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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Minuten, um wieder zueinander aufzuschließen – die unerwartete GefahrenWarnung und das erzwungene nächtliche Ausweichmanöver in geringer Höhe hatten sie offenbar verschreckt –, und verbrachten dann weitere Minuten damit, vergeblich nach ihrem Führer Ausschau zu halten. Als sie wieder die Suche nach der EB-52 aufnahmen, hatte die Megafortress ihren Kurs geändert und befand sich im Anflug auf ihr Zielgebiet. Innerhalb weniger Minuten hatte das Bild sich erheblich geändert. Wo zuvor relative Ruhe geherrscht hatte, schienen jetzt sämtliche libyschen und ägyptischen Radarstellungen in Betrieb zu sein. Lindsey war damit ausgelastet, die EB-52 um alle möglichen Luftabwehrstellungen herumzusteuern, und der Radarwarner meldete alle paar Minuten das Zielsuchradar eines libyschen Jägers. Um all diesen Gefahren zu entgehen, mussten sie im Tiefflug bleiben.
    »Headbanger, hier Stalker One, Status melden«, funkte Patrick McLanahan.
    »Wir haben noch sechzig Sekunden bis zum Ausgangspunkt, Stalker«, antwortete Franken auf dem abhörsicheren Satellitenkanal. Zum Glück hatte Lindsey sich wieder ganz erholt, denn Franken waren die Pilotenhandschuhe ausgegangen – er konnte nur hoffen, dass sie nicht würden aussteigen müssen. »Vorhin waren libysche MiGs hinter uns her, aber die haben wir abgeschüttelt. Leider suchen nun alle Luftabwehrstellungen in Ostlibyen und Westägypten nach uns, und beide Seiten sind in voller Alarmbereitschaft. Wir mussten tief anfliegen und tief bleiben, deshalb bleibt uns im Zielgebiet viel weniger Zeit als vorgesehen. Ich schätze, dass wir nur zwölf Minuten haben, bis der Sprit knapp wird. Sorry, Stalker.«
    »Kein Problem, Headbanger«, antwortete Patrick. »Wir wollen ohnehin nicht lange hier bleiben. Wir sind in Position und warten auf das Feuerwerk. Wir sind froh, dass ihr gekommen seid.«
    »Wir helfen euch gern aus, Stalker. Beobachtet den Himmel. Headbanger, Ende.«
    Die libysche Kleinstadt Al Jaghb ũb liegt etwa dreihundert Kilometer südöstlich von Tobruk. Die Oase Jaghbũb, die an einem in manchen Jahren trockenen Fluss liegt, hat in ihrer zweitausendjährigen Geschichte nie mehr als einige hundert Einwohner gehabt. Aber ihre Umgebung gehört zu den fruchtbarsten Gebieten der nördlichen Sahara, in dem Orangen, Mandarinen, Zitronen, Datteln, Oliven und Nüsse reichlich gedeihen. Für Reisende und Nomaden, die Nordafrika durchquerten, war Jaghbũb schon in alten Zeiten ein üppiger und einladender Ort für eine Rast, bevor sie durch die Wüste weiterzogen. So entwickelte er sich im Lauf der Jahrhunderte zu einem Ort der Begegnung für viele verschiedene Nationalitäten, religiöse Sekten und politische Lehrmeinungen aus allen Teilen der Welt.
    Als nun ein obskurer Nachkomme des Propheten Mohammed im frühen 19. Jahrhundert vor französischen Kolonisten aus seiner marokkanischen Heimatstadt Fes fliehen musste, entkam er durch die Gluthölle der nördlichen Sahara, folgte zweieinhalbtausend Kilometer weit alten Nomadenrouten und gelangte endlich in diese kleine Oase. Dort fand er eine Heimat für seine spezielle islamische Glaubensrichtung. Statt der wilden, ungezügelten Art der »tanzenden Derwische«, die für viele islamische Sekten typisch war, predigte dieser heilige Mann, der sich Sayed Muhammad Ibn Ali as-Senussi nannte, die Rückkehr zu streng muslimischer Lebensweise: Enthaltsamkeit, Gebet und strikte Befolgung der im Koran überlieferten Worte des Propheten. Am Ufer des kleinen Flusses erbaute er eine Moschee, dann eine Universität und schließlich eine Festung, und so entstand die heilige Stadt Jaghbũb.
    In den folgenden hundertvierzig Jahren war Jaghb ũb der Geburtsort einiger der mächtigsten und am meisten verehrten Könige Afrikas. Die Dynastie der Senussi schwang sich zum Herrscherhaus Nordafrikas auf und regierte die Oasen mit eiserner Faust, aber auch mit islamischer Gerechtigkeit. Reisende und Pilger aus aller Herren Länder waren willkommen und wurden mit außergewöhnlicher Freundlichkeit und Großzügigkeit empfangen; jeder, der einen Reisenden oder Pilger beraubte, wurde mit ebenso außergewöhnlicher Schnelligkeit und Grausamkeit bestraft – im Allgemeinen dadurch, dass er am Rand einer Oase bis zum Kinn im Sand eingegraben wurde, sodass Geier und Insekten ein paar Tage lang den Kopf des Räubers abpicken konnten.
    Sie wurden nie besiegt. Trotz französischer, englischer, türkischer, italienischer, deutscher und amerikanischer Invasionen

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