Brown, Dale - Feuerflug
ohne es richtig zu sehen, dass um ihn herum wieder Sand aufgewirbelt wurde. Die Libyer rückten erneut an, diesmal mit Hubschraubern oder gepanzerten Fahrzeugen, um Jagd auf Wohl und Briggs zu machen. Das Unternehmen war ein Erfolg, aber wahrscheinlich gehen wir alle dabei drauf, dachte Patrick resigniert. Die Libyer werden unsere Leichen mitsamt den Überresten unserer Anzüge öffentlich zur Schau stellen; damit sind die Night Stalkers erledigt und die Vereinigten Staaten international bloßgestellt, weil wir ...
»Patrick?« Er zwang sich dazu, die Augen zu öffnen, und war überrascht, dass er das konnte. Über sich gebeugt sah er Hal Briggs, der mit seinem Helm an einen Außerirdischen erinnerte. »Alles okay, Mann?«
»Hat’s mich erwischt?«
»Klar, die Gators haben dich umgehauen, aber ich sehe keine Löcher«, sagte Briggs.
Patrick bewegte Arme und Beine, stellte fest, dass sie funktionierten, und rappelte sich auf. »Wendy hat FlightHawk Two gerade noch rechtzeitig angreifen und ihn vor ungefähr hundert libyschen Soldaten einen Teppich aus Minen und Streubomben legen lassen. Dein Anzug hat dich vor Splittern geschützt. Wir sind vorläufig sicher, aber wir müssen abhauen.« Briggs machte sich rasch daran, die leere Batterie in Patricks Tornister durch eine neue zu ersetzen. Er betrachtete den vor ihnen im Sand liegenden Toten. »Du hast Paul rausgeholt. Gut gemacht! Herzliches Beileid, mein Freund. Auch mir wird er sehr fehlen. Er war ein Held.«
Patrick wollte die Sicherheitsverschlüsse seines Helms lösen, aber Briggs hinderte ihn daran. »Lieber nicht, Mann«, sagte er ernst. »FlightHawk One hat in der Luft über dem Stützpunkt chemische und radioaktive Substanzen entdeckt.« Er deutete auf die libyschen Soldaten, die bei dem Angriff von FlightHawk Two gefallen waren. »Hätten die Minen sie nicht erwischt, hätte die Radioaktivität oder das Nervengas ihnen den Rest gegeben. Mit der neuen Batterie müsstest du genug Saft haben, um so weit von hier wegzukommen, dass die Pave Hammer uns ungefährdet abholen kann. Aber wir sollten uns beeilen.«
Patrick nickte, war dankbar dafür, noch am Leben zu sein. Das laute Röhren, das er gehört hatte, war kein libyscher Hubschrauber oder Panzer, sondern die CV-22 Pave Hammer bei einem tiefen Überflug mit Höchstgeschwindigkeit gewesen, um zu kontrollieren, ob die Libyer sich erneut zum Angriff sammelten. Er wollte seinen Bruder wieder auf die Arme nehmen, aber Chris Wohl, der inzwischen herangekommen war, schob ihn sanft, aber nachdrücklich beiseite und hob Pauls Leiche auf. Dann setzten die drei Männer sich mitsamt ihrem toten Partner mit großen Sprüngen nach Osten in die Wüste ab.
Nach wenigen Minuten gruben sie eines ihrer zuvor angelegten Depots aus dem Wüstensand. Eine Viertelstunde später waren sie so weit von dem Stützpunkt entfernt, dass Radioaktivität und Kampfstoffkonzentration kaum noch messbar waren. Erst jetzt konnte die CV-22 landen und sie an Bord nehmen, um auf Ostkurs Ägypten zu überfliegen und anschließend nach Nordwesten aufs Mittelmeer abzudrehen.
Es war ein langer, trauriger, stiller Rückflug zur Katharina.
Akranes, Island
Zur gleichen Zeit
»Was zum Teufel haben Sie schon wieder zu jammern, Zuwayy?«, brüllte der Russe in sein abhörsicheres Satellitentelefon. »Ich will bloß hoffen, dass die Sache wichtig ist.«
»Mein Raketenstützpunkt bei Samãh ist von Kommandos angegriffen und praktisch zerstört worden! Von amerikanischen Kommandos!«, kreischte der libysche Präsident Jadallah Salem Zuwayy in passablem Russisch. Er trug einen rot-blauen Jogginganzug aus Polyester, aber keine Schuhe. In diesen Anzug war er gesteckt worden, als seine Leibwächter hereingestürmt waren und ihn buchstäblich aus dem Bett gerissen hatten, um ihn zu einem bereitstehenden Hubschrauber zu bringen. Zuwayy hatte sie im ersten Augenblick für Attentäter gehalten, aber diese latente Angst war in weißglühenden Zorn umgeschlagen, als er merkte, dass er sicher war. »Sie haben achtzehn der Raketen in Brand gesetzt! Nervengas und Radioaktivität breiten sich über meine Wüste aus!«
»Halten Sie Ihre verdammte Klappe und erzählen Sie derartigen Mist nicht am Telefon!«, brüllte die Stimme. »Diese Verbindung ist angeblich abhörsicher, aber wenn die Amerikaner wirklich gegen Sie vorgehen, haben sie vielleicht auch die Verschlüsselung geknackt. Schließlich stammt das System, das wir benutzen, von ihnen.«
»Haben Sie
Weitere Kostenlose Bücher