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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Öl.«
    »Ohne das ›verdammte Öl‹ wäre Ihr Land – und auch meines -ein Nichts«, sagte Hijazi. »Tun Sie bitte nicht so, als ob Sie das nicht genau wüssten. Stellen Sie sich einmal vor, die Verhältnisse lägen umgekehrt: Stellen Sie sich vor, Libyen besäße die größten Ölvorräte Afrikas, und in Ägypten gäbe es sechzig Prozent Arbeitslosigkeit, aber Ihr Nachbar bestünde darauf, Europäer, Asiaten und sogar Amerikaner als Bohrarbeiter zu beschäftigen? Ich glaube, dass die ägyptische Staatsführung dann viel mehr von arabischer Einheit und Kooperation schwafeln würde, statt ihrem Nachbarn in den Rücken zu fallen, nur um etwas mehr Gewinn zu machen.«
    »Und tun Sie bitte nicht so, als wären Ihnen sechzig Prozent Arbeitslose in Libyen, Ägypten oder sonstwo nicht völlig egal«, forderte Susan ihn auf. »Ihnen geht’s nur um sich selbst – um das Trio Zuwayy, Fazani und Hijazi. Sie wollen die Öleinnahmen. Daran bereichern Sie sich, seit Sie den Präsidentenpalast in Tripolis erobert haben. Aber die Gewinne aus den libyschen Ölfeldern genügen Ihnen nicht, deshalb wollen Sie jetzt auch an Salimah teilhaben. Sie haben sich mit irgendeinem reichen Partner zusammengetan. Er streckt Ihnen das Geld für Waffenkäufe vor. Aber Zuwayy ist zu dämlich, um die Waffen zu behalten, und jetzt hat er Sie richtig reingeritten. Jetzt sind Sie in Gefahr, alles zu verlieren – ihr behagliches kleines Ministerium, Ihr fettes Spesenkonto, Ihre privaten Bankkonten im Ausland.«
    »Sie halten sich wohl für sehr schlau, Salaam? Für ebenso schlau wie Ihr Mann?«, fragte Hijazi verächtlich. »Sagen Sie mir doch, woraus das Vermächtnis Ihres Mannes besteht. Er hat die größten Ölfelder Afrikas an eine Horde von Ungläubigen verkauft. Bilden Sie sich etwa ein, dass die Ägypter ihn dafür in hundert Jahren lobpreisen werden?
    Ihr Mann hat sein Volk verraten, das wissen Sie so gut wie ich. Fragen Sie Ihren Kumpel General Baris. Fragen Sie jeden Ägypter, der sein Leben lang dafür gekämpft hat, die Ausländer zu vertreiben – die Juden und die Briten und die Amerikaner. Die Araber in Nordafrika kämpfen seit drei Generationen darum, ihre Bodenschätze selbst ausbeuten zu dürfen, wie es die Araber in der Golfregion durchgesetzt haben, und Ihr Mann hat das alles mit einem Federstrich zunichte gemacht. Er hat erst mit Gaddhafi und dann mit Zuwayy vereinbart, diese Ölfelder gemeinsam auszubeuten, aber dann ist er wortbrüchig geworden und hat einen Vertrag mit westlichen Kapitalisten geschlossen. Er ist seinen arabischen Stammesgenossen in den Rücken gefallen. Er hätte sich an die Abmachungen mit Libyen halten sollen ...«
    »Wozu? Damit Sie bei uns hätten einmarschieren können, um die Ölfelder zu besetzen?«
    »Um der Führer einer neuen Generation von Arabern zu werden – einer neuen Generation, die sich einen starken Führer wünscht«, antwortete Hijazi. »Stattdessen hat er getan, was alle Verräter im Sold westlicher Kapitalisten tun: Er hat sein Volk verkauft. Dafür wird er in kommenden Jahrhunderten gehasst werden. Ihr Mann hat Idioten wie Zuwayy den Weg geebnet, Salaam.«
    »Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?«
    »Sie wissen genau, was ich meine«, erwiderte Hijazi. »Kamal Ismail Salaam hat jahrelang als neuer Nasser, als neuer Führer der panarabischen Welt gegolten. Aber er hat getan, was Sadat und Mubarak vor ihm getan haben – er hat Ägypten an die Juden und den Westen verkauft. Die arabische Welt hat sich nach einem Führer gesehnt, doch Salaam hat auf diese Position verzichtet. Als Zuwayy sich als Idris II. ausgegeben hat, wussten alle, dass er kein richtiger König war – aber sie haben ihn trotzdem akzeptiert. Woher kommt das wohl, Madame?« Keine Antwort.
    »Halten Sie uns Libyer für dumm? Halten Sie uns für so leichtgläubig?«, fuhr Hijazi fort. »Wir sind weder dumm noch leichtgläubig – so wenig wie die Deutschen vor Adolf Hitlers Machtergreifung. Wir Libyer waren auf der Suche nach einem Führer. Wir hätten Kamal Salaam bereitwillig akzeptiert ... ja, sogar einen Ägypter, schließlich haben viele von uns auch Gamal Abdel Nasser akzeptiert. Stattdessen hat Salaam uns die kalte Schulter gezeigt. Deshalb sind wir Gefolgsleute des ersten Mannes geworden, der gewisse Führereigenschaften und Mitgefühl mit der Notlage der nordafrikanischen Araber hat erkennen lassen: Jadallah Zuwayy. Er mag ein Psychopath sein, aber er ist auch clever und hat seine Hausaufgaben gemacht. Er hat

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