Brown, Dale - Feuerflug
gedacht, dass Ihnen das nicht schaden würde«, sagte Briggs. »Verdammt, vielleicht sollte ich Sie vorsichtig wieder hinlegen, damit Zuwayys Jungs Ihnen aufhelfen können, wenn Sie sich wieder besser fühlen.«
»Sie halten einfach die Klappe, und wir machen, dass wir wegkommen, Sir«, knurrte Wohl. Er zog ein dünnes Kabel aus seinem Tornister und stöpselte es in Briggs’ Tornister ein. Nun konnte er sofort wieder Informationen senden und empfangen und die Schutzfunktionen seines Anzugs reaktivieren. Dank dieser Energiezufuhr funktionierte auch sein Exoskelett wieder, sodass er allein gehen konnte. »Los jetzt! Dort rüber.«
»Sie haben mich gebraucht«, sagte Hal.
»Was?«
»Sie haben mich gebraucht. Sie haben meinen Namen gerufen -meinen richtigen Namen, nicht Dienstgrad oder ›Sir‹. Das war das erste Mal, glaube ich.«
»Lassen Sie sich das nicht zu Kopf steigen, Sir«, sagte Wohl. »Ich dachte, ich wäre so gut wie tot – ich war verzweifelt. Und jetzt los!«
Als Wohl einen Arm um Briggs’ Schultern legte, um sich beim Gehen auf ihn zu stützen, klopfte der bullige ehemalige Marineinfanterist ihm mit seiner gepanzerten Hand auf die Schulter. Briggs wusste, dass Wohl nicht aufrichtiger »Vielen Dank« hätte sagen können.
Wie es ihre Dienstanweisung verlangte, stürmten die Soldaten der Republikanischen Garde in Zuwayys Privatgemächer, ohne erst anzuklopfen – aber sie wagten sich nicht weiter als ein paar Schritte hinein. »Hoheit, es gibt einen Notfall!«, rief der wachhabende Offizier.
Wenige Augenblicke später kam Oberst Osama Mekkawi, der Sicherheitschef der Republikanischen Garde und Zuwayys Leibwächter, hereingestürmt und knöpfte sich noch rasch seine Uniformjacke zu. Er drängte sich durch seine Leute. »Steht nicht herum und gafft! Los, raus mit euch! Sichert die Korridore und den Fluchttunnel!«, brüllte Mekkawi. Er trat an die Tür von Zuwayys Schlafzimmer. Sie war abgesperrt. Panik durchfuhr ihn, als er seine Pistole zog, einige Schritte zurücktrat, sich gegen die Tür warf und sie mit der Schulter aufbrach.
Jadallah Zuwayy saß aus tiefem Schlaf aufgeschreckt senkrecht im Bett. An ihn kuschelten sich zwei Mädchen, zwei Pferdepflegerinnen aus Zuwayys Reitstall, das jüngere nicht älter als dreizehn oder vierzehn. Mekkawi hatte längst gelernt, auf alles, was in Zuwayys Schlafzimmer zu sehen oder daraus zu hören war, mit ausdrucksloser Miene zu reagieren. »Ein Notfall, Hoheit!«, rief Mekkawi. Das jüngere Mädchen begann jammernd nach seiner Mutter zu rufen; das ältere Mädchen zog sich verschlafen die Bettdecke über die Ohren. »Sie müssen fort.«
In seiner Hast, aus dem Bett zu kommen, trampelte Zuwayy praktisch über das jüngere Mädchen hinweg. Die beiden waren bereits vergessen, während er voller Hektik in Hose, Übergewand und Sandalen schlüpfte. Mekkawi geleitete ihn hinaus und ließ einen Mann mit dem Auftrag zurück, die Tür zu Zuwayys Privatgemächern zu bewachen, als hielte der Herrscher sich noch darin auf.
»Was ist passiert?«, fragte Zuwayy.
»Wir werden angegriffen, Majestät«, erklärte Mekkawi ihm atemlos. »Angefangen hat’s mit dem Minenfeld – auf mehreren tausend Quadratmetern sind die Minen hochgegangen, vermutlich ist für einen Angriff eine Gasse gesprengt worden. Dann auf dem gesamten Stützpunkt Schüttbomben- und Lenkwaffenangriffe auf Fla-Raketenstellungen und Panzerfahrzeuge. Könnte der Auftakt zu einem Großangriff sein. Wir müssen abhauen.«
»Wer kann das sein?«
»Mit solcher Feuerkraft? Israelis oder Amerikaner, vermute ich.«
»Wie zum Teufel konnten Angreifer in solcher Stärke hierher vorstoßen, ohne entdeckt zu werden?«
»Vielleicht ist das ein Angriff mit Stealth-Bombern, Hoheit«, vermutete Mekkawi. »Aber das ist jetzt nicht wichtig. Als Erstes müssen wir Sie in Sicherheit bringen. Ich möchte Sie bitten, in der Großen Moschee zu warten, bis Ihr Hubschrauber da ist, der Sie sofort an einen sicheren Ort bringen wird.«
Der Oberst geleitete Zuwayy in den Palastkeller hinunter. In einem Lagerraum voll alter Möbel betätigte er einen versteckt angebrachten Schalter. Ein leise summender Elektromotor öffnete die Geheimtür zum Fluchttunnel. Sie passierten einen Kontrollpunkt in der Mitte des zweihundert Meter langen Tunnels, stiegen eine Wendeltreppe hinauf und erreichten so einen Nebenraum der Großen Moschee. Zuwayy wurde in einen kleinen Kuppelbau auf dem Hof der Moschee gebracht, und Mekkawi stellte an
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