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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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war da schon öfter. »Dieses Mal behalten sie sie vielleicht mehrere Monate da.«
    Ich sagte nichts.
    »Hast du gehört?«, fragte Will.
    Ich nickte und sah erst jetzt, dass er den Pokal festhielt, den er an diesem Tag gewonnen hatte. Der Golfer, der auf diesen Dingern immer obendrauf steht, war abgebrochen.
    Er tat mir schrecklich leid. Mehr als ich mir selber.

Will
    Ash war ganz aufgelöst, weil sie Mom wieder abgeholt hatten. Mir war es natürlich auch nicht egal, aber ich war noch ziemlich sauer auf sie, weil sie auf mich losgegangen war. Und obwohl ich den Jesusfans nicht zutraute, dass sie mehr für Mom tun konnten, als ihr lauter Müll ins Hirn zu blasen, genau wie bei Keith, dachte ich … Wie soll ich das sagen? Also, ich dachte, dass es vielleicht gar nicht so verkehrt war, wie sich alles entwickelt hatte. Vielleicht würde Mom endlich zur Besinnung kommen, wenn ihr klar wurde, dass sie gegen mich gewalttätig geworden war, mir mit meinem eigenen Pokal den Arm aufgeschlitzt hatte.
    Mir war klar, dass ich jetzt noch besser als sonst auf Asheley aufpassen musste, solange Mom weg war. Ich war ja alles, was sie noch hatte. Und Sie müssen wissen, dass die Familie ihr immer wichtig war, so was wie Normalität, ein geregeltes Alltagsleben …
    Um ehrlich zu sein, war ich mir sogar ziemlich sicher, dass es uns guttun würde, ganz unter uns zu sein, nur wir beide.
    Als wir da im Wohnzimmer auf dem Boden hockten, uns von dem Schreck erholten und uns gegenseitig wieder aufbauten, hab ich versucht, ihr zu erklären, warum es vielleicht auch sein Gutes hatte, dass Mom wieder im Hope Hill war.
    Ich erzählte ihr, dass Mom einmal versucht hatte, Dad mit dem Auto zu überfahren, als er den Zaun baute, den wir früher im Garten hatten. Er stand mit einem Gartenschlauch in der Hand mitten in unserer Einfahrt und spritzte die Ecke sauber, in der er zuletzt gearbeitet hatte. Mom hatte sich in den Kopf gesetzt, dass der Zaun nicht dazu dienen sollte, unseren Garten zu verschönern, sondern sie einzusperren. Als ob er das Haus in ein Gefängnis verwandeln würde, aus dem sie nie wieder rauskäme. Sie kam aus dem Haus gestürmt, setzte sich in unseren alten Kombi, ließ den Motor aufheulen und raste direkt auf Dad zu. Alles ging so schnell, dass Dad kaum reagieren konnte. Der Gartenschlauch flog ihm aus der Hand und peitschte durch die Gegend, als hätte er ein buckelndes Pferd verschluckt, und alles wurde nass. Asheley und ich rannten aus dem Haus und heulten los. Wir wussten nicht, was passiert war, aber wir hatten fürchterliche Angst, weil uns klar war, dass es was Schlimmes war. Dann sahen wir Dad vorne an der Motorhaube kleben. Er streckte die Beine von sich und versuchte, sich mit den Händen irgendwo festzuhalten, als wäre er Superman und könnte den Wagen mit reiner Willenskraft zum Stehen bringen. Aber er verlor jedes Mal den Halt, wenn Mom aufs Gas trat, und landete schließlich auf dem Zaun, den er gerade aufgestellt hatte.
    »An dem Tag war sie außer sich vor Wut«, erzählte ich Asheley, als wir im Wohnzimmer auf dem Boden hockten. »Sie ließ ihre ganze Wut einfach raus, und als sie einen schnelleren Gang einlegen wollte, erwischte sie aus Versehen den Rückwärtsgang. Sie wollte Dad den Todesstoß versetzen und krachte stattdessen ins Garagentor. Dad hat einfach nur Schwein gehabt, dass er da lebend rausgekommen ist.«
    Nein, Sie brauchen jetzt nichts zu sagen. Ich weiß selbst, dass ich genauso bin. Das hab ich wohl von ihr geerbt.
    Egal. Ich sagte zu Asheley: »Wir hatten noch mal Glück. Er zog sie aus dem Wagen und hielt sie so fest, dass sie die Arme nicht bewegen und auf ihn einschlagen konnte. Er stand einfach mit ihr da und hielt sie, bis ihr die Kraft ausging und sie langsam ruhiger wurde.«
    Mit Ash darüber zu reden, war nicht einfach. Sie hatte nämlich ein völlig falsches Bild von Dad. Für sie war er so was wie ein Actionheld, der aus der Ferne über sie wachte und auf den Augenblick lauerte, wo sie seine Hilfe am dringendsten brauchte, um sich dann in die Lüfte zu schwingen und sie zu retten.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auch jetzt noch, trotz allem, was passiert ist, diese Idealvorstellung von ihm hat. Wenn die Rede auf ihn kam, musste ich immer aufpassen, dass ich ihre Fantasien nicht zerstörte, auch wenn die völlig daneben waren und ich sie liebend gern darüber aufgeklärt hätte, was für ein Arschloch er wirklich war. Aber ich hatte kapiert, dass sie diese Fantasien brauchte

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