Brown, Dale - Feuerflug
Senussis Männer und die Techniker von Sky Masters Inc. die Flugzeuge beluden, trafen Patrick und Senussi sich mit Dave Luger, Hal Briggs und Chris Wohl im Lageraum, in dem auf einem großen Tisch Landkarten und Diagramme ausgebreitet lagen, zu einer Einsatzbesprechung. »Ich habe die Verteidigungsanlagen um Tripolis noch nie so stark und straff organisiert gesehen«, sagte der König. Er zog einen Notizblock aus der Brusttasche seiner Uniformjacke und machte sich daran, die von seinen Spähtrupps ausgekundschafteten Stellungen in die Karten einzutragen. »Zuwayy hat seine um Tripolis zusammengezogenen Kräfte erheblich verstärkt, um gegen Luftangriffe gerüstet zu sein. Dies hier sind neue Flakbatterien und mobile Fla-Lenkwaffenstellungen – in den letzten Tagen haben wir mindestens zehn neue entdeckt. Die in Al-Chums und Miznah stationierten Jäger haben wir nicht zählen können, aber wir glauben, dass die Shelter für Alarmrotten alle besetzt sind – das wären auf beiden Stützpunkten je zwölf Abfangjäger, die Tag und Nacht startbereit sind.« Er warf Patrick einen besorgten Blick zu. »Bei allem Respekt für Ihre Männer und Maschinen, mein Freund – es wäre Selbstmord, Tripolis jetzt anzugreifen.«
»Uns bleibt keine andere Wahl, Hoheit«, stellte Patrick fest. »Das mag sein«, sagte Senussi. »Aber selbst wenn es Ihnen gelingt, diesen Luftabwehrring zu durchstoßen, gibt es keine Möglichkeit, Ihre Frau und Ihre Männer in dem ›Garten‹
Labyrinth aufzuspüren. Wir haben das in Frage kommende Gebiet auf den südöstlichen Komplex eingeengt, in dem Zuwayy residiert, aber das sind noch immer zwei bis drei Dutzend Räume, die von bis zu fünfhundert Mann verteidigt werden.«
»Ich weiß, wie ich sie schnell finden kann«, behauptete Patrick.
Senussi sah ihm aufmerksam ins Gesicht, und seine runden Augen wurden traurig, seine Lippen schmal. »Ich denke, ich weiß, wie Sie’s schaffen wollen«, sagte er. »Das ist Wahnsinn.
Ihr Sohn wird beide Eltern verlieren.«
»Es ist die einzige Chance, die wir jemals bekommen werden, Hoheit«, antwortete Patrick. Er senkte den Kopf, ließ seinen Zeigefinger über Verteidigungsringe gleiten, die ihr Ziel umgaben. »Ich glaube nicht, dass ich noch mal ohne sie zurückkommen darf, Muhammad. Den Schmerz auf dem Gesicht meines Sohns könnte ich nicht noch mal ertragen.«
10
Präsidentenpalast, Tripolis Am gleichen Abend
»Er ist jetzt Tag und Nacht nur noch mit dieser neuen Nutte zusammen«, stellte General Tahir Fazani, der libysche Generalstabschef, angewidert mit leiser Stimme fest. Bei ihm in seinem Dienstzimmer im Präsidentenpalast war Juma Mahmud Hijazi, der Minister für Arabische Einheit. Dort hatte vorhin eine militärische Lagebesprechung stattgefunden – wieder einmal ohne König Idris II. Jadallah Zuwayy. Fazani hatte die Militärs weggeschickt und machte sich nun bereit, dem König Bericht über den Stand der Mobilmachung der libyschen Streitkräfte zu erstatten. »Wir bereiten uns auf einen Krieg mit Ägypten vor, und er bumst sich dort drüben dumm und dämlich.«
»Oder Schlimmeres«, meinte Hijazi nachdenklich. »Glaubst du, dass er wieder auf Drogen ist?«
»Verdammt, hoffentlich nicht«, sagte Fazani. »Sonst sind wir erledigt.«
»Tahir, warum zum Teufel hauen wir nicht einfach ab?«, fragte Hijazi.
»Das weißt du so gut wie ich, Juma: Wir haben keine Kontrolle über das Geld. Und noch schlimmer wäre, dass Jadallah für den Rest seines Lebens Jagd auf uns machen ließe. Nein, wir müssen erst an die Kontonummern und Geheimzahlen herankommen.«
»Vielleicht sind die leichter aus ihm rauszukriegen, wenn er wieder auf Heroin ist«, vermutete Hijazi. Er wies zu dem Stapel Berichte auf Fazanis Schreibtisch. »Na, wie sieht’s aus?«
»Könnte nicht besser sein«, sagte Fazani.
»Genau wie der Planungsstab vorausgesagt hat, meldet der Nachrichtendienst, dass die Ägypter so viele Truppen zum Schutz Kairos abgezogen haben, dass sie die Grenzgebiete kaum verteidigen und erst recht keine Offensive beginnen können. Meiner Ansicht nach haben wir noch nicht genügend Truppen zusammengezogen, um Salimah schon nehmen zu können, aber wenn Jadallah angreifen wollte, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. Wir bilden einen Brückenkopf tief in Ägypten, verlegen starke Heeres- und Luftwaffenverbände dorthin und können die ägyptische Armee dann ewig in Schach halten.«
»Und wenn die Amerikaner intervenieren?«
»Das tun sie nicht, weil
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