Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
erwiderte Samson. »Sie wird nicht verhaftet – außer sie verweigert die Aussage. Ihnen rate ich dringend, in der Platzrunde zu bleiben, bis Sie genügend Treibstoff verbraucht haben, um hier sicher landen zu können.«
»Sorgen Sie dafür, dass beiden kein Haar gekrümmt wird«, forderte Patrick ihn auf. »Sonst mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich.«
»Ich bin nicht Ihr Feind, Patrick!« , erklärte Samson ihm mit Stentorstimme. »Wann kapieren Sie das endlich? Der Geist Brad Elliotts hat Sie völlig verwirrt. Lassen Sie nicht zu, dass auch Ihre Familie darunter leidet. Falls Sie sich nicht ergeben, Patrick, bin ich für nichts verantwortlich, was Wendy und Bradley zustoßen könnte.«
Dies war eine der schwierigsten Entscheidungen, die Patrick jemals hatte treffen müssen – den Befehl zum Umkehren nicht zu geben.
Terrill Samson setzte sich in Bewegung, um ein Geräusch zu erkunden, das sogar den Lärm der startenden DC10 von Sky Masters und die Sirenen der noch immer aufs Vorfeld rollenden Fahrzeuge von FBI und Polizei übertönte: das gellende Kreischen eines verängstigten kleinen Jungen. Ein FBI-Agent, der zu seinem SWAT-Kampfanzug als Tarnung eine schwarze Sturmhaube trug und mit einer Maschinenpistole MP5K bewaffnet war, wollte Wendy McLanahan den kleinen Bradley James McLanahan entreißen.
»Lassen Sie ihn los!«, rief der FBI-Agent. Wendy setzte sich gegen drei Agenten gleichzeitig zur Wehr. »Lassen Sie den Jungen los!«
Samson trat dazwischen und zog die FBI-Agenten von Wendy und dem Jungen fort. »Hände weg von den beiden, Officers, Hände weg!«
»Sie sind Verdächtige, General«, sagte einer der Vermummten »Wir müssen ihnen Handschellen anlegen, bis wir alles durchsucht haben.«
»Hände weg, habe ich gesagt!« Der hünenhafte Dreisternegeneral legte Wendy McLanahan einen Arm um die Schultern und führte sie von den bewaffneten FBI-Agenten weg. »Ich übernehme die Verantwortung für diese beiden.«
Aber Wendy machte sich aus seiner Umarmung frei. »Fassen Sie mich nicht an, Samson!«, rief sie laut. »Ich sitze lieber in Einzelhaft, als mir von Ihnen helfen zu lassen!« Samson führte sie trotzdem weiter weg. Die FBI-Agenten versuchten nicht mehr, ihn daran zu hindern, und Wendy kümmerte sich lieber um ihren kreischenden Sohn, statt weiterhin Widerstand zu leisten.
»Wohin ist Patrick unterwegs, Wendy?«
»Scheren Sie sich zum Teufel, Samson.«
»Vorläufig wird nur ermittelt, Wendy – das FBI hat keine Haftbefehle«, erklärte Samson ihr. »Aber wenn Patrick mit diesem Flugzeug verschwindet, wird Anklage gegen ihn erhoben – wegen Behinderung von FBI-Ermittlungen, Verfälschung und Unterschlagung von Beweismaterial. Dann wäre er ein Justizflüchtling. Finden wir irgendeinen Beweis dafür, dass hier jemand McLanahan wissentlich ermöglicht hat, dieses Flugzeug zu benutzen, wird die Fabrik geschlossen, und das gesamte Führungspersonal wandert ins Gefängnis. Die Sache ist ernst, Wendy. Sie müssen mir sofort sagen, wohin er unterwegs ist.«
»Samson, Ihnen sage ich überhaupt nichts«, antwortete Wendy, die Bradley tröstend an sich gedrückt hielt. »Aber ich will Ihnen eine Frage stellen.«
»Ich weiß, ich weiß – Sie halten mich für einen Verräter, weil ich nicht auf McLanahans Seite stehe und ihm helfe, seinen kleinen Privatkrieg zu führen«, warf Samson ein. »Sie wollen fragen: Wo bleibt meine Integrität? Wo bleibt meine Loyalität? Ist mir alles egal, was hier passiert? Warum unternehme ich nichts dagegen?«
»Nein«, widersprach Wendy McLanahan. »Meine Frage lautet: Amüsieren Sie sich gut?«
»Amüsieren?«, wiederholte Samson ungläubig. Um sie herum herrschte Chaos, Polizeibeamte führten Techniker und Ingenieure in Handschellen ab, und der kleine Bradley kreischte noch immer wie am Spieß. »Ob ich mich amüsiere? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Doktor? Ich sehe hier nichts, worüber man sich amüsieren könnte.«
»Dann tun Sie also nur Ihre Pflicht, nicht wahr, General?«
Samson wusste keine Antwort. Dem FBI zu helfen, seinen Freund und ehemaligen Stellvertreter aufzuspüren, eine Razzia bei einer Privatfirma zu veranstalten und als zuverlässig bekannte Männer und Frauen in Handschellen abführen zu lassen, weil Patrick McLanahan vielleicht einen Angriff auf ein anderes Land plante, stand ganz sicher nicht in seiner Stellenbeschreibung. Warum machte er das also? Nur weil es ihm befohlen worden war? »Nein, ich amüsiere mich
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