Brown, Dale - Feuerflug
Minuten später. »FlightHawks in Position und einsatzbereit.«
»Alles klar bei Ihnen, Lindsey?«, fragte Franken. »Wir bekommen bestimmt bald zu tun.«
Sie trank hastig einen großen Schluck Wasser aus einer Plastikflasche. »Dann will ich lieber zusehen, dass ich was im Magen habe, das ich hochwürgen kann«, sagte sie. Aber ihr Tonfall verriet Franken, dass sie bereit sein würde, wenn es wieder rundging.
Als der Countdown bei zehn anlangte, öffneten sich die vorderen Bombenklappen der EB-52, und eine Wolverine wurde abgeworfen. In Abständen von zwölf Sekunden folgten ihr weitere sieben dieser Marschflugkörper. Die Abwurflenkwaffen Wolverine glichen dicken Surfbrettern mit einem kleinen Düsentriebwerk im Heck. Sie besaßen weder Tragflächen noch Leitwerke, sondern benützten eine je nach Auftrag einstellbare Technik, um ihre äußere Form zu verändern und damit Auftrieb und eine weit höhere und präzisere Steuerwirkung zu erzielen, als es mit einem herkömmlichen Leitwerk möglich gewesen wäre.
Jeder Marschflugkörper Wolverine hatte vier Waffenkammern: drei Bombenkammern und eine vierte Waffenkammer gleich hinter den Sensoren im Bug. Mit ihrem Trägheitsnavigationssystem, das durch Satellitennavigation ergänzt wurde, flogen die Wolverines zu ihren einprogrammierten Ausgangspunkten für Luftangriffe, aktivierten dort ihre IR-Sensoren und ihr Millimeterwellen-Radar und begannen nach Zielen zu suchen. Ihre geringe Größe und ihr kleines Profil machte sie für die feindlichen Luftabwehrstellungen fast unsichtbar, während sie ihrerseits in der Lage waren, diese Radare zu entdecken, zu analysieren, zu klassifizieren und gezielt zu bekämpfen.
Die Marschflugkörper Wolverine arbeiteten mit den FlightHawks zusammen, um die Radaremissionen zu analysieren und die dazugehörigen Luftabwehrstellungen zu orten. Die Radare der meisten Stellungen waren weit von den FlaLenkwaffen abgesetzt aufgestellt, damit Luft-BodenLenkwaffen zur Radarbekämpfung nicht gleichzeitig die Raketen oder ihre Startvorrichtungen zerstören konnten – aber zwischen den beiden gab es immer eine elektronische Verbindung, im Allgemeinen ein Kabel oder ein Mikrowellensystem. Oft betrieb der Gegner auch Scheinradaranlagen, weil er hoffte, die Lenkwaffen würden sich von ihnen ködern lassen. Aber die FlightHawks konnten jedem entdeckten Radar ein bestimmtes Luftabwehrsystem zuordnen, und wenn das Radargerät abgesetzt aufgestellt war, hörten sie die Datenübermittlung zur Raketenstellung ab, errechneten ihre Position und gaben sie an die Wolverines weiter. So war sichergestellt, dass sie ihre Waffen nicht gegen Radare, von denen keine Bedrohung ausging, oder Scheinradarstellungen verschwendeten.
Sechs der acht Marschflugkörper Wolverine waren auf Ziele der feindlichen Luftabwehr programmiert: Sie überflogen die entdeckten Fla-Raketenstellungen und griffen die Startvorrichtungen mit Schüttbomben an. Jede der drei Bombenkammern einer Wolverine enthielt zweiundsiebzig kleine Bombenkörper, die je ein halbes Kilo wogen und eine Fläche von etwa dreitausend Quadratmetern mit Splittern durchsiebten. Erkannten die FlightHawks nach einem Angriff auf eine besonders gefährliche Luftabwehrstellung, dass sie weiterhin aktiv war, wiesen sie die Wolverine an, umzukehren und dieses Ziel erneut anzugreifen. Zwei der Marschflugkörper wurden von libyscher Flak abgeschossen – von Geschützbedienungen, die ihr Radar ausgeschaltet ließen, um kein Ziel für Lenkwaffen zur Radaransteuerung zu bieten, einfach den Himmel mit ihrem Feuer bestrichen und auf einen glücklichen Treffer hofften. Sobald ihre drei Bombenkammern leer waren, würden die übrigen Wolverines im Sturzflug einen Kamikazeangriff auf ein viertes Ziel fliegen, um mit ihrem neunzig Kilogramm schweren Gefechtskopf ein letztes Ziel – und hoffentlich auch sich selbst – zu vernichten.
Die beiden letzten Wolverines waren darauf programmiert, Fahrzeuge statt Fla-Lenkwaffenstellungen zu vernichten. Sie trugen keine Schüttbomben, sondern hatten in ihren Bombenkammern je acht Behälter mit Sensorzündern. Entdeckte der Infrarotsensor im Bug der Wolverine große Fahrzeuge, stieß sie beim Überflug zwei dieser Behälter aus, die rotierend an kleinen Fallschirmen herabschwebten. Dabei orteten winzige IR-Sensoren die Position aller in der Nähe befindlichen Fahrzeuge. In einer zuvor eingestellten Höhe über Grund detonierten die Behälter und überschütteten die Fahrzeuge mit Dutzenden
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