Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Wort davon zu sagen. Das war Verrat von der schlimmsten Sorte. Samson fühlte sich gedemütigt, von den eigenen Leuten kastriert.
McLanahan war kein Genie, kein Held, keine lebende Legende – er war ein gemeiner Verräter, der Samson in den Rücken gefallen war.
»Wir … wir haben ein weiteres Flugzeug, das dem Team der Intelligence Support Agency Feuerschutz gibt«, sagte Samson und legte möglichst viel Kraft und Autorität in seine Stimme, obwohl ihm bewusst war, wie sehr beides geschwunden war. »Auch dabei handelt es sich um eine meiner Maschinen. Oberst Furness von der 111. Bomberstaffel und General Patrick McLanahan, mein Stellvertreter, fliegen einen als Reserve eingesetzten zweiten Bomber EB1C Vampire. Sie haben offenbar von dem Abschuss gehört, sind umgekehrt, sind nochmals in den russischen Luftraum eingedrungen und befinden sich jetzt im Kampf mit russischen Angreifern …«
»Mein Gott !«, rief jemand aus – Samson konnte nicht feststellen, wer das gewesen war.
»Zwei russische Kampfhubschrauber sind bereits abgeschossen … nein, Augenblick, soeben wurde auch ein russischer Jäger abgeschossen«, berichtete Samson, der weiterhin alles mithören konnte, was sich im Cockpit der EB1C abspielte. »Der ukrainische Hubschrauber mit der Besatzung der ersten Vampire befindet sich auf dem Rückflug und ist schon fast wieder in ukrainischem Luftraum. Bedroht wird er von zwei weiteren Kampfhubschraubern und einem oder mehreren Jägern. Die zweite Vampire befindet sich im Gefecht mit ihnen allen.«
»Ein Bomber, der … der Jäger bekämpft?«, rief Außenminister Kercheval aus. »Wie kann er das?«
»Ich will trotzdem wissen, wer zum Teufel die Genehmigung erteilt hat, Russen abzuschießen«, wetterte Busick. Das war eine rhetorische Frage, die weder General Samson noch Verteidigungsminister Goff, sondern unmittelbar dem Präsidenten der Vereinigten Staaten galt.
Aber Präsident Thorn dachte gar nicht daran, sich jetzt auf eine Auseinandersetzung mit jemandem einzulassen – nicht einmal mit seinem Freund und engstem Berater, der zugleich sein schärfster Kritiker war. Er stützte seinen Kopf in die linke Hand, tippte sich mit dem Zeigefinger an den Mundwinkel und sah auf den Bildschirm, von dem Terrill Samson ihn sichtlich erregt und verwirrt anstarrte. Er hatte das Gefühl, einen Videofilm von einem schweren Verkehrsunfall, einem Hahnenkampf oder einem anderen potenziell gewalttätigen Ereignis zu sehen – am liebsten hätte er alle fünf Sekunden gefragt: »Was geht hier eigentlich vor?«
Zuletzt nahm der Präsident den Hörer seines Telefons ab und sagte zum Wachleiter in der Telefonzentrale: »Verbinden Sie mich mit dem russischen Präsidenten.« Als wenige Sekunden später die Verbindung zum Kreml hergestellt war, meldete er sich: »Hier ist Präsident Thorn. Ich bin mit Angehörigen meines Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus.«
»Hier ist Präsident Senkow«, antwortete die Stimme eines russischen Dolmetschers. »Ich konferiere hier mit meinem Verteidigungsminister und meinen Generalen, die einen Überfall durch die Vereinigten Staaten vermuten. Sie rufen wegen der Verletzung unseres Luftraums im Grenzgebiet zur Ukraine an, nicht wahr? Ist das ein erstes Geplänkel vor einem Krieg, Mr. President? Was hat das alles zu bedeuten?«
»Das erkläre ich Ihnen gern, Herr Präsident«, antwortete Thorn. »Die Vereinigten Staaten haben in Russland – in der Nähe von Moskau – ein Spionageunternehmen durchgeführt.«
Die Männer im Lageraum starrten sich sprachlos an. Senkow schien dieses Eingeständnis ebenfalls verblüfft zu haben, denn er brauchte einige Sekunden, um sich von seinem Schock zu erholen. »Bitte noch mal, Mr. President.«
»Ich habe gesagt, dass die Vereinigten Staaten in der Nähe von Moskau ein Spionageunternehmen durchgeführt haben«, wiederholte Thorn gelassen. »Heute haben wir versucht, eine Agentin rauszuholen, die eine Ihrer militärischen Einrichtungen ausgekundschaftet hat. Wir haben ein SpecialOperations-Team nach Russland geschickt und zu seinem Schutz ein Stealth-Flugzeug mit großer Reichweite eingesetzt.«
»Mr. President!«, warf Lester Busick ein. » Was sagen Sie da? Solche Informationen dürfen Sie den Russen unter keinen Umständen geben!«
Thorn schaltete sein Telefon für einen Augenblick stumm. »Les, glauben Sie nicht, dass die Russen das alles schon lange wissen?«, fragte er. Dann ließ er die Taste los. »Wie Sie wissen, Herr Präsident, ist
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