Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
»Tank« hinüberzulaufen, wie der Gold Room im Pentagon allgemein genannt wurde. Er nickte Patrick zu, als er an ihm vorbei zur Tür hastete. »Wir sehen uns, McLanahan. Alles Gute!« Ein weiterer Adjutant kam ins Dienstzimmer des Generalstabschefs gestürmt, um ihm einen weiteren Ordner zu übergeben. Dann lief General Hayes von seinem Stellvertreter und seinem Chef des Operationsstabs gefolgt hinaus.
Der Adjutant wandte sich an Patrick. »Ich habe eine Nachricht für Sie, Sir«, sagte er. »Ihr Zivilanwalt erwartet Sie unten an der Mall Entrance.«
»Mein Zivilanwalt?«, fragte Patrick. »Ich habe keinen Zivilanwalt.« Der Adjutant zuckte mit den Schultern, ging hinaus und ließ ihn in dem großen Raum allein.
Es war ein langer, einsamer Weg im diesigen Sonnenschein zum Mall Entrance. Patrick hatte das Gefühl, die Mütze abnehmen und die Jacke mit den Generalssternen und der Ordensspange ausziehen zu müssen. Dass im Dienstgrad unter ihm stehende Offiziere ihn grüßten, kam ihm seltsam vor – als sei er eine Art Spion in Uniform, der sich hier eingeschlichen habe. Ohne es zu ahnen, war er praktisch schon beim Betreten des Gebäudes nicht mehr bei der Air Force gewesen. Das Pentagon erschien ihm jetzt fremd. Erst vor wenigen Stunden hatte er den Riesenbau besorgt, aber mit dem Gefühl betreten, durchaus ein Teil der Organisation zu sein, deren Zentrale das Pentagon war. Das alles war ihm jetzt weggenommen worden.
An dem Eingang, den der Adjutant ihm genannt hatte, sah Patrick niemanden, der nach ihm Ausschau zu halten schien. Aber er brauchte ohnehin mit keinem Anwalt zu reden: Es würde kein Gerichtsverfahren, keine Aussage vor dem Kriegsgericht und keine Gelegenheit geben, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu entkräften. Er war stillschweigend abserviert worden.
Im Halteverbot vor dem Mall Entrance parkte eine Stretch-Limousine, neben der eine Secret-Service-Agentin mit Sonnenbrille und langem Mantel wartete, und Patrick vermutete, die Limousine stehe für den Vorsitzenden der Stabschefs oder den Verteidigungsminister bereit, um ihn schnellstens ins Weiße Haus zu bringen.
Dies war in der Tat ein höchst aufregender Ort, fand Patrick. Und hinter ihm lag eine höchst aufregende, höchst ungewöhnliche Karriere. Er dachte an einige der Einsätze, an einige der kritischen Situationen zurück, die er in den vergangenen zwölf Jahren erlebt hatte, und stellte sich vor, wie oft das »Batphone« seinetwegen geklingelt hatte, wie oft der Generalstabschef der Air Force vor dem Vorsitzenden der Stabschefs oder sogar dem Präsidenten gestanden hatte und ihm nicht hatte erklären können, was eigentlich vorging, weil Brad Elliott weder ihm noch sonst jemandem mitgeteilt hatte, was er tun würde, bevor er’s tat. Für wie viele rasende Limousinenfahrten war er verantwortlich gewesen? Wie viele schlaflose Nächte, Tiraden, Memos, verwirrte Telefongespräche und Karriereknicks würden das HAWC und er durch ihre unkonventionelle Art der Kriegführung verursacht haben?
Unwichtig – damit war jetzt Schluss.
Aber als Patrick sich auf dem Weg zu einem Taxi, das ihn in sein Hotel bringen sollte, der Limousine näherte, trat die Secret-Service-Agentin einen Schritt vor und sprach ihn an. »Entschuldigung. General McLanahan?«
»Ja?«
Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und lächelte ihm zu. »Diesmal bin ich nicht verkleidet, Patrick.«
Er betrachtete sie genauer, während sein Verstand allmählich ins Hier und Jetzt zurückkehrte. »Marcia? Marcia Preston?« Er schüttelte ihr die Hand, dann umarmte er sie. »Sie haben ein Talent dafür, immer unerwartet aufzutauchen, Marcia.« Marcia Preston war eine der ersten Jagdfliegerinnen im U.S. Marine Corps gewesen, aber sie hatte dort nicht sehr lange Dienst getan. Ihr umfassendes Wissen über militärische Fragen, ausländische Streitkräfte, Taktik sowie See- und Luftkrieg hatte dazu geführt, dass zwei aufeinander folgende Sicherheitsberater des Präsidenten sie als Adjutantin und Beraterin zu sich geholt hatten. Patrick sah zu der Limousine hinüber, aber hinter den getönten Scheiben war natürlich nichts zu erkennen. »Für wen arbeiten Sie jetzt, Oberst? Soviel ich weiß, waren Sie zuletzt bei General Freeman im Büro des Nationalen Sicherheitsberaters.«
»Ich bin kein Oberst mehr, Patrick«, sagte Marcia. »Und mein neuer Boss möchte Sie sprechen. Er wartet auf Sie.«
»Er wartet auf mich? Dort drinnen?«
»Hey, General!« Patrick wandte sich der vertrauten Stimme
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