Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
Pelze, Öl zum Kochen und Pökelfleisch – Waren, die den Menschen von Hallasholm halfen, den Winter zu überstehen. Sie wurden schon seit einigen Tagen sehnsüchtig erwartet.
    »Nein. Es ist kein Handelsschiff. Es ist ein …« Der Wachposten schwieg und fügte dann in verblüfftem Ton hinzu: »Ich weiß nicht genau, was es ist.«
    Der Steuermann murmelte etwas über den Geisteszustand junger Seeleute vor sich hin, überquerte die Mole und stieg flink die Holzleiter zur Beobachtungsplattform hinauf. Die Leiter bebte unter seinem schweren Tritt, und der Posten trat zur Seite, um ihm Platz zu machen.
    Der Mann spähte aufs Meer hinaus, runzelte die Stirn und sah noch einmal hin.
    »Tja, ich meine …«, begann er und hielt dann inne. Das Schiff vollführte eine Wende. Das eigenartige Segel flatterte einen Moment lang im Wind und wurde dann eingezogen. Gleichzeitig stieg ein ähnliches Segel auf der anderen Mastseite hoch. Es blähte sich auf, während die Besatzung – er konnte jetzt sehen, dass es nur eine kleine Mannschaft war – die Segel trimmte, dann bildete es eine straffen Bogen. Das Schiff, das sich während des Manövers nur wenig verlangsamt hatte, nahm jetzt wieder volle Fahrt auf.
    »Tja, ich meine …«, begann er wieder, dann wurde ihm klar, dass er keine Ahnung hatte, was er meinte. Er beugte sich über das Geländer zu seiner Mannschaft, die zu ihm nach oben blickte. Und wie so oft, wenn jemand nach oben blickt, hatten sie ihre Münder offen stehen.
    »Hört auf, mich wie hungrige Möwen anzuglotzen, und holt lieber den Oberjarl«, schrie er. Gehorsam schlossen sich die Münder und einer der Matrosen rannte zum Quartier des Oberjarl.
    »Wer ist es, Klaud?«, rief ein anderer.
    Der Seemann zuckte mit den Schultern. »Ein seltsames Schiff mit einem seltsam spitzen Segel«, rief er zurück.
    Das löste heftiges Gerede aus. Keiner hatte je von einem solchen Segel gehört. Sie waren nicht einmal sicher, was er meinte.
    »Sollen wir Alarm schlagen?«, rief jemand.
    Klaud schüttelte den Kopf.
    »Ist nur ein kleines Schiff, eher ein Boot. Nicht mehr als ein halbes Dutzend Männer an Bord. Aber haltet sicherheitshalber eure Äxte bereit.« Gedankenverloren berührte er den Knauf seines Messers in der Scheide an seiner Hüfte. Es war nie gut, Fremden ohne eine Waffe gegenüberzutreten.
    Er beobachtete das fremde Schiff und merkte, wie schnell es die Entfernung zum Hafen zurücklegte. Geübt berechnete er die Entfernung und den Winkel, mit dem das Boot sich näherte, und stellte fest, dass es bei dem gegenwärtigen Kurs geradewegs durch die Mitte der schmalen Hafeneinfahrt hereinkäme. Er nickte anerkennend angesichts der Geschicklichkeit des unbekannten Steuermanns.
    »Weiß, was er tut«, bemerkte er zu dem Beobachtungsposten, der ihn nur verständnislos ansah. Klaud begriff, dass der junge Mann die Seemannskunst, die sie gerade vorgeführt bekamen, nicht zu schätzen wusste. Seufzend schüttelte er den Kopf.
    »Denk nicht weiter drüber nach«, sagte er.

    An Bord des Seevogels hatte Hal gerade die gleichen Berechnungen im Kopf angestellt wie der Seemann an Land. Er lächelte zufrieden.
    »Du bringst es nicht zurück in die Bucht?«, fragte Stig, obwohl es offensichtlich war, dass Hal das nicht vorhatte.
    »Ich finde, wir haben es uns verdient, ein wenig damit anzugeben, findest du nicht?«, sagte Hal.
    Stig hob die Augenbrauen. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass einer von der Mannschaft besonders angibt. Du jedoch scheinst das ausreichend für uns alle zu tun.« Er beugte sich vor, um über den Bug zum Hafen zu blicken. »Dann sollten wir wohl lieber die Ruder rausholen.«
    Hal schüttelte den Kopf. »Keine Ruder. Ich segle hinein.«
    Stig sah ihn eine Sekunde lang fassungslos an.
    »Na, das nenne ich wirklich angeben«, meinte er lakonisch.
    »Ich finde, ich habe mir das Recht, in den Hafen zu segeln, redlich verdient«, sagte Hal fast trotzig.
    Stig schüttelte den Kopf. »Tja, ich werde dann wohl lieber mal die Fender bereit machen. Pass bloß auf, dass du nicht das Schiff vom Oberjarl streifst. Du weißt, dass er es immer direkt gegenüber der Hafeneinfahrt liegen hat. Oder gehört das auch zu den Kleinigkeiten, die du manchmal vergisst?«
    »Keine Sorge, natürlich weiß ich das«, antwortete Hal nicht ganz wahrheitsgemäß. Immerhin rief er Ulf und Wulf vorsichtshalber zu: »Lockert das Segel ein wenig.«
    »Ich mach das«, sagte Ulf. Oder vielleicht war es auch Wulf.
    »Geh mir aus dem Weg.

Weitere Kostenlose Bücher