Brown, Dale - Feuerflug
AutoSchlüssel vom Schlüsselbrett. Patrick ging voraus, um ihr die Tür aufzuhalten ...
...und sah in diesem Augenblick den zwischen ihren Beinen hervorquellenden Blutstrom. Die Frau ergriff seine Hand, als wollte sie ihm danken ... und dann verdrehte sie die Augen, brach zusammen und war tot.
Was geht hier vor?, fragte Patrick sich erschrocken. Jesus, war dies ein Angriff mit chemischen oder biologischen Waffen? Dann würde auch er nicht mehr lange zu leben haben. Er nahm der Toten die Autoschlüssel ab, zog die Tarnjacke an und ging ins Sicherheitsgebäude zurück. Nach zwanzigminütiger Suche fand er seinen Ganzkörperpanzer mit Helm, Exoskelett und Tornister und nahm alles mit. Auf dem Parkplatz brauchte er fünf Minuten, um den richtigen Wagen zu finden, dann fuhr er davon.
Auf dieser Fahrt sah er unvorstellbare Schreckensszenen – überall nur Tote. Er sah Autos, die außer Kontrolle geraten waren und sich überschlagen hatten, auf den Fahrersitzen noch angeschnallte Leichen. Er sah Lastwagen und Panzer, die gegen Tore und Gebäude gerast waren und aus denen die Leichen von Soldaten hingen, die sterbend aus ihren Fahrzeugen zu klettern versucht hatten. Auf dem Vorfeld des Flugplatzes brannten abgestürzte Hubschrauber, und an vielen Stellen loderten Brände, die niemand löschte. Überall Szenen wie aus einem Horrorfilm. So weit das Auge reichte, lagen Tote, die langsam und qualvoll gestorben waren. Er ...
Patrick holte erschrocken Luft. Der Hangar ... der Hangar, in den Wendy, die anderen Night Stalkers und die übrigen Gefangenen gebracht worden waren. Großer Gott!
Er schaltete das Autoradio ein: Es funktionierte, aber es blieb stumm – kein atmosphärisches Rauschen, nur Stille, als sei das Mikrofon des Sprechers eingeschaltet geblieben. Aber wenn Motor und Radio funktionierten, würde vielleicht auch sein Ganzkörperpanzer wieder funktionieren! Patrick hielt an und holte seine Ausrüstung aus dem Kofferraum. Tatsächlich leuchteten alle Anzeigen grün – Stromversorgung und Computer waren betriebsbereit. Patrick legte den Anzug an, so schnell er konnte, und aktivierte seine Funktionen. Er setzte den Helm auf und nahm das gesamte System in Betrieb ...
...und erfuhr dann, was passiert war: Das System gab wieder Strahlenalarm. In den vergangenen Stunden war hier starke Gamma- und Neutronenstrahlung aufgetreten. Obwohl die Werte noch immer hoch waren – um keine bleibenden Schäden davonzutragen, würde er das Gebiet innerhalb von dreißig Minuten verlassen müssen –, waren sie vor nicht allzu langer Zeit tausendmal höher gewesen.
Eine Neutronenbombe. Das war die einzig mögliche Erklärung. Jemand hatte den Stützpunkt mit einer Neutronenbombe angegriffen. Im Umkreis von eineinhalb Kilometern um den Nullpunkt würde in wenigen Stunden niemand mehr leben, und wer sich in einem Radius von drei Kilometern aufhielt, würde strahlenkrank werden. Eine Neutronenbombe – eine herkömmliche Wasserstoffbombe ohne U-238-Mantel – war dafür konstruiert, Menschen zu töten, aber Fahrzeuge und Gebäude unzerstört zu lassen.
Wendy ...
Die Libyer konnten die Gefangenen natürlich nicht freilassen, dachte Patrick grimmig. Das war unmöglich. In den Nachrichten war gemeldet worden, einige von ihnen seien gefoltert worden. Die Libyer durften nicht zulassen, dass die Weltöffentlichkeit das erfuhr. Deshalb hatten sie eine in einem der Busse versteckte Neutronenbombe gezündet, als die Gefangenen ausgeladen wurden. So waren alle Beweise für ihre Verbrechen vernichtet worden. Und sie würden natürlich leugnen, etwas mit dieser Explosion zu tun gehabt zu haben.
Wendy ... o Gott, Wendy ...
Das wird Zuwayy büßen!, schwor Patrick sich. Dafür würde er ihn persönlich umbringen, ihm sein noch schlagendes Herz aus dem Leib reißen.
Die Luft fühlte sich wie elektrisch aufgeladen an. Jede Bewegung seines Körpers schien viele tausend kleine Stromstöße hervorzurufen, deren Intensität zunahm. Patrick war bewusst, dass diese Stromstöße irgendwann tödlich sein würden, wenn er sich noch länger hier aufhielt.
Patrick kehrte dem ehemals größten ägyptischen Militärstützpunkt außerhalb Kairos widerstrebend den Rücken und fuhr nach Südwesten davon, wo seine Männer am vereinbarten Sammelpunkt auf ihn warten würden. Während er fuhr, empfand er nichts – keinen Zorn, keine Müdigkeit, keinen Hass und keine Trauer. Die Schlacht war geschlagen, und er hatte verloren.
6
Lageraum des Weißen Hauses,
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