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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Teile an Land, baute das Steuerruder aus und verstaute alles unter der Segeltuchabdeckung, die sie schon beim Schiffsbau verwendet hatten. Er schlug ein junges, hohes Bäumchen, entfernte die kleinen Äste und Zweige und legte den Stamm längs auf zwei zu einem X zusammengebundene Stecken an den beiden Schiffsenden – so hatte er eine Art Zeltgerüst, über das er nun Segeltuch zog, um das Schiff abzudecken. Das dürfte den Regen einigermaßen abhalten, dachte er.
    »Du wirst trotzdem ab und zu Wasser abschöpfen müssen«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Hal drehte sich um. Vor ihm stand Thorn. Hal fragte sich, wie lange er schon dort stand. Er war immer wieder überrascht, wie lautlos der Alte sich bewegen konnte, wenn er es darauf anlegte. Kein Vergleich zu früher, als er lautstark durch Hallasholm getaumelt war und andere Leute oder Gegenstände über den Haufen gerannt hatte.
    Hal war versucht, ihn noch einmal zu fragen, was er am Vortag gemeint hatte, tat es dann aber doch nicht. Er nahm nicht an, dass Thorn es ihm jetzt erklären würde, wenn er es schon zuvor nicht getan hatte. Stattdessen deutete Hal auf das lange Bündel, das Thorn unter den rechten Arm geklemmt bei sich trug. Es sah aus wie ein vollgepackter Seesack.
    »Was hast du denn da?«, fragte er.
    Thorn warf einen kurzen Blick darauf. »Das ist für dich.« Ohne weitere Erklärung legte er den Sack ab.
    Hal seufzte. »Das ist für dich«, beantwortete nicht wirklich seine Frage.
    »Du bist ja bald fertig hier, oder?«, fragte Thorn.
    Hal sah ihn neugierig an. Thorn brüstete sich gern damit, dass er einmal im Monat badete und sich rasierte. Selbst wenn es nicht nötig ist, betonte er immer. Und doch machte er jeden Tag den gleichen abgerissenen und unrasierten Eindruck. Eigentlich, dachte Hal, müsste es doch auch Tage geben, an denen er sauber und gepflegt aussieht, oder?
    »Hast du mich jetzt lange genug angestarrt?«, sagte Thorn brüsk. »Meinst du, du erkennst mich das nächste Mal?«
    »Oh, Entschuldigung! Ja!«, sagte Hal hastig.
    »Gut. Also, wenn du mit deinem Boot fertig bist, dann komm hier rüber. Ich habe etwas mit dir vor.«
    Neugierig folgte Hal ihm dorthin, wo keine Holzstücke oder Späne auf dem Boden lagen. Thorn musterte Hal ein paar Sekunden und nickte dann, als sei er zufrieden mit dem, was er sah.
    »Also gut, greif mich an«, befahl er.
    Hal runzelte die Stirn. »Ich soll dich angreifen?«
    Thorn nickte ungeduldig. »Ja! Greif an, als wolltest du mich schlagen!«
    »Warum sollte ich dich denn schlagen wollen?«
    »Warum du mich schlagen wollen solltest?«, wiederholte Thorn. Kopfschüttelnd blickte er zum Himmel, als suche er dort eine Antwort. »Sagen wir es mal so: Möchtest du nun kämpfen lernen oder nicht?«
    »Ja, klar«, sagte Hal verlegen. »Aber …«
    Er brach ab und merkte, dass er die Antwort lieber nicht aussprechen wollte.
    Thorns Augen blitzten. »Vielleicht denkst du ja, ein alter Krüppel wie ich könnte dir nicht zeigen, wie man kämpft?«, fragte er unheilvoll.
    Hal hob abwehrend die Hände.
    »Nein! Nein! Natürlich nicht!«, sagte er. Doch der entschuldigende Ton verriet, dass er genau das gedacht hatte.
    Hal wollte natürlich kämpfen lernen. Aber er bezweifelte, dass Thorn derjenige war, der es ihm beibringen konnte. Das fing schon damit an, dass Thorn nur eine Hand hatte. Außerdem war er jahrelang ein bemitleidenswerter armer Kerl gewesen. Hal mochte Thorn wirklich. Aber das hing eher damit zusammen, dass Thorn in den vergangenen Jahren Hal immer unterstützt hatte und stets bereit gewesen war, ihm zu helfen. Daher sah Hal den alten Seewolf nicht unbedingt als Vorbild, sondern als jemanden, dem es umständehalber nicht sehr gut ging und der einfach für ihn da war.
    »Vielleicht denkst du, dass ich schon immer ein hoffnungsloser Krüppel war und so ausgesehen habe?« Thorn schwang den Armstumpf.
    Hal begriff, dass er seinen Freund beleidigt hatte, und das tat ihm leid.
    »Natürlich nicht«, begann er, aber Thorn ließ ihn nicht weiterreden.
    »Du weißt, dass ich in Eraks Mannschaft war, bevor das passiert ist.« Wieder hielt er seinen Armstumpf hoch. »Das weißt du doch, oder?«
    »Selbstverständlich weiß ich das«, antwortete Hal. Er konnte nicht verhindern, dass er in Gedanken hinzufügte: Aber das ist schon sehr lange her.
    Thorn schien Hals Gedanken zu lesen. Seine Augen wurden schmal.
    »Also gut. Ich merke schon, ich muss es dir erst zeigen.« Er trat einen Schritt zurück, um Hal etwas

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