Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
er merkte, dass weder Muskoka noch McLanahan freiwillig einlenken würden. Er stand auf, verließ seinen Platz am Konferenztisch, ging in sein Büro hinüber und bedeutete Patrick, ihm zu folgen. Dann machte er einen halben Schritt auf ihn zu und sagte halblaut: »Sie und Ihre Teams haben gut gearbeitet, McLanahan, gute Arbeit.«
»Sir, irgendjemand muss etwas gegen diesen StealthJagdbomber unternehmen«, wiederholte Patrick. »Ich weiß, dass er der Schlüssel zu allem ist, was gegenwärtig auf dem Balkan passiert.«
»Damit befassen wir uns, wenn’s soweit ist, Patrick«, wehrte Hayes ab. »Im Augenblick befassen wir uns mit Ihnen.« Patrick war ernüchtert und sichtlich enttäuscht, weil seine Bemühungen vergeblich gewesen waren. »Wie ich höre, weigern Sie sich, Ihre Papiere einzureichen und auszusteigen. Weshalb?«
»Weil ich noch viel Arbeit zu tun habe, Sir«, antwortete Patrick. »Ich muss eine Staffel ausbilden und ein Zentrum leiten, und irgendwo dort draußen ist ein russisches Militärflugzeug unterwegs, das Südosteuropa in Brand zu setzen versucht, während wir Däumchen drehen und so tun, als ginge uns das nichts mehr an. Ich bin bereit, sofort wieder an die Arbeit zu gehen.«
»Dazu wird’s nicht kommen, McLanahan«, sagte Hayes ernst. »Der Verteidigungsminister und die Stabschefs haben die Entscheidung, was mit Ihnen geschehen soll, der Air Force überlassen, und der Luftwaffenminister hat sie wiederum mir überlassen. Sie haben Außergewöhnliches für die Vereinigten Staaten und die Air Force geleistet, McLanahan. Sie haben weit Besseres verdient.
Andererseits gehört Terrill Samson ebenfalls zu unseren besten Offizieren. Hätte ich den Eindruck, die Anklage gegen Sie sei im Geringsten böswillig, würde ich sie augenblicklich fallen lassen. Wie die meisten meiner Mitarbeiter habe ich gestern und vorgestern mindestens ein halbes Dutzend Mal mit Terrill gesprochen, und wir sind uns alle einig: Die Anklage ist berechtigt, weil Sie sich tatsächlich strafbar gemacht haben. Tut mir Leid um Sie, McLanahan.
Lassen Sie mich den Vorschlag wiederholen, den Sie heute sicher schon ein Dutzend Mal gehört haben: Reichen Sie Ihren Abschied ein, dann bekommen Sie ihn als General – mit vollen Ruhestandsbezügen, ehrenhafter Entlassung und vollständiger Tilgung dieser Anklage aus ihrer Akte. Setzen Sie sich dagegen zur Wehr, wenden sich an die Presse oder reichen Gegenklage ein, wandern Sie für fünf bis sieben Jahre nach Leavenworth, müssen die Gerichtskosten tragen und werden degradiert und unehrenhaft entlassen.« Eine unehrenhafte Entlassung war die größte denkbare Katastrophe für einen ehemaligen Offizier, der im Zivilleben eine Stellung oberhalb eines Pizzabäckers suchte. Hayes sah Patrick unschlüssig zögern. »Sie sind noch immer der Überzeugung, nichts Unrechtes getan zu haben, stimmt’s, McLanahan?«
»Ja, das bin ich, Sir«, antwortete Patrick.
»Dann waren Sie eindeutig zu lange in Dreamland«, meinte der Generalstabschef. »Hätte irgendein anderes Besatzungsmitglied seinem Geschwaderkommodore so übel mitgespielt, hätte es binnen vierundzwanzig Stunden vor dem Kriegsgericht gestanden, das wissen Sie genau. Hätte einer Ihrer Offiziere Ihnen so mitgespielt, würden Sie dafür sorgen, dass er für immer Flugverbot erhält. Habe ich Recht?«
»Nein, Sir«, sagte Patrick. Hayes starrte ihn überrascht an, dann kniff er misstrauisch und verärgert die Augen zusammen. »Sir, in meiner Welt belohnen wir Flieger, die Mut, Kreativität und Eigeninitiative beweisen. In der Welt der Testpiloten stellen wir einen Ablaufplan auf, bevor wir losfliegen und ihn zu erfüllen versuchen – aber wir überlassen den Piloten die Entscheidung, ob es Zeit ist, die Betriebsgrenzen ein wenig zu überschreiten. Alle unsere Besatzungen sind zäh, clever und sehr erfahren. Haben sie Anweisung, einen Lenkwaffenstart bei Mach 1,2 zu versuchen, und stellen dann fest, dass Flugzeug und Waffe auch Mach 1,5 aushalten müssten, versuchen sie’s bei 1,5. Und wir würden sie nie dafür bestrafen, dass sie sich nicht ans Programm gehalten haben.«
»Aber Sie waren auf keinem Testflug, McLanahan …«
»Sir, für uns ist jeder Einsatz gleich – wir erfüllen unseren Auftrag, egal was es kostet. Wir in Dreamland sind mehr als nur Manager oder Ingenieure. Wir haben den Auftrag, die nächste Generation von Flugzeugen und Waffen auf jede nur denkbare Weise zu erproben. Tun wir unsere Arbeit richtig, wird später
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