Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
obwohl er auf der Hut gewesen war und schon einmal erlebt hatte, wie blitzschnell Luger sich bewegen konnte. Der Boxhieb traf Dev an der linken Schläfe und ließ ihn taumeln.
»David!«, rief Annie entsetzt. Sie führte Dev, der sich benommen den Kopf hielt, zum Sofa im Wohnzimmer. Neben seinem linken Auge quoll Blut aus einer kleinen Platzwunde. »David, bist du übergeschnappt ?« Lugers Gesicht wurde ausdruckslos, und er brachte vor Überraschung den Mund nicht mehr zu. Auch Annie war von ihrer eigenen Reaktion überrascht. »Ich … ich hab’s nicht so gemeint«, stammelte sie. »David …«
»Ich gehe fort, Annie«, sagte Luger mit leiser, ernster Stimme. Ihr Anblick – in Devs T-Shirt, frisch aus der Dusche, aus seiner Dusche, wie sie seinen Kopf zwischen ihren Händen hielt – war fast zu viel für ihn. »Ich komme nicht mehr zurück.«
»D-David? Wohin gehst du?«
»Weg.«
»Aber wohin? Das verstehe ich nicht.«
»Da gibt’s nichts zu verstehen, Annie«, sagte Luger. »Ich bin nur vorbeigekommen, um dir Lebewohl zu sagen.« »Was hast du vor?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Annie«, wehrte er sichtlich gekränkt ab. »Aber ich komme schon zurecht. Mach dir kei ne Sorgen um mich.«
»David, du machst mir Angst! Erzähl mir, was du vorhast. Bitte!«
»Leb wohl, Annie«, sagte er nur. Annie wollte aufstehen und zu ihm laufen, aber Dev hielt sie am Handgelenk fest.
Luger machte nicht den Eindruck, als habe er irgendwelche Drogen genommen; er war nicht erregt oder wild, sondern im Gegenteil sehr ruhig. Eigentlich viel zu ruhig. Was zum Te u f e l ging hier vor?
»Wann sehen wir uns wieder, David?«, fragte sie. Aber er gab keine Antwort, sondern wandte sich wortlos ab, ging die Treppe hinunter und verließ das Haus.
Zentrale der Firma Sky Masters Inc. Arkansas International Jetport, Blytheville, Arkansas (einige Tage später)
Der kleine Bradley J. McLanahan beobachtete fasziniert die riesige DC10 von Sky Masters Inc. die auf dem taghell beleuchteten Vorfeld des Flughafens stand, und verfolgte, wie die große Frachtluke auf der Backbordseite sich schloss, sobald die letzten Gabelstapler weggefahren waren. Er zupfte an den Jeans seiner Mutter. »Gehen wir heute fliegen, Mami?«
»Diesmal nicht, Schatz«, antwortete Wendy. »Daddy geht heute Abend fliegen.«
»Ich will aber auch fliegen!«, protestierte der Kleine. Das große Flugzeug, das als Transporter, Tanker und fliegender Leitstand eingesetzt werden konnte, ließ gerade sein Hecktriebwerk an. Bradley wandte sich bittend an Patrick. »Bitte, darf ich mitfliegen Daddy?«
»Heute geht’s leider nicht, mein Großer«, antwortete Patrick »Aber wenn ich wieder heimkomme, fliegen wir mit der 210 okay?« Aber die Aufmerksamkeit seines Sohns war längst wieder auf die DC10 konzentriert, was es Patrick erleichterte, ihm seinen Wunsch abzuschlagen.
»Ihr stehlt euch mitten in der Nacht davon«, sagte Wendy zu Patrick. »Die Sache kann nicht in Ordnung sein, wenn ihr das nötig habt.«
»Präsident Martindale hat’s verlangt, also halten wir uns daran«, antwortete Patrick. »Ich wollte, du könntest mitkommen.«
»Irgendwer muss sich um Jons Firma kümmern«, stellte Wendy fest. »Dafür sind Helen und ich zuständig.«
»Nur bis die Situation sich wieder beruhigt hat.«
»Dann wirst du schrecklich lange unterwegs sein, fürchte ich«, sagte Wendy. »Weil die Situation meiner Ansicht nach erst angefangen hat, richtig zu brodeln.« Sie seufzte, dann fragte sie: »Weißt du schon, wo du sein wirst?«
»In der Türkei oder der Ukraine«, antwortete Patrick. »Die endgültige Entscheidung fällt erst nach unserem Tankstopp in Spanien oder Belgien.«
»Ich habe das Gefühl, dass wir schärfer verfolgt werden als der Kerl, den wir zu stoppen versuchen.«
»Richtig – zumindest vorläufig«, bestätigte Patrick. »Aber ich habe das Gefühl, dass sich das bald ändern wird. Ich vermute, dass wir mit stillschweigender Genehmigung des Weißen Hauses rechnen können. Kevin wird es irgendwann gelingen, Präsident Thorn davon zu überzeugen, dass wir keine Gefahr für ihn oder seine Regierung darstellen.« Sie hörten, wie das linke Triebwerk der DC10 angelassen wurde, was für Patrick das Zeichen war, an Bord zu gehen. »Ich muss los.« Er küsste seinen Sohn auf die Wange, dann umarmte er Wendy und küsste sie zum Abschied.
»Ich wollte, ich könnte mitkommen«, sagte Wendy. »Nein, in Wirklichkeit wär’s mir lieber, wenn wir die Finger von
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