Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
sagte der Präsident gelassen. »Meines Wissens hat die Erde nicht aufgehört, sich um ihre Achse zu drehen. Berichten Sie uns, was passiert ist.«
Auf die meisten Leute wirkten die ruhige Art des Präsidenten, sein beherrschter Tonfall und seine fast immer spürbare kontrollierte Energie beruhigend. Aber unter den gegenwärtigen Umständen fanden diese Männer sie eher irritierend. Robert Goff empfand das – um es gelinde auszudrücken – fehlende Engagement seines alten Freundes, des Präsidenten, als zunehmend ärgerlich.
»Ja, Sir«, begann Goff, nachdem er tief durchgeatmet hatte. »Das Rettungsunternehmen für Sirene war erfolgreich. Bedauerlicherweise wurde der Bomber EB1C Vampire, der dieses Unternehmen aus der Luft schützen sollte, kurz vor der russisch-ukrainischen Grenze von einem russischen Abfangjäger abgeschossen.«
»Vielleicht ist diese Vampire doch nicht so unverwundbar, wie man uns einzureden versucht hat«, knurrte der Vizepräsident.
»Die bestüberlegten Pläne, Les, die bestüberlegten Pläne«, meinte der Präsident mit sanftem Tadel in der Stimme. »Wirklich versagt hat nur der, der’s gar nicht erst versucht hat.«
Der Vizepräsident schwieg mürrisch. Ganz Amerika wusste inzwischen, wie unterschiedlich Thomas Thorn und Lester Busick waren, und die meisten Leute fragten sich, wie diese beiden Männer als Führungsteam im Weißen Haus zusammenarbeiten konnten. Thorn war in Washington völlig neu; Busick war der typische Washingtoner Insider. Busick arbeitete am besten in einer Krisensituation; Thorn behandelte jeden Vorfall von harmlosen politischen Querelen bis hin zu einer Weltkrise mit derselben ruhigen, unaufgeregten Gelassenheit. Er hatte etwas von Jimmy Carters Unschuld an sich und schien es ähnlich wie Ronald Reagan zu verstehen, sich vom Ernst eines bestimmten Vorfalls abzukoppeln, während sein scharfer Verstand dafür sorgte, dass sein Stab und seine Berater koordiniert zusammenarbeiteten und im Allgemeinen am selben Strang zogen.
Lester Busick hatte sich viele Jahre lang als den begabtesten Drahtzieher Washingtons gesehen – als den Mann, der hinter den Kulissen die Fäden zog. Aber sobald Thomas Nathaniel Thorn die Bühne betreten hatte, hatte er erkennen müssen, dass er deklassiert war. Der Unterschied bestand vor allem darin, dass Thorn die Puppen tanzen ließ, ohne auch nur eine Hand zu heben – zumindest hatte es nach außen hin diesen Anschein.
»Was ist mit der Besatzung der Vampire?«, fragte der Präsident.
»Sir, Generalleutnant Terrill Samson, der für den Geleitschutz zuständig war, ist uns in einer abhörsicheren Videokonferenz zugeschaltet. Ich möchte ihn gern zu unserer Diskussion hinzuziehen.« Als Thorn nickte, aktivierte eine Assistentin die Verbindung. Samson saß in Dreamland mit Major Long in seinem Lageraum. »General Samson, hier ist Verteidigungsminister Goff. Ich bin mit dem Präsidenten und dem Nationalen Sicherheitsrat im Lageraum des Weißen Hauses. Wen haben Sie bei sich, General?«
»Dies ist Major John Long, Operationsoffizier der 111. Bomberstaffel, die Besatzungen und Flugzeuge gestellt hat; er führt gegenwärtig die Staffel. Oberst Rebecca Furness, die Staffelchefin, ist Kommandantin des Reserveflugzeugs und befindet sich auf dem Rückflug hierher.«
»Also gut, General. Wie lauten die neuesten Nachrichten über das Schicksal der Besatzung?«
»Hauptmann Dewey und Major Deverill leben«, berichtete Samson. »Deverill ist noch immer bewusstlos. Die Besatzung wurde von russischen Milizionären gefangen genommen und der Grenzpolizei übergeben; sie wird gegenwärtig mit unbekanntem Ziel abtransportiert – vermutlich ins regionale Grenzpolizeikommando Belgorod.«
»Der Bomber ist beim Absturz zerstört worden, General?«, fragte der Präsident.
»Unsere Telemetrie lässt erkennen, dass die Maschine völlig zerstört wurde, Sir«, sagte Samson.
»Telemetrie?«
»Wir überwachen hunderte von Parametern aller bei Unternehmen eingesetzten Waffensysteme über Satellit, Sir.«
»Nur schade, dass Sie Ihre menschlichen ›Waffensysteme‹ nicht auf gleiche Weise überwachen können, General«, witzelte Busick.
»Tatsächlich können wir das, Sir«, antwortete Samson. »Wir stehen in ständiger Sprechverbindung mit allen unseren Leuten und überwachen viele ihrer Körperfunktionen ständig über Satellit.«
»Das tun Sie?«, fragte der Präsident ungläubig. »Sie wissen, wo sie sind, was sie sagen, ob ihre Herzen schlagen oder
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