Broughton House - Haus der Sehnsucht
Schwangerschaft verantwortlich sein. Darin waren sie sich beide einig: Ein Kind konnten sie in diesem Stadium ihres Lebens nicht gebrauchen.
Ben hatte ihr eindeutig klargemacht, dass er keinesfalls Vater werden wollte. Wie ernst es ihm damit war, hatte sie an der Reaktion auf Sharons Schwangerschaft gemerkt.
Zoes Kopf begann zu schmerzen, und die Übelkeit, die sie während des Lunchs verspürt hatte, kehrte zurück. Sie würde sich doch nicht auf der Straße übergeben?
Benommen blieb sie stehen und hielt sich am nächsten Laternenpfahl fest. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie die neugierigen Blicke der Passanten. Im großen Bogen gingen sie um sie herum. Einen Moment sah Zoe ihre Mienen ganz scharf, dann war alles wieder verschwommen. Fremde Gesichter, die mal Abscheu, mal Besorgnis, mal Neugier und mal Desinteresse ausdrückten.
„Geht es Ihnen nicht gut, meine Liebe?“
Zitternd entdeckte Zoe eine alte Frau in abgetragenen, aber sauberen Sachen, die eine schäbige Einkaufstasche aus Kunststoff in der Hand hielt.
„Es geht schon wieder“, versicherte Zoe ihr. „Mir war nur gerade ein bisschen übel.“
Die alte Frau nickte mitfühlend. „Bei meinem Ersten war es genauso. Morgens, mittags und abends war mir schlecht.“
Zoe ließ das Gerede über sich ergehen und war viel zu sehr damit beschäftigt, die Übelkeit zu unterdrücken und die Angst abzuwehren, die langsam in ihr aufstieg.
Schwanger … Das durfte nicht sein!
Derselbe Gedanke ging Zoe zwei Stunden später im Badezimmer durch den Kopf, als sie entsetzt das unstrittige Ergebnis des zweiten Schwangerschaftstests betrachtete.
Auf dem Boden lagen die Reste des Tests, den sie als ersten gemacht hatte. Auch bei ihm war das Ergebnis eindeutig gewesen.
Verzweifelt beugte sie sich hinab und hob den kleinen Plastikstreifen auf. Solch ein unscheinbares Ding, und dennoch veränderte es ihr ganzes Leben.
Vielleicht hatte sie ja etwas falsch gemacht, und das Ergebnis stimmte nicht.
Fieberhaft eilte Zoe zur für. Sie musste unbedingt einen weiteren Test kaufen und die Probe wiederholen. Sicher hatte sie einen Fehler begangen. Ja, das musste der Grund sein. Sie hatte sich von Anns dummem Gerede über die Schwangerschaft verrückt machen lassen. Das war alles.
Sie hatte den Raum schon fast durchquert, da hörte sie Bens Schlüssel im Schloss.
Entsetzt eilte sie ins Badezimmer zurück, nahm die Schachtel und den verräterischen Teststreifen und wickelte beides in ein Handtuch.
Ängstlich hörte sie, dass Ben ihren Namen rief.
Sobald sie die Tür öffnete, würde er merken, dass etwas nicht stimmte. Ein Blick in den Spiegel zeigte Zoe, dass ihre Augen ungewöhnlich glänzten und ihre Haut gerötet war.
Wovor hatte sie eigentlich Angst? Sie hatte nichts Falsches getan. Wenn sie wirklich schwanger war, würden Ben und sie das Problem gemeinsam tragen, wie sie alles andere auch teilten.
Es war gut, dass er gekommen war. Erleichtert eilte sie zu ihm und wunderte sich, wie hilflos sie plötzlich war – wie sehr sie seine Unterstützung, seine Kraft, vor allem aber seine Liebe und seinen Trost brauchte.
„Ich muss sofort nach Manchester, Zoe.“ Ben sah sie kaum an, sondern eilte an ihr vorüber ins Schlafzimmer. „Meine Mutter hat mich angerufen. Sharon ist Hals über Kopf ins Krankenhaus gekommen. Es hat eine Komplikation bei ihrer Schwangerschaft gegeben.“
„Aber Ben, ich muss unbedingt …“
Sie hielt inne, denn Ben kam aus dem Schlafzimmer wieder zurück. Er schien gar nicht zugehört zu haben.
„Das hat mir gerade noch gefehlt“, hörte Zoe ihn vor sich hin schimpfen. „Erst meckert Aldo darüber, dass ich ein paar Tage Urlaub genommen habe, und jetzt behauptet er, die Gäste beklagten sich über das Essen. Und wessen Schuld ist das? Meine gewiss nicht“, erklärte Ben heftig. „Ich dränge ihn seit Monaten, einiges ändern zu dürfen. Aber meinst du, dass er mich lässt? Kein Gedanke daran. Und jetzt, wo das Geschäft nicht mehr so läuft wie früher, ist plötzlich alles meine Schuld.“ Er schwieg einen Moment. „Ist eine Nachricht von Clive gekommen?“, fragte er und sah sie an.
Zoe hielt die Luft an. Ben musste doch merken, dass bei ihr etwas nicht stimmte … Er musste spüren, wie dringend sie ihn brauchte, damit er ihr über die Panik und die Angst hinweghelfen konnte.
Seine Augen wurden schmal, und eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Brauen. Zoes Herz klopfte schneller, und sie atmete erleichtert aus. Jetzt
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