Brooklyn
florierenden Laden am Market Square; nach dem Tod seiner Mutter würde er ihn als Alleinerbe übernehmen. Für Nancy, die in Buttle’s Barley-Fed Bacon hinter dem Ladentisch arbeitete, war mit George Sheridan auszugehen ein Traum, aus dem sie am liebsten nie wieder aufgewacht wäre, dachte Eilis, während sieund Nancy sich im Saal umsahen, als schauten sie sich nur beiläufig um.
Einige Paare tanzten, und ein paar Männer standen in der Nähe der Tür herum.
»Die gucken so, als wären sie auf dem Viehmarkt«, sagte Nancy. »Du lieber Gott, am schlimmsten ist das Haaröl!«
»Wenn einer von ihnen zu uns kommt, stehe ich sofort auf«, sagte Eilis, »und du sagst ihm, dass du mich zur Garderobe begleiten musst.«
»Wir müssten Brillen mit dicken Gläsern haben und vorstehende Zähne, und unser Haar müsste ganz fettig sein«, sagte Nancy.
Der Raum füllte sich allmählich, aber von George Sheridan war nichts zu sehen. Und selbst als andere Männer den Saal durchquerten, um Frauen zum Tanz aufzufordern, kam niemand auf Nancy oder Eilis zu.
»Man wird uns bald nur noch die zwei Mauerblümchen nennen«, sagte Nancy.
»Es gibt Schlimmeres«, sagte Eilis.
»Keine Frage. ›Bus nach Courtnacuddy‹ genannt zu werden wäre noch schlimmer«, erwiderte Nancy.
Selbst nachdem sie beide aufgehört hatten zu lachen und sich wieder im Saal umsahen, brach immer wieder eine von beiden in Gekicher aus und steckte sofort die andere an.
»Die Leute müssen uns für verrückt halten«, sagte Eilis.
Nancy war allerdings plötzlich ernst geworden. Als Eilis zur Bar hinüberschaute, an der alkoholfreie Getränke ausgeschenkt wurden, sah sie, dass George Sheridan, Jim Farrell und mehrere ihrer Freunde aus dem Rugbyverein angekommen waren und mit etlichen jungen Frauen zusammenstanden. Jim Farrells Vater gehörte ein Pub auf der Rafter Street.
»Das war’s«, flüsterte Nancy. »Ich geh nach Haus.«
»Wart, tu das nicht«, sagte Eilis. »In der nächsten Pause gehen wir auf die Toilette, und dann besprechen wir, was wir tun.«
Sie warteten und überquerten dann die menschenleere Tanzfläche; Eilis vermutete, dass George Sheridan sie bemerkt hatte. Auf der Toilette sagte sie zu Nancy, sie sollte nichts unternehmen, nur warten, und sie würden wieder hinausgehen, wenn der nächste Tanz in vollem Gang sei. Als sie dann wieder im Saal waren und Eilis dorthin schaute, wo George und seine Freunde gewesen waren, trafen sich ihr und Georges Blick. Nancy war, während sie nach einem Sitzplatz suchten, über und über rot geworden; sie sah wie eine Schülerin aus, die die Nonnen aus dem Klassenzimmer geschickt hatten. Sie saßen schweigend da, während der Tanz weiterging. Alles, was Eilis einfiel, hätte lächerlich geklungen, also sagte sie nichts, aber es war ihr bewusst, dass sie jedem, der zu ihnen hinsah, einen jämmerlichen Anblick bieten mussten. Sollte Nancy auch nur die leiseste Andeutung machen, dass sie nach diesem Stück besser gehen sollten, würde sie sich sofort einverstanden erklären. Sie wünschte sich sogar, sie wäre bereits draußen; sie wusste, dass sie später irgendwie über die ganze Sache würden lachen können.
Am Ende des Stücks aber kam George herüber und forderte Nancy zum nächsten Tanz auf. Als Nancy aufstand, lächelte er Eilis zu, und sie erwiderte das Lächeln. Während sie tanzten und George leichthin plauderte, schien Nancy sich große Mühe zu geben, vergnügt auszusehen. Eilis wandte die Augen ab für den Fall, dass es Nancy befangen machte, wenn sie ihnen zuschaute, und dann schlug sie sie nieder und hoffte, dass niemand sie zum Tanzen aufforderte. Jetzt, dachte sie, wäre es am einfachsten, wenn George Nancy am Ende dieses Stücks um den nächsten Tanz bitten würde und sie unauffällig gehen könnte.
Statt dessen kamen George und Nancy auf sie zu und sagten, sie würden sich eine Limonade an der Bar holen und George wolle Eilis ebenfalls eine spendieren. Sie stand auf und durchquerte zusammen mit den beiden den Saal. Jim Farrell stand am Tresen und hielt George einen Platz frei. Ein paar ihrer anderen Freunde,von denen Eilis einen oder zwei dem Namen nach, die anderen nur vom Sehen kannte, standen dabei. Als sie näher kamen, drehte sich Jim Farrell um und behielt einen Ellbogen auf dem Tresen. Er sah Nancy und Eilis von oben bis unten an, ohne zu nicken oder ein Wort zu sagen, rückte dann zur Seite und sagte etwas zu George.
Als die Musik wieder anfing, gingen einige ihrer Freunde auf
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