Brown, Dale - Feuerflug
sich.
»Sechzig Sekunden, Muck«, funkte Briggs.
Patrick, dessen elektronisches Visier ihm alle übermittelten Informationen anzeigte, sah nach Nordwesten. Die EB-52 von Sky Masters Inc. befand sich in mittlerer Höhe im Anflug. Nachdem die Wolverines die Fla-Raketenstellungen vernichtet hatten, konnten sie höher steigen, um von den wenigen unzerstört gebliebenen Flakbatterien, die weiter ohne Feuerleitradar schössen, nicht gefährdet zu werden. »Ich werde Ihren Stützpunkt zerstören, Zuwayy«, sagte Patrick mit seiner künstlichen Stimme. Ein Mikrofon nahm seine Worte auf und sendete sie über Satellit nach Marsá Matrũh, wo ein Computer sie blitzschnell ins Arabische übersetzte; auf gleiche Weise wurden Zuwayys Worte aus dem Arabischen ins Englische übersetzt.
»Sie werden dabei zusehen können. Und anschließend vernichte ich Sie.«
»Wer Sie auch sind, ich habe mächtige Freunde, und ich habe Geld«, sagte Zuwayy.
»Verschonen Sie mich, dann bezahle ich Sie gut. Zehn Millionen Dollar. Hundert Millionen Dollar. Sie brauchen mich nicht umzubringen. Wir können einen Deal abschließen.«
Seine Behauptung interessierte Patrick. »Wer sind Ihre Freunde?«
»Einflussreiche internationale Waffen- und Drogenhändler«, sagte Zuwayy. »Versprechen Sie mir die Freiheit, dann erzähle ich Ihnen alles.«
»Reden Sie, sonst sind Sie tot!«
»Noch dreißig Sekunden, Muck. Wir sehen Panzerfahrzeuge, die zur Moschee unterwegs sind. Am besten setzt du dich anschließend nach Osten ab.«
»Reden Sie!«, verlangte Patrick scharf. »Dies ist Ihre letzte Chance.«
»Er ist ein Russe«, sagte Zuwayy heiser. »Er kann Kernwaffen, Raketen, Flugzeuge, Erdöl und alles andere beschaffen, was man will. Lassen Sie mich leben, dann gehört alles Ihnen.«
Das kann nicht sein!, dachte Patrick. Nicht schon wieder Kasakow ...
»Zehn Sekunden, Muck«, warnte Briggs ihn. »Such dir einen Platz im Schatten und halt dich gut fest.«
Dreizehn Kilometer nördlich von ihnen öffnete die EB-52 Megafortress ihre hinteren Bombenklappen und warf in Abständen von exakt zwölf Sekunden aus einem Revolvermagazin vier Bomben ab.
Dabei handelte es sich um GBU-28F JDAM (Joint Direct Attack Munition): Neunhundertkilobomben, die GPS-gesteuert bis zu fünfzehn Kilometer weit gleiten und ihr Ziel trotzdem sehr präzise treffen konnten. Statt nur Sprengstoff zu enthalten, waren diese Bomben mit Flammöl gefüllt und bildeten so die vernichtendste nichtnukleare Waffe, die jemals gebaut worden war. Die Bombenkörper zerplatzten in vorher eingestellter Höhe über Grund und setzten dabei eine riesige Dampfwolke frei. Durch Vermischung dieses Dampfes mit dem Luftsauerstoff entstand ein hochexplosives Gas. Entzündet wurde es im richtigen Augenblick durch drei kleine Brandbomben, die in die Gaswolke abgeworfen wurden.
Die Sprengwirkung einer JDAM entsprach hundert Tonnen TNT; sie erzeugte einen Feuerball von einem Kilometer Durchmesser und eine Druckwelle, die im Umkreis von eineinhalb Kilometern alles hinwegfegte, was sich über der Erde befand. Die mit genau drei Kilometer Abstand abgeworfenen Flammölbomben erzeugten eine gleißend helle Feuerwand, die den gesamten Flugplatz Jaghbũb einhüllte.
Die Detonationen auf der freien Westseite des Platzes richteten verhältnismäßig wenig Schaden an – aber die dabei entstehende feurige Druckwelle warf Fahrzeuge um, drückte Fenster ein, setzte Holzbauten in Brand und schwärzte den Sand in weitem Umkreis bis zu den Wänden des Grünen Palastes und der Großen Moschee, neben der Patrick mit seinem Gefangenen stand.
Zuwayy kreischte laut, als die gigantische Feuerwand nach ihm zu greifen schien, aber sein Aufschrei ging im Brausen der Flammen und der brennenden Luft unter. Die über sie hinweggehende Druckwelle glich einem Superhurrikan von einer Sekunde Dauer, der Zuwayy wie eine Stoffpuppe herumwarf. Patrick hielt ihn dem glühenden Sandsturm zugekehrt fest, bis die Luft, die das bei den Detonationen entstandene Vakuum wieder ausfüllen musste, mit ebensolcher Gewalt zurückströmte.
Patrick sprang mit Zuwayy von der Galerie des Kuppelbaus, schleppte seinen Gefangenen hinein und warf ihn zu Boden. Alles Haar auf Zuwayys Kopf, an seinem Kinn und auf seinen Handrücken war versengt, sodass er jetzt eine Frisur und einen Bart aus grauer Asche zu tragen schien. Patrick nahm den Wasserkrug vom Tisch und kippte Zuwayy das Wasser über den Kopf, weil er ohnmächtig zu werden drohte. »Können Sie mich
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