Brown, Dale - Feuerflug
Masters zusammen, um den Ganzkörperpanzer des Typs »Zinnsoldat« weiterzuentwickeln. »Deshalb bin ich im Augenblick ein bisschen abgelenkt.«
»Aber davon wissen die Duffields nichts«, sagte Helen, indem sie Jons Bürotür hinter sich schloss. »Wir können ihnen nicht erklären, dass mehrere unserer Leute an einem geheimen Kommandounternehmen gegen Libyen beteiligt waren. Wir müssen weitermachen, als sei alles in bester Ordnung. Tun wir das nicht, sieht’s so aus, als wollten wir sie abwimmeln – und das wollen wir bestimmt nicht.«
»Helen, ich dachte, fürs Finanzielle, für den ganzen Aktionärskram seist du zuständig«, knurrte Jon. »Ich will nur Erfinder sein, im Labor arbeiten, Zeug konstruieren ...«
»Du bist aber auch Präsident und Mehrheitsaktionär unserer Firma, deshalb hast du bei allem mitzubestimmen«, erinnerte Helen ihn. »Du kannst deine Aktien natürlich jederzeit auf mich übertragen, dann übernehme ich deine Doppelrolle, und du kannst als normaler Angestellter weiterarbeiten – genau wie du’s vor sechs Jahren mit mir gemacht hast.«
»Bist du wegen dieser Sache etwa noch immer wütend auf mich?«, fragte Jon mit schwachem Lächeln.
»Ein Kerl, der acht Jahre jünger ist als ich, kommt in die Firma marschiert, für deren Gründung ich eine Hypothek auf das Haus meiner Eltern aufgenommen hatte, und übernimmt sie ein paar Jahre später – wieso hätte ich deswegen wütend sein sollen?«, fragte Helen. Aber dann fügte sie lächelnd hinzu: »Tatsächlich hat mir dein Vorgehen imponiert, obwohl ich mich heftig dagegen gesträubt habe, und ich bin stolz darauf, was du aus meiner Firma gemacht hast. Du bist ein anständiger Kerl, Jon. Du hast deine verspielte, verzogene Art fast völlig abgelegt und dich in einen vernünftigen Mann verwandelt.« Sie machte eine Pause, dann lächelte sie noch herzlicher. »In den Mann, den ich liebe.«
Jon erwiderte ihr Lächeln. »Und ich liebe dich, Helen.« Dann fügte er seufzend hinzu: »Und du kannst die Aktien und den Titel haben. Ich will das alles nicht. Heutzutage ist’s ohnehin nicht viel wert.«
»Unsinn, Dr. Masters«, sagte Helen. »Wolltest du die Aktien nicht mehr haben, hättest du sie längst verschenkt oder in einen Treuhandfonds für das Kind umgewandelt, das du mir ständig versprichst – wenn du jemals nach Hause kämst, um eine Nacht mit mir im Bett zu verbringen. Und mach dir keine Sorgen wegen des Börsenwerts. Klar, er ist in den letzten Monaten parallel zum allgemeinen Kursrückgang gesunken, aber dank der vielen Aktienoptionen, die du genutzt hast, bist du weiter ein reicher Mann.« Sie trat hinter ihn und massierte sanft seine Schultern. »Außerdem würde der Verzicht auf dein Aktienpaket und deinen Posten in der Firma dich nicht davon befreien, dir Sorgen um deine Freunde zu machen oder um Paul McLanahan zu trauern.«
»Nein, vermutlich nicht.« Jon seufzte. »Ich kann nicht glauben, dass Paul nicht mehr lebt. Wir waren fast gleich alt. Er hat mir Segelunterricht gegeben. Wir waren Kumpel. Er hat mir näher gestanden als Patrick.«
Helen massierte ihn noch etwas länger, bis er zufrieden stöhnte, schlug ihm dann kräftig auf die Schulter und zeigte auf seine Bürotür. »Also los, Doktor! Gehen wir zu den Duffields.«
»Wer sind die gleich wieder?«
»Du weißt, wer sie sind«, sagte Helen und verdrehte mit gespielter Empörung die Augen. »Conan Duffield ist der im Ruhestand lebende Gründer von SumaTek, des größten Produzenten von Hochleistungs-Chips, und ein Pionier auf dem Gebiet der Nanotechnologie. Er ist Ende vierzig, hat Abschlüsse von Rutgers und Cornell, interessiert sich für französische und kalifornische Weine, ist Tierschützer, fördert private Unis und setzt Stipendien für gute, aber arme Studenten aus, die sonst keine private Uni besuchen könnten. Seine neue Wagniskapitalfirma heißt Sierra Vistas Partners. Er ist der Geldgeber – kauft in finanziellen Schwierigkeiten steckende Hightechfirmen, päppelt sie auf und verkauft sie mit gutem Gewinn.«
»Hey, diese Firma steckt nicht in finanziellen Schwierigkeiten!«
»Das behaupte ich nicht, Jon«, sagte Helen rasch. Aber sie wussten beide, dass das sehr wohl der Fall war – die Kombination aus sinkenden Aktienkursen, einem Überangebot an ziemlich modernen russischen und chinesischen Waffen auf dem Weltmarkt und erheblich gekürzten Verteidigungsausgaben hatten tausenden von Rüstungsfirmen in aller Welt Kursverluste gebracht – so
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