Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Autoscheinwerfer, deren Strahlen den Schneeregen durchdrangen. Als die Scheinwerfer näher kamen, merkte sie, dass sie sich nur einige Meter über einer Asphaltstraße befand. Der Fahrer des Lastwagens, zu dem die Scheinwerfer gehörten, schaltete herunter und wurde langsamer. »Scheiße«, sagte Annie halblaut, »gerade ist ein Lastwagen aus dem Nichts aufgetaucht. Der Fahrer hat mich gesehen, fürchte ich.«
»Können Sie sich verstecken?«, fragte Patrick »Ich werd’s versuchen«, sagte Annie. Der Lastwagen rumpelte eine leichte Steigung herauf und hielt geradewegs auf sie zu. Annie rannte von der Straße weg, wagte aber nicht, ihre Stablampe zu benutzen. Sie hielt beide Arme vor sich ausgestreckt, kollidierte aber trotzdem mit Bäumen, prallte gegen Felsblöcke und stolperte über Felsbrocken. Die Schmerzen waren wieder so schlimm wie zuvor, aber Annie ignorierte sie und rannte weiter. Die Richtung war ihr egal, sie wollte nur von diesem Lastwagen weg. »Ich … höre kein … Motorengeräusch mehr«, keuchte sie. »Er muss angehalten haben.«
»Laufen Sie weiter, so lange Sie können, und suchen Sie sich dann ein Versteck«, sagte Patrick.
»Wird gemacht«, sagte Annie schwer atmend. »Ich kann …« Sie stolperte erneut, schlug hin und fiel im Schnee auf den Bauch. Als sie aufspringen und weiterlaufen wollte, merkte sie, dass sie nicht über etwas gestolpert war, sondern sich mit einem Fuß in etwas verhakt hatte, das … das ein Leinenbündel zu sein schien, das …
… wie Fangleinen aussah!
Annie warf sich herum, ging in die Hocke, griff nach der obersten Leine und zog daran. Unter dem Schnee kamen weitere Leinen zum Vorschein. Großer Gott, das waren wirklich Fangleinen! »Ich habe einen Fallschirm gefunden! Ich habe einen Fallschirm gefunden!«, rief sie aufgeregt.
»Leiser, Annie. Ich höre Sie sehr gut«, sagte McLanahan. »Ist das Devs Fallschirm?«
»Augenblick!« Sie zerrte in verzweifelter Hast an sämtlichen Leinen, die sie finden konnte, sodass der Schnee nach allen Seiten davonflog. Nein, falsche Richtung – sie hatte die weiße Fallschirmkappe gefunden. Sie warf sich herum und begann den Leinen in Gegenrichtung zu folgen. Bitte, lieber Gott, bitte lass mich Dev finden. Bitte lass ihn noch am Leben sein …
Sie fand ihn auf dem Rücken liegend und mit fünf Zentimeter Neuschnee bedeckt. Dev trug noch immer seinen Helm mit heruntergeklapptem Visier und angeschnallter Sauerstoffmaske. Seine Fangleinen waren um einen benachbarten Baum gewickelt, was bedeutete, dass er im Baum gelandet und heruntergefallen war oder nach der Landung von seinem Fallschirm mitgeschleift wurde und gegen den Baum geprallt war. Annie benutzte die rot leuchtende Stablampe, um die Bajonettverschlüsse der Sauerstoffmaske an den Seiten von Devs Helm zu finden. Als sie die Verschlüsse öffnete, stieg eine leichte Dampfwolke auf. »General, ich habe ihn gefunden!«, sagte sie atemlos. »Ich habe ihn gefunden! Ich glaube, er lebt!«
»Gott sei Dank«, sagte Patrick. »Untersuchen Sie ihn so gut wie möglich, bevor Sie ihn bewegen.«
»Ihm scheint nichts zu fehlen, er ist nur bewusstlos«, berichtete Annie, während sie ihn abzuleuchten begann. Dev steckte in seiner Schutzkleidung für kaltes Wetter, die er auf ihre Anweisung hin angezogen hatte. Sie sah eine tiefe Schramme auf der linken Stirnseite seines Helms und vermutete, dass er mit dem Kopf voraus an den Baum geknallt war. »Ich sehe keine Knochenbrüche. Er ist nur bewusstlos«, wiederholte Annie.
»Hängt er noch am Schirm, dann haken Sie die Fangleinen aus und schleifen ihn möglichst weit von der Landestelle weg«, wies Patrick sie an.
Annie hakte die Fangleinen von Devs Gurtzeug los, legte ihm sein Notpaket auf die Brust, packte das Gurtzeug in Schulternähe und zog daran. Trotz seiner Größe war Dev nicht schwer, aber er bewegte sich trotzdem nicht. Sie zerrte mit aller Kraft an ihm, bis er aus dem Schnee heraus war und sie ihn rückwärts gehend mitschleifen konnte. Aber sie kam immer nur einen halben Meter weit voran und konnte dabei nicht verhindern, dass er hangabwärts in Richtung Straße rutschte. Schleifte sie ihn so weiter, würde er irgendwann ganz auf die Straße hinunterrutschen, und dann würden die Lastwagenfahrer oder eine Suchmannschaft, die zum Absturzort der Vampire unterwegs war, sie dort …
Der Lichtstrahl einer Taschenlampe glitt über Annie hinweg. Sie kamen! Sie waren noch mehrere Dutzend Meter entfernt, aber sie kamen mit
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