und sehnte sich, wenn sie nachts schweißgebadet aufwachte, nach der Klimaanlage im Bartocci’s. Abends stellte Mrs. Kehoe Stühle draußen vor das Haus, und dann saßen sie da und fächelten sich sogar im Schatten Luft zu, an manchen Abenden sogar noch nach Einbruch der Dunkelheit. An Eilis’ halbem freien Tag nahm sich auch Tony einen halben Tag frei, und sie fuhren nach Coney Island und kamen spät zurück. Wenn sie ihn fragte, ob sie einmal mit dem Riesenrad fahren könnten oder mit einem der anderen Fahrgeschäfte, lehnte er ab und fand jedesmal eine andere Ausrede, warum das nicht möglich sei. Er verriet durch nichts, dass er seine vorige Freundin verloren hatte, weil er mit ihr auf dem Riesenrad gewesen war. Eilis fand das faszinierend, die Beiläufigkeit, Ungezwungenheit, mit der er verhinderte, dass sie Riesenrad fuhren, die charmante Verlogenheit, mit der er nicht zu erkennen gab, was zuvor passiert war. Sie war fast froh zu wissen, dass er Geheimnisse hatte und sie ganz unaufgeregt zu wahren wusste.
Im Lauf des Sommers konnte er bald über nichts anderes mehr reden als Baseball. Die Namen, die er ihr gegenüber erwähnte –Namen wie Jackie Robinson und Pee Wee Reese und Preacher Roe – waren dieselben, die sie schon bei der Arbeit gehört und in den Zeitungen gelesen hatte. Selbst Mrs. Kehoe sprach über diese Spieler so, als ob sie sie persönlich kennen würde. Im vergangenen Jahr war sie zu ihrer Freundin Miss Scanlan gegangen, um sich ein Spiel im Fernsehen anzuschauen, und da sie, wie sie jedem erzählte, eine Anhängerin der Dodgers war, beabsichtigte sie, falls Miss Scanlan, die ebenfalls eine Dodgers-Anhängerin war, sie einlud, in diesem Jahr wieder hinzugehen.
Eilis hatte eine Zeitlang den Eindruck, dass niemand mehr von etwas anderem redete als von der Notwendigkeit, die Giants zu schlagen. Tony erzählte ihr mit echter Begeisterung, dass er es geschafft hatte, nicht nur für sich und sie, sondern auch für seine drei Brüder Karten für das Ebbets Field zu bekommen, und dass das der schönste Tag ihres Lebens werden würde, weil sie sich für das rächen würden, was Bobby Thomson ihnen in der vergangenen Saison angetan hatte. Während er mit ihr durch die Straßen ging, war Tony nicht der einzige, der seine Lieblingsspieler imitierte und lautstark erklärte, was er sich von ihnen erhoffte.
Sie versuchte, ihm vom Wexforder Hurling-Verein zu erzählen und wie er von Tipperary geschlagen worden war und wie ihre Brüder und ihr Vater sonntags wie festgewurzelt vor der alten Musiktruhe im vorderen Zimmer gesessen hatten, selbst wenn Wexford gar nicht spielte. Als er anfing, die Berichterstatter zu imitieren und imaginäre Spiele zu kommentieren, erzählte sie ihm, dass ihr Bruder Jack das gleiche getan hatte.
»Moment mal«, sagte er. »Ihr spielt in Irland Baseball?«
»Nein, es war Hurling.«
Er sah sie verdutzt an.
»Also kein Baseball?« In seinem Gesicht zeichnete sich Enttäuschung ab, dann etwas wie Ärger.
Eines Abends im Gemeindesaal, als die Kapelle, die bis dahin Swing gespielt hatte, ein Stück zu spielen begann, das Tony zukennen schien, drehte er, wie viele andere auf der Tanzfläche, vollkommen durch.
»Das ist der Jackie-Robinson-Song«, schrie er. Er fing an, einen imaginären Baseballschläger zu schwingen. »Sie spielen ›Did You See Jackie Robinson Hit That Ball?‹«
Sobald Eilis ihren Kurs im Brooklyn College wiederaufnahm, wurde die Baseball-Raserei noch
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