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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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dem Tag wohl benutzt. Er ist Zimmermann, aber er hat nur Gelegenheitsjobs bei ein paar Baufirmen in der Gegend. Wenn er keinen Job hat, versucht er, sich in unserem Haus nützlich zu machen und repariert Sachen. Ständig lässt er sein Werkzeug rumliegen. Als Mom den Hammer entdeckte, schleuderte sie ihn auf Keith, aber er krachte an die Wand und hinterließ ein dickes, fettes Loch.
    Da hatte Keith dann genug und rief die Jesusfans an. Er sagte nichts, sondern klappte einfach nur sein Handy auf und wählte die Nummer.
    Ash und ich nennen sie die Jesusfans. Sie selbst nennen sich die Kirche vom Blute Christi. Durchgeknallte Jesusfans eben. Aber die haben so ne Art Entzugsklinik, das Hope Hill. Keith haben sie da vor paar Jahren trocken gekriegt, und Mom war auch schon öfter da, nur dass es bei ihr offenbar nicht half. Keine Ahnung, ob Keith religiös ist. Wahrscheinlich schon. Er hat sich aber nicht an die tausend Millionen Regeln von denen gehalten, und er hat auch nicht viel darüber gesprochen. Er wusste, dass Asheley und ich es für Bullshit hielten. Aber manchmal ging er zu ihren Treffen, und an Ostern lieh er ihnen immer seinen Eagle, damit sie das Zeug zum Strand transportieren konnten, das sie für irgend so ’n beknacktes Ritual brauchten, irgendwas mit Broten und Fischen und so.
    Ich begriff aber nicht sofort, wen er da anrief. Erst als er mit ihnen sprach, unsere Adresse nannte und sagte: »Ja, sie braucht dringend Hilfe.« Die Jesusfans kennen uns schon. Schließlich passierte das nicht zum ersten Mal. Und es endete immer tragisch.
    »Nein!«, schrie ich. »Verdammt, Keith, das kannst du nicht machen!«
    Ich sprang auf und stürzte mich auf ihn, um ihm das Handy wegzunehmen. Aber obwohl er klapperdürr ist und immer aussieht, als ob er high ist, darf man nicht unterschätzen, dass er mal in der Army war. Und im Jugendknast, weil er ein Auto geklaut hatte. Kämpfen kann er. Er ist auch schnell. Und stärker, als man denkt. Er stieß mich weg, aber ich ging wieder auf ihn los. Dieses Mal kriegte ich ihn zu fassen. Wir rangen uns gegenseitig zu Boden und schlugen mit den Fäusten aufeinander ein. Dabei rissen wir lauter Sachen um. Im Nachhinein weiß ich gar nicht, was ich damit erreichen wollte. Mom feuerte uns an und amüsierte sich prächtig, als hätte sie schon den ganzen Tag auf so eine Show gewartet.
    Dann fuhr der weiße Van der Jesusfans vor, und das war’s dann.

Asheley
    Ja, das mit Mom hab ich mitgekriegt. Die letzten Minuten jedenfalls.
    Es war kurz vor zehn, als ich zu Hause ankam. Das Erste, was ich sah, war der weiße Van, der unsere Einfahrt blockierte. Die hinteren Türen standen offen. Da wusste ich, was los war. Die Jesusfans. Scheiße!
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich hab nichts gegen Jesus oder Gott oder so. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht sogar selber an Gott glaube. Aber diese Jesusfans … Das ist was ganz anderes. Die glauben nicht einfach nur an Gott, sondern »wandeln in den Fußstapfen Jesu«, was so viel heißen soll, dass sie versuchen, hier und heute so zu leben wie die Menschen damals, als Jesus noch lebte. Sie tragen Sandalen und Togas, sammeln Früchte und Nüsse … Das zwingen sie einem zwar nicht auf, aber trotzdem … die sind einfach irre, verstehen Sie? Aber Keith stand mit ihnen in Kontakt.
    Wenn sie da waren, musste was Schlimmes passiert sein. Dann wurde Mom auch schon aus dem Haus geführt, bevor ich überhaupt aus meinem Wagen gestiegen war. Von zwei so bärtigen Typen. Jeder hatte Mom an einem Arm gepackt. Sie stolperte zwischen ihnen mit, hatte rote Flecken im Gesicht, und ihr Haar war völlig aufgelöst. Die Typen versuchten, sie zu führen, aber eigentlich trugen sie sie, weil sie kaum gehen konnte.
    Das war genau, was ich jetzt brauchen konnte. Ein super Ende für einen super Tag. Ein Mal, ein einziges Mal passiert mir was Gutes, und – zack! – verwandelt es sich in Scheiße! Aber was konnte ich tun? Ich stieg aus und ging aufs Haus zu, als ob alles ganz normal wäre. Und irgendwie war’s das ja sogar. Nur dass ich so blöd gewesen war, auf eine bessere Zukunft zu hoffen und nach den letzten paar Monaten zu denken, dass Mom es schaffen würde. Dass wir alle es schaffen würden. Egal.
    Natürlich sah sie mich. Wir sind ja direkt aneinander vorbeigegangen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ob ich sie umarmen sollte oder was. Aber es war sowieso egal. Sie bekam diesen hässlichen Blick und fing plötzlich an, rumzuzappeln und sich

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