Brown, Dale - Feuerflug
Präsident Thorn ein rückgratloser Schwächling ist«, antwortete Fazani. »Tun sie’s wider Erwarten doch, treten wir den Rückzug an – nachdem wir Salimah zerstört haben. Wir setzen alle Ölquellen in Brand, wie es Saddam Hussein getan hat, bevor seine Truppen Kuwait geräumt haben.« In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Vorzimmer, und Fazanis Adjutant trat rasch ein.
»Was gibt’s, Hauptmann?«
»General, die Sicherheitskräfte haben vor dem Palast einen Amerikaner festgenommen. Er wollte den König sprechen.«
»Wieso belästigen Sie mich mit diesem Quatsch, Hauptmann? Lassen Sie den Kerl ins Vernehmungszentrum bringen.«
»Er verlangt auch, die Gefangenen zu sprechen.«
»Welche Gefangenen?«
»Die gefangenen Amerikaner«, meldete der Adjutant. »Die Gruppe, die seit dem Angriff im Mittelmeer in unserer Gewalt ist – auch die Frau, die Wendy McLanahan heißt.«
Fazani und Hijazi wechselten einen erstaunten Blick.
Niemand sonst, das stand für sie fest, wusste von diesen Gefangenen – und sie selbst hatten ihre Namen nie gehört! »Hat der Mann einen Namen?«
»Ja, General. Er nennt sich ebenfalls McLanahan. Brigadegeneral Patrick McLanahan.«
Die beiden Männer sprangen überrascht auf.
»McLanahan? Er ist hier?«, rief Fazani aus. »Ist er bewaffnet?«
»Nur mit einer kleinen Pistole, General.«
Ein Glück, dass er uns nicht mit seinen Bombern besucht, die im Tiefflug angreifen und alles zerstören, oder in seiner mittelalterlichen Rüstung mit den eingebauten Elektroschockern, dachte Fazani. »Lassen Sie ihn sofort heraufbringen!«
»Ich benachrichtige inzwischen Jadallah«, schlug Hijazi vor.
»Nein, noch nicht«, sagte Fazani. »Vielleicht besitzt McLanahan Informationen, die uns nützen können. Jadallah erfährt davon, wenn wir’s für richtig halten.«
Wenige Minuten später stand Patrick in Handschellen, die an einer Kette um seine Taille befestigt waren, vor Fazani und Hijazi. Er trug unauffällige Zivilkleidung. Einer der Sicherheitsbeamten stellte eine Sporttasche auf den Schreibtisch. »Die haben wir ihm abgenommen, General«, meldete er.
Fazani prüfte den Inhalt der Tasche:
Sie enthielt einen falschen Bart, einen libyschen Personalausweis, einen größeren Geldbetrag in Dinar, eine Digitalkamera, ein kleines Sprechfunkgerät, eine russische TokarewPistole – eine in Libyen und Ägypten weit verbreitete Waffe – und einen ägyptischen Reisepass. Der Sicherheitsbeamte hielt Fazani ein kleines Etui mit farbigen Kontaktlinsen hin. »Die hat er getragen. Und er hat sich das Haar gefärbt.«
Fazani sah, dass es rasch und billig schwarz gefärbt war. »Keine weiteren Waffen.«
»Sehr clever, General«, sagte Fazani in passablem Englisch. »Gefälschte Ausweise, gefärbtes Haar, sogar farbige Kontaktlinsen. Was hoffen Sie hier zu erreichen, General?«
»Ich suche meine Frau und meine Männer«, antwortete Patrick. »Ich weiß, dass Sie sie gefangen halten.«
»Oh, mit denen kommen Sie bald zusammen«, versicherte Fazani ihm. »Aber zuvor müssen Sie uns ein paar Fragen beantworten.«
»Ich beantworte keine Fragen. Ich will die Amerikaner. Bekomme ich sie nicht und gewähren Sie mir keinen freien Abzug, zerstöre ich diesen Palast.«
»Tatsächlich? Womit denn? Mit dieser Pistole?«
»Sie wissen, wie«, sagte Patrick drohend. »Auf die gleiche Weise, wie ich Samãh, Jaghbũb, Al-Jawf und Zillah zerstört habe.«
Die beiden Libyer wechselten einen entschieden unbehaglichen Blick. Fazani machte langsam eine Runde um Patrick und dachte angestrengt nach, dann sagte er: »Ich habe eine bessere Idee, General. Sie beordern Ihre Bomber sofort zurück, sonst lasse ich Ihre Frau und Ihre Männer vor Ihren Augen hinrichten.«
»Melde ich mich nicht zur vollen Stunde bei meiner Einheit, wird dieser Palast zerstört.« Hijazi sah auf seine Uhr; bis dahin blieb ihnen nur noch etwas über eine halbe Stunde. »Es gibt keinen Abbruchcode, Gentlemen – ich melde, dass ich noch zu den Gefangenen unterwegs bin, oder ich melde, dass ich mit den Gefangenen zurückkomme; anderenfalls wird dieser Palast dem Erdboden gleichgemacht. Ich fürchte mich nicht davor, hier zu sterben.«
»Dann ist dieser Einsatz ein Himmelfahrtskommando«, sagte Fazani. »Ich versichere Ihnen, dass wir vor allen Ihren Waffen sicher sind – außer Sie wollten eine Atombombe auf uns abwerfen. Nach dem Angriff treten wir dann gemeinsam vor die Kameras und berichten der Weltöffentlichkeit von Ihrem
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