Broughton House - Haus der Sehnsucht
er an Sie verschwendet. Wenn Sie es genau wissen wollen: Ich glaube, es wäre ihm absolut gleichgültig gewesen, wenn Sie nicht zurückgekehrt wären. Weshalb sind Sie wieder hier, Fern? Um Ihre Ehe zu kitten? Sie führen doch gar keine Ehe mehr. Ist Ihnen das nicht klar? Ich will Nick, und ich werde ihn bekommen. Wenn Sie noch einen Funken Verstand besitzen, fahren Sie zu Ihrer Freundin zurück und bleiben diesmal da.“ Sie schwieg einen Moment.
„Übrigens brauchen Sie Nick nicht zu sagen, dass ich angerufen habe. Ich sehe ihn heute Abend sowieso“, schloss sie.
Bevor Fern antworten konnte, hatte sie aufgelegt.
Es sieht ganz danach aus, als wäre ich nicht die Einzige, die das Ende unserer Ehe herbeisehnt, überlegte Fern und dachte über Venices Worte nach. Weshalb gibt Nick nicht zu, dass er sich selber scheiden lassen möchte?
Weil er dir die Schuld dafür geben will, sagte ihre innere Stimme. Weil Cressy recht hat und er es genießt, dir wehzutun und dich zu demütigen. Weil …
Plötzlich erstarrte Fern und schaute aus dem Fenster. Nick war mit dem Wagen draußen vorgefahren. Er stieg aus und kam auf das Haus zu.
Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, merkte sie, wie wütend er war. Seine Bewegungen verrieten sowohl seinen Zorn als auch seine Aggressivität.
„Na, bist du zur Vernunft gekommen?“, fragte er, während er die Küche betrat. „Du bist ein Dummkopf, Fern. Du bist immer ein Dummkopf gewesen und wirst ewig einer bleiben. Du kannst von Glück sagen, dass ich bereit bin, dich wieder aufzunehmen. Wie viele Männer würden eine Frau zurücknehmen, die mit einem anderen Mann geschlafen hat … Und nicht mit irgendeinem, sondern …“
„Und du hast mit anderen Frauen geschlafen und tust es immer noch“, unterbrach Fern ihn kühl.
„Und wessen Schuld ist das?“, fuhr Nick auf. „Ich bin ein Mann, Fern, und ich kann nicht als Mönch leben. Welcher Mann würde sich nicht jemand anders suchen, wenn er mit solch einem frigiden Eisblock wie dir verheiratet wäre? Adam hatte recht, wenn er mich vor dir warnte. Selbst er, dieser kalte Fisch, wollte dich nicht im Bett, nicht wahr?“
„Im Gegensatz zu Venice, die dich offensichtlich in ihrem Bett haben will“, antwortete Fern schneidend.
Sie bemerkte seinen Blick und war gleichzeitig erstaunt und entsetzt über ihren eigenen Mut.
„Sie möchte dich übrigens sprechen“, fuhr sie fort und ließ sich nicht einschüchtern. „Du hättest mir sagen sollen, dass du mich ihretwegen verlassen willst“, fügte sie hinzu. „Es hätte uns beiden diese Szene erspart.“
„Wovon zum Teufel redest du?“, fragte Nick wütend. „Ich habe kein Wort davon gesagt, dass ich dich verlassen will.“
„Nein, das hast du nicht“, stimmte Fern ihm gleichmütig zu. „Das hast du Venice überlassen … Ich muss jetzt weg“, erklärte sie. An der Tür blieb sie noch einmal stehen, drehte sich um und sagte freundlich: „Venice hat mir übrigens bereits gesagt, dass du nicht zum Abendessen hier sein wirst.“
Sie zitterte am ganzen Körper, als sie das Haus verließ. Doch sie war entschlossen, sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzlich sie war.
Venice sah Nick kommen. Seit einer halben Stunde stand sie am Schlafzimmerfenster und wartete auf ihn. Trotzdem eilte sie nicht sofort die Treppe hinab, um ihn hereinzulassen.
Sie ging in ihr Ankleidezimmer und betrachtete sich im Spiegel. Nick würde nie erfahren, wie viel Kraft und Energie sie in diese Beziehung gesteckt hatte … All diese zeitlich genau abgestimmten Taktiken, diese unmerklichen Überwachungen, diese Schmeicheleien … Dieses bewusste Manipulieren seiner Stimmungen und Bedürfnisse …
Venice lächelte befriedigt. Das Make-up verlieh ihrer Haut einen sanften Glanz, der in der sorgfältig ausgewählten Beleuchtung ihres Wohnzimmers und ihres Schlafzimmers mühelos als Natürlichkeit durchging. Das Haar hatte sie mädchenhaft offen gelassen und ein dunkelblaues Chiffonkleid mit losen Rockbahnen angezogen, die verlockend um ihren Körper schwebten. Sogar ihr Parfüm hatte sie gewechselt und ein sanfteres, leichteres aufgetragen.
Es war Zeit, nach unten zu gehen, Nick hereinzulassen und ihre Kampagne zum Abschluss zu bringen. Zu einem erfolgreichen Abschluss natürlich. Etwas anderes kam nicht in Frage.
Einen Moment dachte Venice an Nicks Frau und hatte sogar Mitleid mit ihr.
Fern hatte sich kein bisschen gewehrt. Manche Frauen wussten einfach nicht, wie sie ihre Männer halten
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