Brown, Dale - Feuerflug
er.
»Ich will trotzdem noch mal fragen, Bob – sind Sie sich sicher, dass Sie McLanahan und seine Jungs vertreiben wollen?«, sagte CIA-Direktor Morgan. »Sie mögen Cowboys sein, aber sie kämpfen wenigstens auf unserer Seite.«
»Sie sind keine Cowboys, sondern tollwütige Hunde«, sagte Goff unwillig. »Sie gehören in Käfige gesperrt.«
An der ägyptisch-libyschen Grenze Zur gleichen Zeit
Der Betrieb am Grenzübergang Sollum zwischen Ägypten und Libyen war immer hektisch, was einerseits an dem starken Andrang – Woche für Woche kamen tausende von Libyern mit Dreitagesvisa nach Ägypten, um dort einzukaufen, die luxuriösen Seebäder zu genießen oder sich von ägyptischen Ärzten behandeln zu lassen – und andererseits an den strengen Kontrollen lag. Schon vor dem gegenwärtigen Konflikt mit Libyen hatte Ägypten an den Grenzübergängen scharf kontrolliert, und heute waren die Kontrollen noch strenger. Jedes einzelne Fahrzeug wurde durchsucht, alle Reisenden wurden fotografiert und einzeln befragt, jeder Lastwagen wurde abgeladen und gründlich durchsucht.
Deshalb war es so ungewöhnlich, dass eine neutrale Limousine, drei Busse und ein Kühllaster an der Grenze durchgewinkt wurden, ohne dass auch nur ein Zollbeamter einen Blick in ihr Inneres geworfen hatte.
Die kleine Wagenkolonne wurde von einer ägyptischen Militäreskorte in Empfang genommen und fuhr in hohem Tempo zweihundert Kilometer weiter nach Osten zu dem Stützpunkt Marsá Matrũh. Dort rollten die Fahrzeuge in einen leer geräumten Hangar, in dem über hundert Soldaten, Schreiber, Ärzte, Dolmetscher und Krankenschwestern warteten. Ein Offizier stieg in einen Bus nach dem anderen, um den Wartenden den weiteren Ablauf zu erläutern.
Die Insassen der Busse durften einzeln aussteigen. Die meisten hatten irgendwelche Verletzungen, hauptsächlich Verbrennungen am Oberkörper und Kopfverletzungen, weil sie in dem von brennendem Öl bedeckten Meer aufgetaucht waren oder darin zu schwimmen versucht hatten. Viele von ihnen mussten beim Aussteigen gestützt werden; etwa zwei Dutzend, darunter einige Bewusstlose, wurden auf Tragbahren aus dem dritten Bus geholt. Schreiber, Krankenschwestern und Ärzte standen mit Dolmetschern bereit, um die Männer und Frauen zu den Untersuchungskabinen zu dirigieren.
Der Kühllaster wurde in den durch Stellwände abgetrennten rückwärtigen Teil des Hangars gefahren. Dort standen sechs Autopsietische, an denen Gerichtsmediziner und Pathologen darauf warteten, mit der Arbeit zu beginnen. Hellgraue Leichensäcke wurden einzeln ausgeladen. An jedem Sack hing ein Plastikbeutel mit verschiedenen Dokumenten. Ein Schreiber zog sie heraus und begleitete die Leiche zum nächsten Untersuchungstisch, wo Videokameras den gesamten Ablauf der Autopsie festhielten. Der Gerichtsmediziner, der während der Obduktion in ein vor ihm hängendes Mikrofon sprach, zog den Reißverschluss des Leichensacks auf und machte sich an die Arbeit.
Die Autopsie diente nicht zur Feststellung der Todesursache, sondern sollte hauptsächlich Informationen liefern, die zu einer Identifizierung beitragen konnten. In den meisten Fällen war die Todesursache jedoch offensichtlich: Die meisten der neunundvierzig Toten waren beim Angriff der libyschen Luftwaffe durch Raketen- oder Bordwaffenbeschuss oder die an Bord ihrer Schiffe ausgebrochenen Brände umgekommen. Abgetrennte Leichenteile waren anscheinend willkürlich in Säcke geworfen worden, oft ohne wirkliches Bemühen, sie nach Geschlecht oder Rasse zu sortieren. Und viele Opfer waren auf andere Weise zu Tode gekommen – sie hatten tödliche Verletzungen von Schüssen aus nächster Nähe, Knochenbrüche, Schnittwunden, Würgemale, aufgeschnittene Pulsadern, verstümmelte Genitalien oder Brandspuren am ganzen Körper.
Nach ihrer Rettung aus dem Meer waren sie offensichtlich von den Libyern zu Tode gefoltert worden.
Insgesamt kamen acht weibliche Leichen auf die Autopsietische. Auch bei einigen von ihnen waren die Folterspuren unübersehbar.
Einige Stunden nach Beginn der Untersuchungen landete ein Hubschrauber vor dem Hangar, und Ulama Chalid al-Khan, der vom Chef seiner Leibwache begleitet wurde, stieg in eine Limousine um, die ihn in den Hangar brachte. Auf seine Anweisung hin war zwischen den Untersuchungskabinen ein Korridor freigelassen worden, von dem aus Einwegspiegel einen Blick in die Kabinen ermöglichten, ohne dass der Beobachter dabei gesehen werden konnte.
Al-Khan, der sich mit
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