Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Broughton House - Haus der Sehnsucht

Broughton House - Haus der Sehnsucht

Titel: Broughton House - Haus der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
an den sie sich klammem können und von dem sie ihre Kraft beziehen. Gleichzeitig saugen sie ihn langsam aus und zerstören ihn. Je stärker dieser Wirt ist desto besser.“
    „Ich bin doch nicht stark!“, wehrte Fern ab.
    Cressy ging zu ihr, kauerte sich neben ihren Stuhl und legte die Arme um sie. „Du irrst dich gewaltig, Fern. Du bist einer der stärksten, mutigsten und moralischsten Menschen, die ich kenne. Weshalb möchte ich dich denn sonst jetzt bei mir haben? Weil ich deine Kraft brauche.“
    „Du brauchst meine Kraft?“ Fern merkte, dass sie jeden Moment hysterisch auflachen konnte. „Ich bin ein Niemand, Cressy. Ich habe nichts aus meinem Leben gemacht und nichts von der Welt gesehen. Ich war nie verreist.“
    „Du hast Einfühlungsvermögen, Nächstenliebe und Verständnis. Die Menschen wenden sich instinktiv um Hilfe an dich. Du kennst dich selber nicht, Fern. Du weißt nichts von deinem eigenen Wert. Glaubst du, eine schwache Frau wäre so lange bei Nick geblieben, und wenn sie ihn zu Beginn noch so geliebt hätte? Ich gehe jede Wette ein, dass Nick dich trotz seiner Affäre immer noch nicht gehen lassen will. Im Gegenteil, er wird dich leiden lassen, dir beizubringen versuchen, dass alles nur deine Schuld ist und dass dir etwas fehlt, was er sich anderswo holen muss. Er wird diese Argumente vorbringen, um dich zu manipulieren und dich zu beherrschen. Aber er wird dich nicht gehen lassen. Das kann er sich nicht leisten, Fern. Er braucht dich zur Erhaltung seines Selbstwertgefühls.“
    „Er ist doch derjenige, der …“, begann Fern und redete nicht weiter. Cressy hatte recht.
    „Liebst du ihn noch?“, fragte Cressy erneut.
    Fern schüttelte den Kopf. Sie konnte die Wahrheit nicht länger leugnen. „Nein.“
    „Dann verlass ihn. Das bist du dir schuldig.“
    Wie konnte sie Nick verlassen? Andererseits: Weshalb sollte sie es nicht tun, wenn Cressy recht hatte? Und die Freundin hatte recht, das war Fern klar. Sie sah ein, dass sie bisher absichtlich die Augen vor der Wahrheit verschlossen hatte.
    Weshalb? Aus Angst? Aus Schuldgefühlen? Aus Treue zu ihren Eltern und den Weltvorstellungen, die sie ihr eingetrichtert hatten?

    Sie unterhielten sich bis in die frühen Morgenstunden, aßen das Chili, das Cressy schon früher vorbereitet hatte, und tranken eine zweite Flasche Wein.
    Seltsamerweise war Fern nicht betrunken. Im Gegenteil. Sie hatte den Eindruck, klarer und schärfer denn je denken zu können.
    Sie redeten auch über Cressys Beziehung zu Graham, über die Angst der Freundin vor der lebenslangen Verpflichtung und ihrer Sorge, Grahams Erwartungen nicht zu erfüllen.
    „Ich kann nicht länger ohne ihn leben“, gestand Cressy. „Und gleichzeitig habe ich panische Angst davor, nicht mehr mit ihm leben zu können, sobald wir verheiratet sind.“
    „Das kannst du bestimmt“, beruhigte Fern die Freundin. Sie war sich ganz sicher, und sie merkte, dass Cressy ihr glaubte.
    „Siehst du Adam häufig?“, fragte Cressy wie beiläufig, als sie ihr letztes Glas Wein austranken.
    Fern erstarrte. Ihr Körper wurde stocksteif, bis ihr einfiel, dass sie mit Cressy sprach und nicht mit Nick. Bei der Freundin brauchte sie keine Angst davor zu haben, was ihre Miene verriet.
    „Nein, eigentlich nicht“, antwortete sie. „Nick und er haben sich nie besonders nahegestanden. Und seit der Sache mit Broughton House …“
    „Welcher Sache mit Broughton House?“, fragte Cressy, und Fern erklärte es ihr kurz.
    „So etwas würde Adam niemals tun. Er hat sich immer sehr für die Erhaltung der alten Gebäude eingesetzt.“
    „Ja, ich weiß. Aber er ist an mehreren ähnlichen Projekten beteiligt. Und als Geschäftsmann, als Architekt … Niemand hat es heutzutage leicht. Adam muss auch an seine Mitarbeiter denken.“
    „Trotzdem … Hast du mit ihm darüber gesprochen?“
    Fern senkte den Kopf und mied Cressys Blick. Manche Dinge konnte sie selbst ihrer ältesten und liebsten Freundin nicht anvertrauen. „Nein, das habe ich nicht. Erzähl mir etwas mehr über Graham“, wechselte sie das Thema. „Du hast gesagt, ihr hättet euch bei einem gemeinsamen Unternehmen kennengelernt.“
    „Ja. Wir waren …“
    Erleichtert hörte Fern sich an, wie Cressy ihrem künftigen Ehemann zum ersten Mal begegnet war.
    Der Himmel rötete sich schon im Osten, als sie endlich schlafen gingen. Die Überreste des Abendessens, die leeren Weinflaschen und selbst die Kakaobecher – eine Erinnerung an die erste Zeit ihrer

Weitere Kostenlose Bücher