Brown, Dale - Feuerflug
Angriff auf Ihr Schiff in Gefangenschaft geraten? War sie ... ist sie mit den anderen Gefangenen nach Marsá Matrũh gekommen? O Gott, Patrick ...«
»Mr. President, hier rasten Soldaten, die sich auf einen Kampf vorbereiten«, sagte Patrick hölzern. »Sie kennen die alte Redensart: Führen Sie, folgen Sie oder scheren Sie sich zum Teufel.«
»Und Sie halten Kevin Martindale für Ihren Anführer?«
Patrick musste kurz die Augen schließen, als dieser Pfeil schmerzhaft sein Herz durchbohrte.
»Zum Teufel mit Ihnen, Thorn!«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. Die anderen Night Stalkers sahen zu ihm hinüber, aber keiner von ihnen näherte sich Patrick – sie schienen instinktiv zu ahnen, mit wem er sprach. Patrick war sich bewusst, dass Thomas Thorn, ihr Hippie-Präsident, wieder einmal zum Kern eines Problems vorgestoßen war.
Patrick McLanahan war nicht von diesem Kampf überzeugt. Sie kämpften für Geld, und das war kein Grund, zu töten oder selbst zu sterben. Schlimmer war, dass er diesen Auftrag übernommen hatte, obwohl er nicht nur imstande, sondern auch verpflichtet gewesen wäre, ihn abzulehnen. Und noch schlimmer war, dass er zugelassen hatte, dass seine Frau und sein jüngerer Bruder ihm folgten. Jetzt war Paul tot, und Wendy gehörte wahrscheinlich zu den Opfern des Kernwaffeneinsatzes gegen Marsá Matrũh. Dafür würde er bis in alle Ewigkeit in der Hölle brennen – das wusste er, und Thorn wusste es auch.
»Mein herzliches Beileid, Patrick.«
»Sie besitzen sogar bessere Informationen als wir!«, rief Patrick aus. »Sie wissen, was hier vorgeht! Und trotzdem haben Sie entschieden, nichts zu tun. Ich bin hier, weil hier ein Kampf geführt werden muss, Thorn! Worauf warten Sie eigentlich noch?«
»Ich hoffe, dass Sie meine Gründe eines Tages verstehen werden«, antwortete Thorn. »Ich werde weiterhin nichts tun – außer das ägyptische Volk wünscht unsere Hilfe.«
»Wie wär’s mit Führerschaft, Thorn?«, fragte Patrick aufgebracht.
»Wie wär’s mit Gerechtigkeit und Freiheit und dem Schutz von Schwächeren? Grundlegende Dinge, die wir beide schon im Kindergarten gelernt haben! Wie wär’s damit, an etwas zu glauben und dafür zu kämpfen?«
»Genau das tue ich, Patrick«, erklärte Thorn ihm gelassen. »Sagen Sie mir: Woran glauben Sie? Sie sind irgendwo in Nordafrika und planen noch mehr Tod und Vernichtung. Sagen Sie mir, General: Woran glauben Sie jetzt?«
»Zum Teufel mit Ihnen, Thorn!«
»General, ich möchte, dass Sie sofort heimkommen.«
»Warum nennen Sie mich immer ›General‹, Thorn? Sie haben mich entlassen, wissen Sie das nicht mehr? Sie haben mich gegen meinen Willen pensioniert.«
»Tun Sie, was zunächst getan werden muss«, fuhr Thorn geduldig fort. »Führen Sie Ihre Soldaten heim – Ihre Männer sind erschöpft, Sie sind erschöpft, und die Situation dort draußen ist viel zu verzweifelt, als dass Sie weitermachen könnten. Umarmen Sie Ihren Sohn, begraben Sie Ihren Bruder, betrauern Sie Ihre Frau, trösten Sie Ihre Mutter und Ihre Schwestern und versuchen Sie, ihnen zu erklären, was vorgefallen ist. Danach kommen Sie ins Weiße Haus, damit wir miteinander reden können.«
»Alarm, Patrick!«, rief Hal Briggs ihm zu.
Als Patrick sich umdrehte, sah er eine am östlichen Horizont aufsteigende Staubwolke, die von rasch näher kommenden schweren Fahrzeugen stammte. Die ägyptischen Grenzpatrouillen hatten sie endlich eingeholt. »Wir machen weiter«, sagte Patrick laut – nicht zu Briggs, sondern zu Thorn – und unterbrach die Verbindung. Diesmal machte Thorn seinen Befehl nicht rückgängig.
Was tun wir hier?, fragte Patrick sich mindestens zum hundertsten Mal in den vergangenen drei Tagen. Was wollen wir hier? Feststellen, ob die Libyer es auf die ägyptischen Ölfelder abgesehen haben – nun, diese Frage war inzwischen beantwortet, nicht wahr? Hatte Paul sein Leben für nichts geopfert? Was bedeutete es schon, wenn sie herausgefunden hatten, dass Libyen Mittelstreckenraketen mit ABC-Sprengköpfen besaß? Clevere Verteidigungsplaner in Ägypten, Israel, Nigeria, Äthiopien, Algerien, Griechenland oder Italien rechneten sicher längst mit dieser Möglichkeit und planten Gegen- oder Vergeltungsschläge.
Allein wenn er die Augen schloss, schien der Schmerz etwas abzuklingen. Paul war tot – und er war noch nicht einmal begraben, noch auf dem Rückflug nach Sacramento, wo er neben ihrem Vater beigesetzt werden sollte. Wendys Schicksal war
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