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Broughton House - Haus der Sehnsucht

Broughton House - Haus der Sehnsucht

Titel: Broughton House - Haus der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Zeit, dass er eine Frau findet. Ich begreife nicht, weshalb er nicht schon lange verheiratet ist.“
    „Ja, Lily ist sehr attraktiv“, stimmte Fern ihm mit matter Stimme zu.
    „Ist alles in Ordnung, meine Liebe?“, fragte Lord Stanton besorgt. „Sie sehen ziemlich blass aus. Ich werde nach Phillips läuten, damit er Ihnen einen Sherry einschenkt. Es ist nicht sehr warm in der Bibliothek.“
    Fern ließ sich erweichen und aß auch die süßen Kekse, ohne die es bei Lord Stanton nicht ging. Zwei Stunden später verabschiedete sie sich.
    „Sie sind eine sehr nette junge Frau“, erklärte der Lord, als Fern aufstand. „Ihr Mann kann sich glücklich schätzen, dass er Sie hat.“
    Kann er das wirklich? überlegte Fern, während sie nach Hause ging. Sie bezweifelte, dass Nick derselben Meinung war. Dann würde er sie nicht anlügen, sie nicht betrügen und ihr nicht sagen, dass er sie brauchte, und im nächsten Moment einer anderen Frau versichern, dass er sie allein begehrte.
    Was schmerzt mich eigentlich am meisten, überlegte Fern. Nicks Untreue oder die Einsicht, selber schuld daran zu sein, weil mir etwas fehlt?
    Ihr Herz schlug vor Besorgnis schneller, und ihre Heiterkeit nach dem Besuch bei Lord Stanton verflog.
    Betrog Nick sie mit Venice, oder bildete sie es sich nur ein? Wenn er wirklich eine neue Affäre hatte … Verlegen sog Fern an der Unterlippe. Sie hatte sich größte Mühe gegeben, eine glückliche Ehe zu führen. Sie hatte ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt und versucht, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und Nick zu lieben.
    Trotzdem hatte sie ihr Ehegelübde einmal gebrochen. Und sie tat es in Gedanken immer wieder.
    Nick hatte ihr vorgeworfen, sie triebe ihn anderen Frauen in die Arme. Sie stieße ihn nicht nur mit ihrer Unfähigkeit ab, ihn sexuell zu erregen, sondern auch mit ihrer mangelnden Liebe.
    Beinahe im selben Atemzug behauptete er jedoch, dass sie ihn liebe und dass er sie ebenfalls liebe. Dass ihre Ehe ihm wichtig wäre – dass sie, Fern, ihm wichtig wäre.
    Wie wichtig? fragte Fern sich jetzt. Gewiss nicht wichtig genug, um keine Affäre mit Venice zu beginnen, falls er eine Affäre mit dieser Frau hatte.
    Fern fröstelte ein wenig. So konnte es nicht weitergehen. Sie musste Nick mit ihrem Verdacht konfrontieren. Doch sie hatte Angst davor. Angst vor dem gefühlsmäßigen Trauma, das folgen würde … Angst nicht nur vor Nicks Verärgerung, sondern auch vor den eigenen Schuldgefühlen, die er ihr einreden würde.

    Tränen brannten in ihren Augen, und sie wäre beinahe über eine Unebenheit im Pflaster gestolpert.
    Es gab keine Flucht vor der Wahrheit, zumindest nicht in ihrem Gewissen. Einmal hatte sie die größte Sünde einer Ehefrau begangen, Nicks Vertrauen missbraucht und ihr Ehegelöbnis gebrochen.
    Es wurde langsam dunkel. Fern blieb stehen und beobachtete einige Mauerschwalben, die zu den Dachtraufen auf der anderen Straßenseite flogen – zweifellos, um dort ein Nest zu bauen.
    Ein feiner Stich durchzuckte ihr Herz, und ihre Brust und ihr Hals schnürten sich zusammen. Rasch wandte sie sich ab und senkte den Kopf, um nicht mehr hinsehen zu müssen.

    „Adam … Mein lieber Junge! Was für eine angenehme Überraschung.“
    Adam schüttelte dem alten Mann die Hand und merkte, wie zerbrechlich das knochige Gelenk war.
    „Ich kam gerade hier vorbei und erinnerte mich, dass Sie die Originalrechnung für die Kutschenräder des alten Lord Stanton herausgesucht hatten.“
    „Ach ja … Wo habe ich sie bloß hingelegt?“
    Adam wartete geduldig, während der alte Mann in seinem Papierberg auf dem Schreibtisch wühlte. Fern hatte kürzlich erwähnt, dass Lord Stanton seit dem Tod seiner Frau sehr einsam wäre. Natürlich war die Bemerkung nicht für ihn bestimmt gewesen. Fern richtete äußerst selten das Wort an ihn. Sie hatte es zu Nick gesagt. Seitdem hatte er nach einem Vorwand für einen Besuch des alten Mannes gesucht. Keinesfalls durfte es aussehen, als käme er aus Mitleid hierher.
    „Fern war vorhin hier“, erzählte Lord Stanton beiläufig, während er weiter nach der alten Rechnung suchte. „Sie haben sie gerade verpasst.“
    „Ja, ich weiß“, stimmte Adam ihm zu.
    „Oh, sind Sie ihr noch in der Einfahrt begegnet?“

    Adam verwünschte sich insgeheim. Es kam selten vor, dass ihm ein derartiger Fehler unterlief.
    „Nick erwähnte, dass Fern Sie besuchen würde“, log er und überlegte, was der alte Mann wohl denken würde, wenn er ihm gestand,

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