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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Mistkerl!«
    Tursgud packte Hal am Kragen, holte mit der Rechten aus – und stellte gleich darauf fest, dass er sie nicht mehr bewegen konnte.
    Er drehte sich um und sah zu seinem Erstaunen Thorns unrasiertes Gesicht eine Handbreit von seinem entfernt. Er hatte den Alten nicht kommen hören. Verblüfft starrte er auf sein rechtes Handgelenk, das Thorn mit seiner Linken umklammert hielt. »Lass mich los!« Er versuchte, seinen Arm wegzudrehen, aber Thorns Griff war wie aus Eisen.
    »Warum hältst du nicht einfach die Klappe?«, sagte der zottelige Alte. Er blickte zu Lotte, die mit großen Augen zusah. Sie hatte noch nie jemand gesehen, der so mit Tursgud umging. Selbst Erwachsene waren in seiner Gegenwart oft vorsichtig.
    »Junges Fräulein, du gehst jetzt besser«, sagte Thorn freundlich. »Es könnte hier etwas unangenehm werden.«
    Lotte blickte zu Hal, der nickte. Ohne ein Wort floh sie vom Strand. Sie sah sich nur einmal um, als sie die Uferpromenade erreicht hatte, dann eilte sie nach Hause. Insgeheim hatte sie Angst vor Thorn. In ihrer Kindheit hatte sie ihn als schmutzigen, schlecht gelaunten Betrunkenen kennengelernt. Mit anderen Kindern zusammen hatte sie ihn mit Stöckchen beworfen und mit Schimpfnamen belegt. Wenn er ihnen dann mit einem wütenden Brüllen betrunken schwankend ein paar Schritte nachgelaufen war, waren sie alle stets mit klopfendem Herzen leichtfüßig wie Rehe davongesprungen.
    »Lass mich los, du altes Wrack«, sagte Tursgud. Seine Stimme klang gequält, denn er wollte sich nicht anmerken lassen, wie schmerzhaft Thorns Griff war. »Mein Vater ist der Maktig!«
    Der Maktig war der Mächtige Eine , ein Titel, den die Nordländer jedes Jahr nach einem Wettkampf dem Sieger über alle Krieger verliehen.
    Thorn grinste.
    »Tja, dann ist es ja gut, dass ich nicht seine Hand festhalte, was?«, sagte er, und als Tursgud Hals Hemd losließ, fuhr er mit einem grimmigen Unterton fort: »Schlag nur ein einziges Mal zu, Junge, und ich breche dir das Handgelenk.«
    Er verstärkte den Druck seines Griffs und ließ seine Finger abrollen, sodass die Knochen in Tursguds Handgelenk schmerzhaft zusammengepresst wurden. Tursgud schnappte gepeinigt nach Luft und merkte, wie seine Knie unter ihm nachzugeben drohten. Seine Augen waren ganz nahe an Thorns und einen Moment lang konnte er darin unverhohlene Angriffslust erkennen. Dann erstarb das Funkeln. Thorn grinste ihn an, ließ sein Handgelenk los und stieß ihn zu Boden.
    »Und jetzt sieh zu, dass du hier wegkommst«, sagte er gelassen.
    Tursgud rappelte sich hoch und rieb sein gequetschtes Handgelenk. Er rannte den Strand hinauf, gefolgt von seinen verblüfften Kameraden. Sie hatten ihn noch nie besiegt gesehen. Und dass es ausgerechenet das Werk eines Einarmigen war, fanden sie umso beunruhigender. Als Tursgud sich in sicherer Entfernung befand, drehte er sich um und schrie seinen Hass heraus.
    »Du dreckiger alter Krüppel! Dafür wirst du bezahlen!«
    Dann drehte er sich um und rannte davon.
    »Vor dem musst du dich in Acht nehmen«, sagte Thorn.
    Hal schüttelte seufzend den Kopf. »Warum ist er immer so gemein? Warum will er dauernd eine Schlägerei vom Zaun brechen? Ich habe ihm nie irgendwas getan! Warum hasst er mich?«
    Thorn betrachtete ihn ein paar Sekunden ernst.
    »Er tut es, weil er dich fürchtet«, antwortete er dann.

Kapitel zehn

    H al dachte d ie halbe Nacht über Thorns Worte nach. Weshalb sollte Tursgud ihn fürchten? Das ergab einfach keinen Sinn. Tursgud war viel größer und stärker als Hal und außerdem viel beliebter. Er hatte einen großen Kreis von Freunden, die stets seine Gesellschaft suchten. Hal andererseits war so etwas wie ein Außenseiter unter den jungen Leuten in Hallasholm. Mit Ausnahme von Stig natürlich.
    Also warum sollte Tursgud ihn fürchten? Hal hatte auf dem Heimweg versucht, bei Thorn nachzuhaken, doch der alte Seewolf war seinen Fragen ausgewichen.
    »Du wirst es schon noch herausfinden«, hatte er rätselhaft geantwortet.
    Hal dachte am nächsten Morgen immer noch darüber nach, während er den Seevogel für die Dauer der Bruderschaftswettkämpfe wetterfest machte. Stig und die anderen hatten ihm bei Tagesanbruch geholfen, das Schiff zurück in die Bucht zu bringen und dort am Landesteg zu vertäuen. Danach hatten Stig, die Zwillinge und Ingvar sich verabschiedet. An diesem letzten Tag vor ihrer Ausbildung hatten alle Verpflichtungen zu Hause.
    Hal trug die Segel, die beiden Bäume und die restlichen losen

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