Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
aufgefordert, etwas anderes zu tun, bei dem Sie ihm vielleicht sogar geholfen haben?«
Der Präsident ließ sich nicht anmerken, ob es ihn überraschte, dass Goff von seinem privaten Treffen mit Martindale wusste. »Genau das habe ich zu ihm gesagt, Robert. Ich habe ihm geraten, sich seine Ideen und Pläne aus dem Kopf zu schlagen«, antwortete er. »Martindale ist nicht mehr Präsident. Er entscheidet nicht mehr über unsere Außen- oder Militärpolitik – dafür bin ich zuständig. Er ist wieder ein Privatmann, der sich an alle Gesetze zu halten hat, ohne wegen seiner früheren Position auf besonderen Schutz oder spezielle Rücksichtnahme zählen zu können.«
»Warum haben Sie diese Begegnung dann vor mir geheim gehalten?«
»Weil das etwas war, das nur ihn und mich anging«, antwortete Thorn. »Das war ein Gespräch unter Präsidenten. Wäre es mir nicht gelungen, ihn von meinem Standpunkt zu überzeugen, ohne dass mein Kabinett mir den Rücken stärkt, hätte ich eben versagt.« Goffs Miene blieb skeptisch. Der Präsident lächelte wissend, dann fügte er hinzu: »Vielleicht aus demselben Grund, aus dem Sie mir nicht erzählt haben, dass Sie sich mit ihm getroffen haben.« Der Verteidigungsminister starrte ihn überrascht an und rang sichtlich verlegen nach Worten. »Woher ich das weiß? Sie haben’s mir gesagt – nicht ausdrücklich, aber durch Ihre Blicke, Ihr ganzes Verhalten. Ich kenne Sie, Robert, wie Sie Ihrerseits mich kennen. Das Problem ist nur, Sie kennen mich so gut, dass Sie glauben, meine Entscheidungen beeinflussen zu können. Aber das können Sie nicht. Ich kenne Sie ebenfalls gut und weiß, dass Martindale an Sie herangetreten ist. Und ich weiß auch, dass Sie ihn abgewiesen haben.«
Obwohl der Minister überrascht war, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, Thorn etwas aufzuziehen. Der Präsident wirkte so aufreizend selbstbewusst, dass Goff ihn ein wenig ärgern wollte, um diese Selbstsicherheit zu erschüttern. »Wissen Sie das bestimmt? Wissen Sie bestimmt, dass ich ihn abgewiesen habe, Thomas?«
»Da bin ich mir ziemlich sicher«, sagte der Präsident. »Was Martindale vorhat, ist kühn und aufregend und riskant und eigentlich genau das, was Ihnen vorschwebt. Das Problem ist nur, dass es auch illegal ist, und ich weiß, dass Sie niemals etwas Illegales täten. Deshalb haben Sie sich solche Mühe gegeben, mich zum Handeln zu überreden – bliebe ich untätig, könnte Martindale die Initiative ergreifen, und wenn er das täte, wäre ein Misserfolg vorprogrammiert, der die Vereinigten Staaten noch unfähiger erscheinen ließe. Was geschehen soll, Robert, wird geschehen. Ich habe nicht vor, die Angst und Verwirrung noch zu steigern. Wir lassen den Dingen ihren Lauf. Gehen Sie also nach Hause, mein Freund. Ich rufe Sie an, wenn ich Sie brauche.«
Morgan und Goff verließen Thorns Arbeitszimmer und ließen den Präsidenten mit seinen Gedanken – und seinen geheimen Befürchtungen – allein.
Über dem Schwarzen Meer (zur gleichen Zeit)
Der Angriff auf die deutsche Botschaft in Tirana lief so erstaunlich präzise und reibungslos ab, dass selbst Pjotr Fursenko, der größtes Vertrauen zu seiner Konstruktion hatte, ebenso überrascht wie befriedigt war. Alles klappte so gut und schnell, dass er kaum Zeit hatte, sich auf den zweiten Teil ihres gefährlichen Einsatzes vorzubereiten.
Gennadi Jegorow war der ruhige, durch nichts zu erschütternde Führer ihres improvisierten Angriffsteams. Obwohl Pawel Kasakow und sein dämonischer Zorn als ständige Gefahr im Hintergrund lauerten, ließ Jegorow sich Zeit, machte sich in aller Ruhe wieder mit dem vorderen Cockpit vertraut und erklärte Fursenko alles, was er als Waffensystemoffizier beherrschen musste – sich immer der Tatsache bewusst, dass Fursenko die Metjor Mt179 zwar konstruiert hatte, aber noch nie mit ihr geflogen war. Jegorow überzeugte Kasakow davon, dass sie einen zusätzlichen Tag für ihre Vorbereitungen brauchten, und diese Zeit wurde nutzbringend verwendet. Als sie startbereit waren, hatte Fursenko die Überzeugung gewonnen, seine Rolle als Jegorows Assistent spielen und zur rechten Zeit die richtigen Schalter betätigen zu können.
Klappte etwas nicht, sodass ihr Einsatz fehlschlug, war er sich ganz sicher, sie beide aus der Maschine schießen zu können.
Diesmal schleppte die Mt179 Tjeny ohne Zweifel die größte Waffenlast, die sie je getragen hatte: unter beiden Tragflächen je einen Pylon mit einer
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