Broughton House - Haus der Sehnsucht
verneinen. Dann schloss sie ihn wieder, denn sie erkannte plötzlich, was sie bisher nicht zur Kenntnis hatte nehmen wollen.
Ja, es gab jemand anders … Jemand, der sich täglich entschlossener zwischen Ben und sie schob und sie beide auseinandertrieb; der sie innerlich zerriss und in einem Strudel von Konflikten stürzte. Dieses wachsende Wesen in ihr war ein starker Kämpfer. Es nutzte jede emotionale Macht, um sein gefährdetes Leben zu schützen.
Ich kann nicht, flüsterte sie stumm. Es tut mir leid, aber ich kann nicht …
„Zoe …“, drängte Ben sie. Der Schmerz und die Verwirrung in ihrem Gesicht taten ihm weh.
Zoe sah ihn einen Moment ausdruckslos an, dann sagte sie heiser: „Nein, Ben. Nein … Es gibt niemand anders. Es gibt niemand anders“, wiederholte sie heftig. „Es hat nie jemanden gegeben, und es wird nie jemanden geben!“
23. KAPITEL
A ha, du bist also zurück.“
Fern ignorierte den aggressiven Ton in Nicks Stimme. Vorsichtig setzte sie ihren Koffer in der Küche ab und bemerkte den Berg schmutzigen Geschirrs im Spülbecken, den staubigen Boden und den Tisch, auf dem sich die Überreste mehrerer Mahlzeiten befanden.
Die Luft in der Küche war schal und verbraucht. Fern roch den starken Duft von Nicks Rasierwasser. Er war ihr unangenehm. Oder reagierte sie nur so heftig darauf, weil sie einige Tage in rein weiblicher Umgebung verbracht hatte?
Es war merkwürdig, dass der Geruch bei einem Mann – dem richtigen Mann – ausgesprochen erotisch sein konnte, während die Mischung aus Hitze, Schweiß und Moschus bei einem anderen beinahe abstoßen wirkte.
„Hast du mir nichts zu sagen, Fern? Was in aller Welt hattest du vor? Was wolltest du mit deinem plötzlichen Verschwinden beweisen?“
„Wir müssen miteinander reden, Nick. Aber vorher möchte ich auspacken und diesen Dreck hier beseitigen.“ Angewidert verzog Fern die Nase. „Hättest du nicht zumindest abwaschen können?“
Nick war einen Moment sprachlos. Aber das würde nicht lange dauern. Fern merkte, dass er immer gereizter wurde. Jeden Moment konnte es losgehen. Und dann … Sie nutzte den kurzen Moment der Stille und fügte ruhig hinzu: „Ich hoffe, du hast dich bei Venice bedankt, dass sie deine Krawatte zurückgebracht hat. Das war sehr nett von ihr.“
Nicks Augen blitzten vor Zorn. „Welche Krawatte? Wovon in aller Welt redest du? Was hatte deine Nachricht zu bedeuten?“, fragte er, und sein Gesicht wurde dunkelrot.
Fern antwortete nicht. Sie wandte sich ab und hob ihren Koffer auf. Es war ein ganz neues, fantastisches Gefühl, sich völlig unter Kontrolle zu haben, im Vorteil zu sein und den Lauf der Dinge bestimmen zu können.
Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht davon fortreißen lasse, ermahnte sie sich, während sie die Tür öffnete und nach oben ging.
Sie war die Treppe schon halb hinauf, da kam Nick ihr nach und schrie ihren Namen.
Fern blieb stehen, drehte sich um und sah gleichmütig zu ihm hinunter.
„Ich verstehe nicht, was in dich gefahren ist“, fuhr er sie an. „Du verschwindest beinahe für eine Woche, nur weil diese dumme Gans, die du als deine Freundin bezeichnest, nach dir ruft. Ist dir klar, dass ich mir gestern ein neues Hemd kaufen musste, weil ich kein einziges sauberes mehr hatte? Du bist meine Frau, Fern. Es ist deine Pflicht …“
„Was ist meine Pflicht, Nick? Mich von dir demütigen und herumstoßen zu lassen? So zu tun, als wäre ich glücklich? Zu leugnen, dass unsere Ehe nichts als eine Farce ist, und stillzuhalten, während du ein Verhältnis mit einer anderen Frau hast?“ Sie schüttelte den Kopf. „Du glaubst vielleicht, dass es meine Pflicht ist, Nick. Ich bin anderer Ansicht. Ich muss vor allem dafür sorgen, dass ich meine Selbstachtung nicht verliere. Und das gelingt mir nicht, wenn ich weiterhin mit dir verheiratet bleibe.“
Sie drehte Nick einfach den Rücken zu, stieg langsam die Treppe ganz hinauf und kümmerte sich nicht um die wilden Beschuldigungen, die er ihr nachrief.
Ihr Entschluss war gefasst, und sie würde sich nicht umstimmen lassen, ganz gleich, wie stark Nick sie unter Druck setzte.
„Weshalb sollte er an dieser Ehe festhalten wollen, wenn er mich nicht mehr liebt?“, hatte sie Cressy gefragt.
„Weil Nick zu jenen Menschen gehört, die es nicht ertragen, etwas abzugeben, was ihnen angeblich gehört“, hatte Cressy grimmig geantwortet. „Und weil er seine Macht über dich genießt.“
Sorgfältig packte Fern ihren Koffer aus. Sie
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