Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
können.«
»Das hat mich schon damals nicht überzeugt und überzeugt mich auch heute nicht«, sagte der Präsident. »Die vorige Regierung hat uns versichert, eine Intervention in Bosnien und im Kosovo liege in unserem nationalen Interesse. Inzwischen habe ich Zugang zu allen Informationen, die frühere Oberbefehlshaber hatten, und kann nichts dergleichen erkennen. Ich bin entweder nicht so clever wie meine Vorgänger, sodass mir etwas entgeht, oder es hat dort nichts gegeben, was unseren Frieden und unsere Sicherheit hätte gefährden können. Worauf tippen Sie, Edward?«
»Ich glaube, dass es wichtig ist, über die Gegenwart hinauszuschauen und die geopolitische Bedeutung dieser Region zu berücksichtigen, Sir«, sagte Kercheval, ohne auf die Frage des Präsidenten einzugehen. »Russland geht wieder schärfer gegen Dissidenten innerhalb seines Machtbereichs vor. Es will die alten Beziehungen zu Serbien wieder aufleben lassen und droht ehemaligen Ostblockstaaten, die der Europäischen Union oder der NATO beitreten wollen, ungeniert mit Repressalien. Aus meiner Sicht ist das Provokation genug, Mr. President. Für mich ist das sehr offenkundig. Kann ich das noch besser erklären?«
Dieser letzte Satz ließ alle Anwesenden aufhorchen – auch den Präsidenten. Statt darauf zu reagieren, nickte Thorn nur und beendete damit höflich die Diskussion. »Ich weiß Ihre Offenheit zu würdigen, Ed«, sagte er, ohne verärgert zu wirken. Als ob das tatsächlich sein Ernst sei, dachte der Außenminister. Präsident Thorn wandte sich an CIADirektor Douglas Morgan. »Doug? Anmerkungen?«
»Wie wird sich das alles auf laufende Geheimdienstunternehmen auswirken?«, fragte Morgan. »Wir haben vor allem auf dem Balkan, im Nahen Osten und in Asien mehrere Dutzend genehmigte und teils sehr erfolgreiche Unternehmen laufen. Die wollen Sie sicher nicht einfach abbrechen, oder, Sir?«
»Natürlich nicht«, antwortete der Präsident. »Tatsächlich sehe ich überhaupt keinen Grund, irgendeinen Aspekt unserer Geheimdienstarbeit zu ändern. Ich halte aktive Auslandsaufklärung und wirksame Spionageabwehr für ebenso wichtig wie bisher – vielleicht sogar noch wichtiger, wenn mein Plan in die Tat umgesetzt wird.«
»Vielleicht weil der Rest der Welt den Plan als ein Zeichen von Feigheit deuten und erwarten könnte, dass auch alle übrigen amerikanischen Regierungstätigkeiten zusammenbrechen werden?«, warf Kercheval ein.
Falls der Außenminister gehofft hatte, damit eine weitere Auseinandersetzung mit dem Präsidenten provozieren zu können, wurde er enttäuscht. Thorn sah ihn nur an, nickte und sagte lächelnd: »Irgendwas in dieser Art, Ed, irgendwas in dieser Art.« Die übrigen Anwesenden fragte er: »Sonst noch etwas?« Als niemand antwortete, wandte Thorn sich direkt an Kercheval, breitete die Hände aus und sah ihn unverwandt an, als wollte er sagen: »Also los, Ed, raus mit der Sprache, wenn Sie noch was auf dem Herzen haben!«
Kercheval schüttelte den Kopf. Mehr konnte er nicht tun. Er hatte seine Einwände wochenlang vorgetragen, sich mehr Gehör verschafft, als ihm eigentlich zustand, und jetzt sogar die Aufrichtigkeit des Präsidenten angezweifelt. Der Mann war offenbar fest entschlossen, sein Vorhaben zu verwirklichen.
»Gut, dann setzen wir meinen Plan sofort in die Tat um«, sagte der Präsident resolut. Goff und Venti machten grimmige Mienen. Thorn nickte dem Verteidigungsminister zu. »Fangen wir also an, Bob.« Er streckte eine Hand aus, schlug die vor ihm liegende Mappe auf und setzte seine Unterschrift auf das Deckblatt der Präsidentenanweisung. »So, das war ’s, Gentlemen. An die Arbeit!«
Goff nahm die Mappe an sich und starrte das Schriftstück an, als sei es die Ausfertigung eines Todesurteils. »Ich weiß sicher, dass dies das historisch bedeutsamste Dokument ist, das ich jemals in der Hand halten werde.« Er betrachtete Thorn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen. »Wir beginnen sofort mit der Umsetzung, Mr. President. Meine erste vertrauliche Anhörung im Kongress soll in zwei Wochen stattfinden, aber sobald die Umrisse Ihres Plans bekannt werden, wird der Termin bestimmt vorverlegt, und manche Teilnehmer werden sogar für eine öffentliche Anhörung plädieren. Aber ich sorge dafür, dass die Juristen des Weißen Hauses und des Pentagons vernünftige Spielregeln festsetzen.«
»Viel Erfolg, Bob. Ich behalte die Entwicklung im Auge.«
»Wie wollen Sie den Plan in Ihrer Regierungserklärung
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